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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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Angeblich fühlte er sich bereits am Vorabend nicht wohl und hat
darum gebeten, vom Unterricht befreit zu werden.«
    Hendriks Finger
trommelten auf der Tischplatte, als er in die Runde blickte. »Was, wenn er in
der Nacht nach Glückstadt gefahren ist? Er lauert Hinrich Jacobsen auf, als der
nach der Schachpartie mit Paul Lindmeir nach Hause geht, bringt ihn um, fährt
nach Wewelsfleth und steckt die Hütte mitsamt Leiche an. Dann fährt er zu Margarethe
Lindmeir, versucht, alle zu täuschen, und verlässt Glückstadt. Er wäre
spätestens zwei Stunden später wieder in seinem Internat in Malente gewesen.«
    »Welches Motiv hätte der
Junge haben sollen?« Die Frage kam von Thilo.
    Hendrik hob die
Schultern. »Weiß ich noch nicht. War auch nur so ‘ne Idee. Vielleicht war er
wirklich einfach krank. Aber zeitlich hätte er es schaffen können.«
    »Wäre er denn unbemerkt
wieder ins Internat gelangt, Hendrik?«, stellte zu Lyns Ärger Barbara Ludowig
bereits die zweite intelligente Frage in diesem Fall. Inklusive Augenaufschlag.
    »Das wäre zu klären«,
sagte er und sah Karin an. »Gestattest du eine Dienstreise nach Malente? Ich
würde die Örtlichkeiten gerne mal in Augenschein nehmen.«
    »Ich gestatte alles, was
einen Hauch von Erfolg verspricht. BKI -Leiter
Thomsen tritt mir auch schon mächtig auf die Füße. Gestern hat er mich gefragt,
wann denn Wilfried endlich wiederkommt. Dieser Macho traut mir nichts zu. Also,
bitte, ihr Lieben: Bringt mir irgendetwas, das uns einen Schritt weiterbringt.«
Sie sah Hendrik an. »Ich gebe dir weibliche Verstärkung mit.«
    Lyn bekam heiße Wangen.
Musste Karin unbedingt auf Amors Füßen wandeln und sie alles mit Hendrik
zusammen machen lassen? »Aber ich wollte doch die Zug-Reservierungen klären und
die entsprechenden Leute befragen«, sagte sie, »das wird dauern.«
    »Ich dachte auch nicht
an dich, Lyn«, kam Karins Antwort freundlich, aber bestimmt. »Wozu haben wir
eine Praktikantin?«
    Barbara strahlte Hendrik
von der Seite her an. »Ich freu mich.«
    »Ja, ich mich auch.«
Hendrik lächelte dabei allerdings Lyn an.
    Lyn hatte sich direkt
nach der Besprechung in ihr Büro begeben, die Deutsche Bahn angerufen und die
Liste mit den Reservierungen angefordert. Trotz des Feiertages sollte die Liste
in spätestens fünfzehn Minuten da sein.
    Ob Hendrik und Barbie
schon unterwegs waren? Lyn stand auf und machte sich auf den Weg zu Birgits
Büro. Schließlich konnte das Fax ja auch eher eintreffen.
    »Ich erwarte ein Fax«,
erklärte sie der Sekretärin, als sie sich neben das Gerät stellte.
    Birgit hob indigniert
eine Augenbraue und wandte Lyn wieder den Rücken zu. »Bisher habe ich noch alle
Faxe umgehend verteilt, wenn sie eintreffen. Aber neuerdings scheine ich ja
alles falsch zu machen … Da kommt man schon am Feiertag ins Büro, um die mit
Arbeit überhäuften Kommissare zu entlasten, und dann machen sie doch alles
selbst.«
    Lyn sparte sich eine
Antwort. Wenn Birgit schmollen wollte, sollte sie doch. »Sind Hendrik und
Barbara schon los?«, fragte sie stattdessen betont gleichgültig.
    »Nein, aber in fünf
Minuten«, erklang es von der Tür. Hendrik hielt der Sekretärin die Handfläche
hin. »Den Autoschlüssel, bitte.«
    Kommentarlos pfefferte
die Sekretärin den Mondeoschlüssel in die Hand des Oberkommissars.
    »Einen schönen Tag noch,
die Damen«, sagte er. Sein Blick suchte Lyns, bevor er hinausging. »Du solltest
heute mal pünktlich Feierabend machen, Kollegin. Man sieht dir die
durchgemachte Nacht an.«
    Lyn starrte ihm
hinterher. Scheiße. Da war einer mächtig beleidigt. Sie war froh, als das
Faxgerät piepte und ein Schriftstück auszuspucken begann. Sie versuchte,
Hendrik aus ihren Gedanken zu verbannen, während sie mit der Reservierungsliste
in ihr Büro zurückging, aber es wollte nicht gelingen. Tief in ihrem Inneren
wusste sie, dass er nicht beleidigt, sondern verletzt war. Zu Recht.
    Mit sich selbst und der
Welt im Unfrieden griff sie nach dem Telefonhörer. Sie musste die
Telefonnummern der Leute erfragen, die mit Hinrich Jacobsen im gleichen Waggon
gesessen hatten, und einen nach dem anderen anrufen. Sisyphusarbeit, während
Kokettier-Barbie mit Hendrik durch die ostholsteinische Schweiz spazieren fuhr.
Und etliche Feldwege passierte.
    ***
    Paul Lindmeir ging
leicht in die Knie, als er sein Grundstück erreichte, stützte beide Hände auf
seine Oberschenkel und versuchte, tief und gleichmäßig zu atmen. Er war am
Elbdeich bis zum

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