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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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blonde Chorschwester zwinkerte ihr zu. »Also,
auf Hinrich Jacobsen! Möge er in Frieden ruhen.«
    Lyn, die eigentlich
nicht vorgehabt hatte, den Schnaps zu trinken, konnte bei dem Trinkspruch
unmöglich ablehnen. Sie drehte den Verschluss auf und tat es den
Sangesschwestern gleich: Mit einem Schluck war das Fläschchen leer.
    »Und mit den leeren
Flaschen machen wir ‘ne Schnecke«, sagte die Blonde und begann, das Leergut in
der Mitte des Stehtisches in Schneckenform zu arrangieren.
    »Mama?«
    Lyn drehte sich um.
»Krümelchen! Alles klar?«
    »Ja.« Sophie zögerte
einen Moment. »Mama, darf ich mit Papa und Miriam mitgehen? Sie haben gesagt,
dass ich mit im Landgasthof schlafen darf. Da ist noch ein Bett frei. Dann
wollen wir da morgen zusammen frühstücken. Bitte, darf ich?«
    »Du kannst doch zu Hause
schlafen, Krümel. Und frühstücken können wir alle bei uns. Ist doch viel
gemütlicher.«
    Sophies Schultern
sackten nach unten. »Nie darf ich was.«
    Lyns Blick glitt über
die Leute zu ihrem Exmann. Den Arm um die Schultern seiner Freundin gelegt,
blickte er zu ihr herüber. Lyn seufzte. Er sah seine Töchter so selten. Konnte
sie es ihm verübeln, wenn er ohne seine Exfrau mit ihnen frühstücken wollte?
    »Also gut, Krümel.
Meinetwegen.«
    »Danke, Mama!« Strahlend
drückte ihre jüngste Tochter ihr einen Kuss auf die Wange. Sophie blickte zu
der Truppe am Stehtisch. »Wann gehst du nach Hause, Mama?«
    »Gleich.«
    Zwei Stunden später
hatte die Leergut-Schnecke fast die Außenkante des runden Tisches erreicht.
Jörg Steffens schwenkte ein Schnapsfläschchen vor Lyns Nase hin und her. Mit
einem Arm musste er sich am Stehtisch abstützen. »Was is mit dir, Lyn? Noch ‘n
Schlüpferstürmer?«
    Lyn grinste. »Klar.
Immer her mit dem String-Striker.« Sie artikulierte streng, merkte aber selbst,
dass sie lallte. »Und dann muss ich ma los … Ich muss morgen arbeiten. Trotz 1.
Mai.« Sie stieß mit ihrem Schnaps gegen das Fläschchen der blonden
Chorsängerin. »Prost, Ina!«

NEUN
    »Guten Morgen,
entschuldigt die Verspätung!« Lyn nickte in die Runde im Besprechungszimmer und
setzte sich auf ihren Stuhl. Langsam.
    »Geht’s dir nicht gut?«,
fragte Karin Schäfer. »Du siehst krank aus.«
    Lyn verzog die Lippen,
darauf bedacht, nicht Hendrik anzusehen, dessen besorgten Blick sie aus dem
Augenwinkel wahrnahm. »Wodka-Kirsch-Syndrom. Heilbar und morgen vergessen.«
    Alle lachten. Nur
Hendrik nicht.
    »Schön, dass du so einen
lustigen Abend hattest«, sagte er stattdessen. In einem Tonfall, der seine
Worte Lügen strafte.
    »Ich bin mit der
Geburtstagsgesellschaft meiner Tochter beim Wewelsflether Maifeuer gelandet«,
erklärte sie, ohne auf Hendriks Bemerkung einzugehen, »und da hat mich der
trinkfreudige Gesangsverein vereinnahmt. Allerdings habe ich uns auch ein wenig
Arbeit mitgebracht. Mir ist auf dem Weg über das Kleingartengelände ein frisch
angelegtes Beet aufgefallen. Auf dem letzten Grundstück am hintersten Ende der
Anlage, etwas versteckt hinter einer Holzhütte.« Ihr Blick blieb an Jochen
Berthold hängen. »Jochen! Ich bin echt froh, dich zu sehen. Gestern dachten wir
für einen Moment …«
    »Bitte!« Jochen hob
abwehrend seine Hände, während sich sein Gesicht missmutig verzog. »Ich möchte
von diesem Quatsch nichts mehr hören. Und ich möchte auch nicht auf meinen
Kater angesprochen werden.«
    »Karin hat ihn heute
Morgen umarmt, als er reinkam«, flüsterte Thilo Lyn grinsend zu, »das hat unser
fischblütiger Kollege noch nicht verdaut.«
    »Was hat es mit diesem
Beet auf sich, Lyn?«, lenkte Jochen krampfhaft ab.
    »Nun, da waren so zwei
Quadratmeter frisch umgegraben«, antwortete Lyn ihm. »Habt ihr das überprüft?«
    Jochen Bertholds
Mundwinkel wanderten nach unten. »Da war nichts frisch umgegraben. Dann hätten
wir geguckt, was drunter ist.«
    »Dann kann Birgit
Montagmorgen gleich mal rausfinden, wer der Grundstückspächter ist, und dann
holen wir uns einen Beschluss zum Buddeln«, bestimmte Karin. »Wir greifen nach
jedem Strohhalm.«
    »Ich bin da auch an was
dran«, sagte Hendrik, »etwas, das nach einem ganzen Bündel Strohhalmen riecht.
Ich habe vor der Frühbesprechung die Internatsfreunde von Markus Lindmeir
telefonisch befragt. Der Junge hat Lyn und mir erzählt, dass er erst
Freitagmittag sein Internat verlassen hat. So weit scheint das auch zu stimmen,
aber, und jetzt kommt’s: Er hat am Morgen weder am Frühstück noch am Unterricht
teilgenommen.

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