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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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Gepflogenheiten informiert sind?«
    »Nein, außer den
Lindmeirs weiß das niemand … So kommen wir also nicht weiter«, sagte Margarethe
Jacobsen. Ihre Hand spielte mit dem Knopf ihrer blau-weiß gestreiften Bluse.
    Lyn starrte sie an.
Damit waren sie ein gutes Stück weiter. Nur schien für die alte Dame nicht ein
einziges Mal in Betracht zu kommen, dass die Lindmeirs gerade mächtig nach oben
gerückt waren. Auf der Liste der Verdächtigen.
    »Sie können den
Beerdigungstermin festlegen«, wechselte Karin mit Blick auf ihre Notizen das
Thema. »Der Leichnam Ihres Mannes ist freigegeben.«
    »Ja … Ja, ich werde es
gleich mit Dora durchsprechen. Paul wird mir bei den Einladungen helfen. All
die Geschäftspartner …«
    »Frau Jacobsen, Sie
haben keine Kinder«, sagte Lyn. »Wer sind Ihre Erben? Wer sind Ihre nächsten
Verwandten? Ist Paul Lindmeir in irgendeiner Weise erbberechtigt?«
    »Aber ja. Paul ist für
uns der Sohn, den wir nie hatten. Er erbt die Werft. Das steht seit Jahren
fest. Er macht sowieso schon alles. Hinrich hat sich in den letzten Jahren
immer mehr zurückgezogen. Er konnte sich fest auf Paul verlassen. Er hat die
Werftgeschäfte in seinem Sinne weitergeführt. Hinrich hat nur noch ab und an
Geschäftstermine wahrgenommen. Immer, wenn Paul ihn darum gebeten hat.« Ihre
Finger spielten mit dem Medaillon an ihrer goldenen Kette, während sie
überlegte.
    »Dann gibt es noch
Aktien und dieses Haus hier. Auch das geht an die Lindmeirs. Aber erst nach
meinem Tod. Die Werft geht schon jetzt in Pauls Besitz über. Was sollte ich
auch damit anfangen? Ich habe von Geschäftsdingen keine Ahnung. Und finanziell
bin ich bestens versorgt. Hinrich war Einzelkind. Von seiner Seite haben wir in
unserem Testament niemanden bedacht. Von meiner Seite gibt es noch eine Nichte.
Die Tochter meiner verstorbenen Schwester. Sie wird mit einer Summe Bargeld
bedacht. Hinrich war ja dagegen, weil er ihren Sohn nicht mag, also meinen
Großneffen. Aber sie ist nun einmal meine letzte nahe Verwandte.«
    Lyn zückte ihren Block.
»Wie ist der Name Ihrer Nichte? Die Anschrift?«
    »Marion Holzbach. Sie
wohnt im Osten. In Mecklenburg-Vorpommern.«
    Lyn brach mitten im
Schreiben des Namens ab. Sie kniff die Augen zusammen. »Holzbach? Es gibt in
Wewelsfleth einen Kevin Holzbach. Er–«
    »Ja, genau«, unterbrach
die Witwe sie, »Kevin ist der Sohn von der Marion. Mein Großneffe. Hinrich hat
ihn auf der Werft untergebracht. Marion, oder besser gesagt: mir zum Gefallen.
In Mecklenburg hat er keine Lehrstelle gefunden. Der Junge ist nicht einfach. Da
fehlte wohl der Vater. Hinrich war nie von ihm angetan. Und Paul ist auch nicht
begeistert. Der Junge schleppt sich mehr schlecht als recht durch die Lehre.
Kommt immer zu spät, spielt oft krank. In einem anderen Betrieb wäre er schon
längst rausgeflogen. Hinrich sagte immer, er ist eine faule Frucht.«
    »Ich bin gespannt auf
das Protokoll von Paul Lindmeir«, sagte Lyn, nachdem sie den Dienstwagen
abgeschlossen hatte und mit Karin zum Eingang des Polizeigebäudes in der Großen
Paaschburg lief. Sie hatte während der Rückfahrt von Glückstadt nach Itzehoe
ununterbrochen über den Fall geredet, um zu verhindern, dass Karin das Gespräch
auf die private Ebene ausdehnte.
    »Wir trommeln nachher
alle ins Besprechungszimmer«, sagte Karin Schäfer, »wir haben so viele
Ansatzpunkte, da muss Struktur rein. Aber erst mal muss ich was essen. Mein
Magen sendet schon Notrufsignale.« Sie deutete Richtung Glastüren des Gebäudes.
»Na, sieh mal an, wer kommt denn da? Kollege Thilo und …«, sie sah Lyn an und
zwinkerte lächelnd, » … Kollege Hendrik.«
    Lyns Blut suchte sich
den schnellstmöglichen Weg in ihre Wangen. »Karin, ich … bitte, sag den anderen
nichts.«
    »Ich schweige wie ein
Grab. Ich versteh zwar nicht, warum ihr so ein Geheimnis daraus macht. Ich
finde, ihr gebt ein tolles Paar ab. Aber das geht mich ja nichts an.«
    »Wie hast du es denn
rausgefunden?« Lyn flüsterte, weil die Männer näher kamen.
    »Er verschlingt dich mit
den Augen, nennt dich nicht mehr Bavaria, und du bist so auffällig bemüht, ihn
nicht anzusehen oder zu berühren. Auffälliger geht’s eigentlich nicht, aber die
Männer scheinen dafür blind zu sein.«
    Lyn atmete tief aus. Ein
Glück.
    »Wenn ihr essen gehen
wollt, sagt es mir bitte nicht«, rief Karin den beiden Männern entgegen, »ich
habe nämlich zwei belegte Stullen da oben liegen, die wegmüssen.«
    »Na gut«, nickte
Hendrik,

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