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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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den Farben von Olympique Marseille. Unten blau, oben weiß. Mit passenden Wimpeln am Rückspiegel und dem Fan-Schal auf der Heckablage. Drinnen Musik. Die Gipsy Kings. Bamboleo, Djobi Djoba, Amor, amor... The Best of.
    Der Straßenarbei ter Sicard hatte den Hydranten am Rinnstein für ihn aufgedreht. José hatte, wenn er wollte, das Wasser der ganzen Stadt zur Verfügung. Ab und zu kam er an Sicards Tisch, setzte sich und trank einen Pastis, ohne seinen Wagen aus den Augen zu lassen. Als sei er ein Sammlerstück. Aber vielleicht träumte er auch nur von dem Pin-up-Girl, das er darin zu einer Spritztour nach Cassis einladen würde. Seinem zufriedenen Lächeln nach zu urteilen, dachte er jedenfalls nicht ans Finanzamt. Und José nahm sich Zeit.
    Hier im Viertel lief das immer so, wenn jemand seinen Wagen waschen wollte. Die Jahre vergingen, aber es gibt immer einen Sicard, der dir Wasser anbietet, wenn du seinen Pastis bezahlst. Man musste schon ein Angeber aus dem vornehmen Stadtteil Saint-Giniez sein, um in eine Waschanlage zu fahren.
    Wenn hier ein anderes Auto kam, musste es warten, bis José fertig war. Bis er die ganze Karosserie sorgfältig mit einem Ledertuch abgerieben hatte. In der Hoffnung, dass nicht gerade in dem Moment eine Taube draufschiss.
    War der Fahrer aus dem Viertel, trank er gemütlich seinen Aperitif mit José und Sicard, wobei sie über die Fußballmeisterschart sprachen und sich natürlich über die schlechten Ergebnisse von Paris Saint-Germain lustig machten. Und die konnten nur schlecht sein, auch wenn die Pariser sich auf der Rangliste ganz vorn tummelten. Wenn ein »Tourist« vorbeikam und unpassen d erweise auf die Hupe drückte, konnte es zu Handgreiflichkeiten kommen. Aber das kam selt en vor. Wenn man nicht aus dem P anier kommt, macht man d ort keinen Ärger. Man hält den M und und trägt sein Unglück mit Fassung. Aber es kam kein Auto vorbei, und Loubet und ich konnten in Ruhe essen. Ich persönlich hatte nichts gegen die Gipsy Kings.
    Ange hatte uns einen Tisch auf der Terrasse gegeben, dazu einen Rosé aus Puy-Sainte-Réparade. Auf der Speisekarte standen gefüllte Tomaten, Kartoffeln, Zucchini und Zwiebeln. Ich hatte Hunger, und es schmeckte köstlich. Ich esse gern. Aber es wird schlimmer, wenn ich Sorgen habe, und noch schlimmer, wenn ich mit dem Tod in Berührung komme. Dann muss ich Nahrungsmittel ‒ Gemüse, Fleisch, Fisch, Nachtisch oder Süßigkeiten — verschlingen. Mich mit ihrer Würze durchtränken. Ich hatte kein besseres Mittel gefunden, um dem Tod zu trotzen. Mich davor zu schützen. Gute Küche und guter Wein. Eine Überlebenskunst. Bis heute war mir das nicht schlecht gelungen.
    Loubet und ich bewahrten Schweigen. Bei der Vorspeise hatten wir nur einige Banalitäten ausgetauscht. Er grübelte über seinen Hypothesen. Ich über meinen. Cue hatte mir einen Tee angeboten, einen schwarzen Tee. »Ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen«, hatte sie begonnen. Ich hatte geantwortet, dass es vorerst keine Frage des Vertrauens, sondern nur der Wahrheit war. Einer Wahrheit, die dem zuständigen Beamten mitgeteilt werden musste. Guitous Identität.
    »Ich werde Ihnen nicht mein ganzes Leben erzählen«, erklärte sie. »Aber Sie werden besser verstehen, wenn ich Ihnen gewisse Dinge berichte. Ich bin mit siebzehn nach Frankreich gekommen. Mathias war gerade geboren. Das war 1977. Meine Mutter hatte entschieden, dass es Zeit war, zu gehen. Die Tatsache, dass ich gerade nieder - gekommen war, hat ihren Entschluss möglicherweise beeinflusst. Ich weiß es nicht mehr.«
    Sie warf mir einen flüchtigen Blick zu, griff nach einer Schachtel Craven A und steckte sich nervös eine Zigarette an. Ihr Blick verlor sich in einer Rauchspirale. Wei t weg. Sie sprach weiter. Ihre S ätze mündeten manchmal in langes Schweigen. Ihre Stimme klang entfernt. Wörter blieben in der Luft hängen, und sie schien sie zusammen mit ihrem Zigarettenrauch mit dem Handrücken wegwischen zu wollen. Ihr Körper rührte sich nicht. Nur ihre langen Haare wiegten sich im Rhythmus des Kopfes, den sie wie auf der Suche nach einem verlorenen Detail neigte.
    Ich hörte aufmerksam zu. Es fiel mir schwer, zu glauben, dass ich der Erste war, dem sie ihr Leben anvertraute. Ich wusste, dass sie am Ende ihres Berichts eine Gegenleistung von mir erwarten würde. Aber durch diese plötzliche Vertrautheit verführte sie mich. Und es funktionierte.
    »Meine Mutter, meine Großmutter, meine drei jüngeren Schwestern, das

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