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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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stieg gen Himmel. Dieses Ekelpaket verbrannte noch immer seine alten Reifen. Es hatte Beschwerden gegeben, aber Saadna scherte sich einen Dreck darum. Kaum zu glauben, aber sogar die Bullen hatten Schiss vor ihm.
    Arnos Tür stand offen. Ein einziger Blick hinein bestätigte meine Befürchtungen. Decken und Laken waren zerknüllt. Auf der Erde lagen mehrere Spritzen. Mein Gott, warum war sie nicht ins Panier zurückgekehrt? Zu Randys Familie. Sie hätten gewusst, wie ...
    Ich stieg so unauffällig wie möglich über die Müllhalde. Weit und breit keine Pavie. Ich sah, wie Saadna weitere Reifen in die Tonnen schob, wo er sie verbrannte. Dann verschwand er. Ich machte noch ein paar Schritte in dem Versuch, ihn zu überraschen. Ich hörte das Klicken seines Klappmessers. In meinem Rücken.
    »Ich hab dich gerochen, Blödmann! Vorwärts«, sagte er und piekste mir die Messerspitze in den Rücken.
    Wir gingen zu ihm rein. Er angelte sich sein Jagdgewehr und schob ein Magazin hinein. Dann schloss er die Tür.
    »Wo ist sie?«
    »Wer denn?«
    »Pavie.«
    Er lachte laut. Eine widerliche Schnapsfahne. »Wolltest du sie auch flach legen? Das wunder t mich nicht. Unter all deinem G etue bist du auch nur ein fieser Arsch. Genau wie der andere. Dein Kumpel Serge. Nur, dass er Pavie nichts getan hätte. Miezen waren nicht sein Ding. Er bevorzugte kleine Jungs aus der Gosse.«
    »Ich schlag dir die Fresse zu Brel , Saadna.«
    »Spiel dich nicht auf«, warnte er und fuchtelte mit seinem Gewehr. »Da, setz dich da hin.« Er deutete auf einen alten, ver schlissenen und verlausten, rotbraunen Ledersessel. Man sackte hinein wie in einen Misthaufen. Fast bis auf den Boden. Schwierig, wieder hoch - zukommen. »Das wusstest du nicht, was Montale? Dass dein Kum - pel Serge ein Päderast von der übelsten Sorte war? Ein Kinder - ficker.«
    Er nahm einen Stuhl und setzte sich in sicherer Entfernung von mir hin. An einen Resopal-Tisch, auf dem eine Flasche Rotwein und ein schmieriges Glas standen. Er schenkte sich ein.
    »Was erzählst du da für Schweinereien?«
    »Ah! Ah! Ich bin gut informiert. Ich bin auf dem Laufenden. Was hast du denn gedacht? Dass man ihn rausgeschmissen hat, weil ihr dunkle Geschäfte gemacht habt? Der Bulle und der Priester! Meine Fresse, ja!« Er amüsierte sich. Ein Lachen schwarzer Zähne. »Es hat Klagen gegeben. Die Eltern von dem kleinen José Esparagas, zum Beispiel.«
    Das konnte ich nicht glauben. José Esparagas war ein schmächtiger Junge. Einziger Sohn einer allein erziehenden Mutter. In der Schule musste er viel einstecken. Von allen Seiten. Ein armer kleiner Schlucker. Er wurde geschlagen. Und vor allem erpresst. Hundert Francs hier, hundert Francs da. An dem Tag, als sie tausend Francs von ihm verlangten, versuchte er, sich umzubringen. Der Junge konnte nicht mehr. Ich hatte seine beiden Peiniger festgenommen. Serge hatte eingegriffen, und es war ihm gelungen, José auf eine andere Schule zu bekommen. Für ein paar Monate ging Serge abends bei ihnen vorbei und half José, wieder Anschluss an seine Klasse zu kriegen. José hatte sein Abitur gemacht.
    »Tratsch und Klatsch. Das sagt mir nicht, wo Pavie ist.«
    Er goss sich ein Glas Rotwein ein und trank es in einem Zug aus. »Es stimmt also, dass du der kleinen Schlampe auch hinterherläufst. Neulich Abend habt ihr euch verpasst. Du gingst, sie kam. So ein Pech aber auch! Aber ich war da. Ich bin immer noch da. Wer will, findet mich. Immer z u Diensten. Ich stehe zur Verfü gung. Allzeit hilfsbereit.«
    »Mach mal halblang.«
    »Du wirst mir nicht glauben. Sie hat dich gesehen, als du zu Serge gelaufen bist, als sie ihn umgelegt haben. Als die Bullen kamen» hat sies mit der Angst gekriegt. Also ist sie abgehauen. Getürmt. Sie ist mit der Kiste immer im Kreis gefahren. Schließlich ist sie hier aufge - kreuzt. Sicher, dass du auch erscheinen würdest. Dass du darauf - kommen müsstest. Ich hab sie reden las sen. D as hat mir Spaß gemacht. Aber das s sie dich für Zorro hielt, ist m ir dann doch auf den Sack gegangen. Da habe ich es ihr gesagt. Dass du gerade weg warst.« Er lachte wieder. »Dass du deswegen wie ein Hase davon - gerannt bist.« Er zeigte auf das Gewehr. »Und dass du bestimmt nicht so schnell wiederkommen würdest. Ihre Fresse hättest du sehen sollen!
    Mit hängenden Armen stand sie hier, Pavie. Vor mir. Nicht mehr stolz, wie vorher, als sie mit Arno zusammen war. Als man ihren Arsch bewundern, aber nicht berühren durfte. Nun, jetzt

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