MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
nicht, das bereits mein Großvater den Namen geändert hatte, oder?“
„Nein, es war Ihr Vater. Er hat seinen alten Namen abgelegt.“ erklärte Mr. Bley nachdrücklich.
Jetzt blieb mir doch der Mund offen stehen. Ich fühlte, wie trocken er wurde, so erstaunt war ich, was die beiden Männer alles über mich und meine Familie wussten. Für die nationale Sicherheit brauchte man offensichtlich sehr, sehr viele gute Informationen.
„Sie wissen aber sehr viel über mich und meine Familie!“
„Mr. Cunningham, wir haben lange nach ihnen gesucht.“
„Wirklich?“ Mein Mund ging noch immer nicht richtig zu. Offensichtlich drehte sich tatsächlich alles um meine Familie. Hoffentlich waren wir kein Teil des Problems für die nationale Sicherheit. „ Sie haben nach mir gesucht?“
„Mr. Cunningham, wissen Sie, von woher sie kommen?“ fragte der Große ziemlich leise. Dabei zog er seine buschigen Augenbrauen zusammen. Seine Frage konnte ich ganz schnell beantworten. „Aus Michigan. Aber den Namen unserer Stadt, den weiß ich nicht mehr.“
„Nun, reden wir nicht lange um den heißen Brei. Dieses Bild ist eine Aufnahme von einem Haus, das ihr Vater auf seinem Grundstück gebaut hat. Sehen Sie dahinter auf dem Nachbargrundstück, dieses metallene Haus mit der Glasfassade? Das hat auch Ihr Vater gebaut. Die Erfindung dieser Häuser, das war sein Job, damals, bevor er nach Los Angeles gezogen ist.“
Nun brachte der Mann aber sicher etwas von seinen Informationen durcheinander. Das musste ich jetzt aber richtig stellen.
„Aber nein, er hat Autos gebaut!“ erklärte ich.
„Nein, er hat Häuser konstruiert. Ganz besondere Häuser.“
„Besondere Häuser?“ mein Mund blieb weiterhin offen stehen.
„Er baute Häuser für die Siedlungen auf dem Mars. Dort ist dieses Bild aufgenommen worden. Dort sind Sie geboren worden, Mr. Cunningham. Sie lebten dort auch bis zu ihrem dritten Lebensjahr.“
Ich zuckte zusammen. Jetzt war der Moment gekommen, an dem mein Mund wohl nie wieder zugehen würde. Die Worte der Männer purzelten durch meinen Kopf und gaben dort ein wildes Durcheinander. So ganz klar, war mir die Situation jetzt nicht mehr. Da saß ich am Tisch mit zwei Männern, die tatsächlich behaupteten, ich käme vom Mars! Vielleicht lag es an ihren engen Krawatten oder den steifen Anzügen, die ihnen die Luft zum klaren Denken abwürgten. Das klang doch alles Plemplem. Oder?
„Sind Sie sich da ganz sicher?“ fragte ich vorsichtig.
„Ja, ganz sicher!“ antwortete Mr. Bley sehr überzeugend. Und doch passte hier etwas nicht. Jedenfalls nicht für mich.
„Sie nehmen mich auf den Arm, oder? Sie machen sich mit mir einen Spaß. Ich meine, auf dem Mars gibt es doch kein Leben. Das gibt`s da gar nicht!“
Der Große zog auf dem Bildschirm ein anderes Bild heran. Eine Siedlung erschien, mit viel Wald und Wiesen drum herum. Ich dachte sofort an Michigan. Irgendwie jedenfalls.
„Das Terraforming begann bereits in den frühen sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Seit rund vierzig Jahren läuft die Besiedlung. Ihr Vater hatte die Leitung für die Gebäudeplanung und die Konstruktion der Wohnhäuser. Doch einige Jahre nach Ihrer Geburt verwarf er sich mit dem Leiter des Gesamtprojektes. Er kündigte und kehrte zurück zu Erde. Dort änderte er seinen Namen und wir verloren seine Spur. Erst vor ein paar Jahren ist es uns gelungen Ihre Adresse ausfindig zu machen!“
Terraforming? Mein Vater baute Häuser anstatt Autos? Und nicht in Michigan sondern auf dem Mars? Vorsichtig schob ich mir meinen Koffer zwischen die Beine. Meine Gedanken drehten wilde Kreise. Vielleicht verstand ich nicht ganz richtig. Manchmal passierte das schon. Oder brachte ich etwas durcheinander? Eher nicht. Sicherlich nicht in diesem Moment! Eher versuchten die beiden Anzugträger mich zu verkohlen. Das sollte ihnen nicht gelingen, denn ich weiß ganz genau, was mein Vater mir erzählt hatte und was nicht. Aber warum machten sich die beiden Männer die ganze Mühe mit mir? Warum brachten sie mich hierher? Ausgerechnet mich?
„Häuser auf dem Mars? So weit weg von der Erde?“ ich sprach ganz leise. Und ich sprach so, als ob ich jedes Wort buchstabieren wollte. „ Sagten Sie wirklich Mars ? Wie kann das alles ein? Haben Sie Raumschiffe?“
„Wir haben Raumschiffe. Der Mars ist seit langem besiedelt. Und Sie, Mr. Cunningham sind, wie bereits gesagt, dort geboren worden.“
Wir schwiegen alle drei einen Augenblick. Ich
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