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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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schief und schwankte derart, da ß ihnen ü bel wurde.
    Jeder von ihnen trug eine dicke, aufgeblasene Schwimmweste, die in der Sonne zu hei ß war, nachts jedoch nicht w ä rmte. Der Stabsbootsmann erlaubte ihnen nicht, die Ä rmel und Hosenbeine ihrer Overalls hochzukrempeln. Au ß erdem mu ß ten sie H ü te mit weichen Krempen tragen. » Sonnenstich « , hatte der Stabsbootsmann wissend gesagt. Niemand hatte ihm widersprochen.
    » War ja wirklich das Letzte, wenn man bis zum Mars und zur ü ck fliegt und dann bei der R ü ckkehr ertrinkt « , sagte eine der Trainingsteilnehmerinnen, eine grinsende, sonnengebr ä unte blonde Kalifornierin mit dem K ö rperbau einer Gewichtheberin.
    » Im Augenblick h ä tte ich nichts dagegen, zu ertrinken « , sagte eine andere Frau. » Es w ä re eine Erl ö sung. «
    Der Stabsbootsmann befahl ihnen allen, ü ber den wulstigen Rand des Gummiboots zu rutschen und jeweils eine Stunde lang im Wasser zu schwimmen. » Sie gehen schon nicht unter, jedenfalls nicht, wenn Ihre Schwimmausr ü stung aufgeblasen ist. Das einzige, wor ü ber Sie sich Sorgen machen m ü ssen, sind Haie. «
    Jamie verbrachte seine ganze Stunde im Wasser damit, sich Sorgen ü ber Haie zu machen, w ä hrend der Stabsbootsmann erkl ä rte, wie man im Wasser nach ihren verr ä terischen R ü ckenflossen Ausschau hielt, »‘ t ü rlich, wenn einer von unten raufkommt, sehen wir ihn erst, wenn ’ s wahrscheinlich schon zu sp ä t ist. Da kann man nicht viel gegen machen. «
    Anfangs kam ihm das Wasser warm vor, aber als die Minuten langsam verstrichen, merkte Jamie, wie die W ä rme aus seinem K ö rper gesogen wurde. Ich erh ö he die Temperatur des Pazifik, sagte er sich. Hoffentlich wissen die Haie das zu sch ä tzen.
    Joannas Stunde kam gegen Sonnenuntergang. Sie schien starr vor Entsetzen zu sein, aber sie schaffte es, die Beine steif auf den vom Wasser glitschigen Wulst zu schwingen und fast ger ä uschlos ins Meer zu gleiten. Sie hing fast wie ein Leichnam im Wasser, ohne die Beine zu bewegen, die angespannten Arme ausgebreitet, die Augen gro ß und starr, die Lippen zu einem d ü nnen, blutleeren Strich zusammengepre ß t.
    Hin und wieder trieb sie vom Gummiboot weg, unternahm aber nie auch nur den leisesten Versuch, wieder zur ü ckzuschwimmen. Der Stabsbootsmann br ü llte sie an, mu ß te sie aber jedesmal an der Sicherheitsleine n ä her heranholen.
    Als Jamie im abgedunkelten Rover auf seiner Liege lag und zuh ö rte, wie der Marswind ihn rief, sah er Joanna wieder vor sich, wie sie allein im kalten schwarzen Meer trieb, von panischer Angst erf ü llt, und das erbitterte Gebr ü ll des Stabsbootsmanns und die verlegene Aufmerksamkeit der anderen Trainingsteilnehmer ertrug, bis der Stabsbootsmann sie schlie ß lich wieder an Bord des Gummiboots zog. Zitternd wickelte Joanna sich in eine Decke und kroch in eine Ecke des Gummiboots. Dort kauerte sie sich in F ö tusstellung zusammen, ohne ein Wort mit jemandem zu sprechen.
    Warum hat sie eine solche Angst ertragen, fragte sich Jamie. Warum hat sie sich so geschunden, um all die Qualen des Trainings durchzustehen und hierher zum Mars zu kommen?
    Dann fiel ihm ihr Ausflug auf den Gletscher in McMurdo wieder ein, und schlie ß lich wurde ihm klar, wovor Joanna sich in Wahrheit f ü rchtete.
    Vor ihrem Vater! Sie f ü rchtet sich davor, ihn zu entt ä uschen. Sie hat Angst, Brumado im Stich zu lassen, mehr Angst als vor Haien oder vor dem Erfrieren – oder davor, hundertf ü nfzig Millionen Kilometer von zu Hause entfernt zu sterben. Sie f ü rchtet sich nicht davor, selbst zu versagen, sondern nur davor, ihn zu entt ä uschen.
    Ihre Seele geh ö rt tats ä chlich ihm. Er f ü llt ihr ganzes Leben aus. Was wird sie tun, wenn wir zur Erde zur ü ckkehren? Besonders, wenn wir keinen Beweis f ü r Leben finden, den sie ihrem alten Herrn zeigen kann?
    Er drehte sich um und fiel in einen unruhigen Schlaf. Er tr ä umte von erdbedeckten Navajo-Balkenh ü tten, die die kahle Marsw ü ste sprenkelten, und von pr ä chtig gefiederten G ö ttern, die auf Flammens ä ulen aus dem Himmel herabstiegen. Der pr ä chtigste aller G ö tter sah genau wie Alberto Brumado aus, und er funkelte Jamie mit den zornigen, glitzernden Augen eines Adlers an.

ERDE
     
    WASHINGTON: Harvey Todd war so klein, daß man ihn mit Alexander Hamilton hätte vergleichen können, einem der Väter der amerikanischen Verfassung. Wie Hamilton hatte er in seinem Leben nie ein öffentliches Amt

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