Marschfeuer - Kriminalroman
nicht Freunde
sein, Lyn?«, sagte er leise.
Lyn lächelte ihn an und
legte ihre Hand in seine. »Niemals. Und jetzt«, sie deutete nach vorn,
»solltest du deiner Miriam helfen, den blöden Hund einzufangen, den sie gerade
von der Leine gelassen hat.«
Unter lauten
»Barny«-Rufen rannten die Mädchen und Henning Harms bereits hinter dem Boxer
her, der aus nicht ersichtlichen Gründen über die Grundstücke der Kleingärtner
stob.
Lyn folgte der dem Hund
hinterherrennenden Geburtstagsgesellschaft langsam, vorbei an der abgebrannten
Hütte und weiteren Grundstücken.
»Bö …ser Bar …ny«,
maßregelte Henning zwei Minuten später, völlig außer Atem, seinen Hund und nahm
ihn wieder an die Leine. Ein Zaun, der das Ende der Kleingartenkolonie von der
dahinterliegenden Weide trennte, hatte den Boxer gestoppt. Ein Hase flüchtete hakenschlagend
über das Feld.
Lyn hatte keinen Blick
für das Langohr, das in Barny offensichtlich einen Jagdinstinkt ausgelöst
hatte. Ihr Blick klebte an einem kleinen, frisch umgegrabenen Beet auf dem
letzten Grundstück.
»Was ist?« Bernd war
neben sie getreten.
»Ich frage mich, was
hier vergraben wurde. Der eigentliche Schrebergarten liegt weiter vorn.« Sie
deutete auf das andere Ende des Grundstücks.
»Du glaubst, dieser
Hühner-Dingsbums könnte da verbuddelt sein?« Er zog die Mundwinkel nach unten.
»Das würden eure Leute doch kaum übersehen haben. Oder hat die Spurensicherung
die anderen Grundstücke nicht überprüft?«
»Selbstverständlich, du
Schlauberger. Aber das Loch könnte danach gegraben worden sein. Ich werde es
morgen überprüfen lassen … Und sein Name ist Waldemar Pankratz. Und nicht Dingsbums.«
»Grandioses Maifeuer«,
kam es hämisch über Bernd Hollwinkels Lippen, als sie auf der Weide hinter dem
Wewelsflether Sportplatz vor einem kokelnden Feuer aus aufgeschichtetem Reisig
und Gartenabfällen standen.
»Maiqualm wäre in der
Tat der treffendere Ausdruck«, musste Lyn ihrem Exmann widerwillig
beipflichten. Vielleicht waren sie auch einfach zu spät. Außer einer Handvoll
Kinder und zwei Feuerwehrleuten hatte niemand mehr Interesse an dem Feuer. Die
Masse der Wewelsflether stand ein gutes Stück entfernt an der Holzhütte des
Vereins und ließ sich Bratwurst und Bier schmecken.
»Der Sportverein hätte
den Brandstifter holen sollen«, sagte Sophie, »dann hätte es besser gebrannt.«
»Bassd scho, du
Krümala.« Bernd Hollwinkel zwinkerte seiner Tochter zu und legte ihr den Arm um
die Schultern. »Die Dünenkaschber könna hald ned amal a gscheids Feuerla
azünden. Und an Maibaum ham se a ned. Richtiche Kuldurbanausen sin des.«
»Sei lieber ruhig, du
Bazi«, kicherte Sophie, »sonst kriegst du Ärger mit mir. Ich bin schließlich zu
fünfzig Prozent auch ein Dünenkasper.«
»Ja, aber die bessern
fuffzich Brozend sin frängisch.« Er strubbelte lachend durch ihr Haar. Sein
Blick wechselte dabei von Sophie zu seiner Exfrau.
Lyn lächelte stoisch vor
sich hin. Sie würde ihm nicht den Gefallen tun, sein Fränkisch zu kommentieren.
Er wusste, dass sie den Dialekt nie gemocht und sich auch in den fünfzehn
Jahren, die sie in Bamberg verbracht hatte, nicht daran gewöhnt hatte. Sie
hatte ihm bei Charlottes Geburt das Versprechen abgenommen, dass sie mit ihrer
Tochter, und später dann auch mit Sophie, nur Hochdeutsch reden würden. War er
doch mal in Dialekt verfallen, hatte sie mit Plattdeutsch gekontert, das er
genauso wenig mochte und das nur die »Muschelschubser« sprachen.
Sophie hängte sich an
den freien Arm ihres Vaters– den anderen krallte Miriam sich gerade. »Wollen
wir eine Wurst essen, Papa?«
»Ja, klar«, sagte der
und drückte einen Kuss auf Sophies Scheitel, der das gleiche Blond wie sein
Haar aufwies. »Komm, Henning, Barny möchte bestimmt auch eine Wurst.« Zu viert
marschierten sie los.
»Danke der Nachfrage.
Ich nehme auch eine«, murmelte Lyn und trottete hinterher.
Charlotte hatte sich
längst abgesetzt. Sie stand in einer Clique junger Leute am Fußballtor. Lyn sah
eine Sektflasche kreisen.
»Moin, Frau Harms!«,
erklang eine Stimme neben ihr, als sie am Grillstand auf ihre Thüringer
wartete.
Lyn brauchte zwei
Sekunden, um zu schalten. Wehrführer Jörg Steffens trug diesmal keine Uniform,
sondern Jeans und eine modische Allwetter-Jacke. In sein kurzes Haar schien er
den Gesamtinhalt einer Geltube geknetet zu haben. Es stand igelmäßig in alle
Richtungen ab.
»Hallo, Herr Steffens«,
erwiderte Lyn seinen
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