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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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machen könnte.
    »Süß, diese Polizistin, nicht? He Montale! Hörst du zu?«
    »Ja.«
    »Ich rate dir, Versuchs nicht mit faulen Tricks gegen uns. Weder mit ihr noch mit jemand anders. Flic oder nicht. Wir können die Abstände auf der Liste verkürzen, kapierst du?«
    »Ja. Keine faulen Tricks.«
    »Aber gestern bist du doch mit ihr spazieren gegangen, oder? Was hattest du denn vor? Sie flachzulegen?«
    Sie waren da, dachte ich. Sie folgten mir. Sie folgten mir, das war es. So sind sie auf Sonia gestoßen. Und auf Mavros. Sie haben keine Liste. Sie wissen nichts von mir. Sie folgen mir, und je nachdem, wie sie meine Bindung zu jemandem einschätzen, töten sie ihn. Das ist alles. Außer dass Fonfon und Honorine ganz oben auf der Liste stehen mussten. Denn das mussten sie mitgekriegt haben, dass ich an den beiden hing.
    »Montale, wie weit bist du mit der Dreckschleuder?«
    »Ich hab eine Spur«, sagte ich. »Heute Abend werde ich mehr wissen.«
    »Bravo. Dann also bis heute Abend.«
    Ich stützte meinen Kopf in die Hände und dachte ein paar Sekunden nach. Aber es gab nichts mehr nachzudenken. Ich wählte erneut Brunos Nummer. Er nahm selbst ab. In Castellas mussten sie Krisensitzung halten.
    »Montale noch mal.«
    Schweigen.
    »Sie will nicht mit Ihnen reden.«
    »Sagen Sie ihr, wenn ich da hochkomme, bringe ich sie um. Sagen Sie ihr das.«
    »Ich hab gehört«, grummelte Babette. Sie hatten die Lautsprecher angestellt.
    »Heute Morgen haben sie Mavros umgebracht. Mavros!«, schrie ich. »Erinnerst du dich, verdammte Scheiße noch mal! Die Nächte, die wir zusammen gelacht haben.«
    »Was soll ich tun?«, fragte sie.
    »Wie, was sollst du tun?«
    »Wenn ich nach Marseille komme. Was soll ich dann tun?«
    Was wusste ich, was sie tun sollte? Daran hatte ich noch keinen Gedanken verschwendet. Ich hatte nicht den geringsten Plan. Ich wollte nur, dass all das aufhörte. Dass man meine Nächsten in Ruhe ließ. Ich schloss die Augen. Dass keiner Fonfon und Honorine anrührte. Das war alles, was ich wollte.
    Und diese wahnsinnige Schlampe umbringen.
    »Ich ruf dich später an. Ich sag dir Bescheid. Ciao.«
    »Fabio ...«
    Den Rest hörte ich nicht. Ich hatte aufgelegt.
    Ich ließ Zikr wieder laufen. Was für eine Musik. Um das Durcheinander in mir zu beruhigen. Den Hass zu dämpfen, den ich nicht stillen konnte. Ich strich sanft mit dem Finger über den Ring, den Didier Perez mir geschenkt hatte, und übersetzte mir Abdullah Ibrahims Gebet wieder einmal auf meine Weise. Ja, ich liebe dieses Leben von ganzem Herzen und möchte es in Freiheit genießen. Inschallah, Montale.

Zw ö lftes Kapitel
    In dem die Frage nach dem Lebensgl ü ck
in einer Gesellschaft ohne Moral
gestellt wird

    Ich ließ meinen Blick durch das Boxstudio streifen. Alles daran war mir vertraut. Der Ring, der Geruch, das schwächliche Licht. Die Sandsäcke, der Punchingball, die Hanteln. Die vergilbten Wände mit ihren Plakaten. Alles war so, wie wir es am Abend verlassen hatten. Die auf der Bank abgelegten Handtücher, die über das Reck gehängten Bandagen.
    Ich hörte die Stimme von Takis, Mavros' Vater.
    »Na los, Kleiner, komm schon!«
    Wie alt mochte ich gewesen sein? Zwölf vielleicht, als Mavros mir sagte: »Mein Vater wird dich trainieren.« In meinem Kopf über - schlugen sich Bilder von Marcel Cerdan. Mein Idol. Auch das von meinem Vater. Boxen war mein Traum. Aber Boxen, Boxen lernen, hieß auch und vor allem meine körperlichen Ängste überwinden, Schläge einstecken und zurückgeben lernen. Sich Respekt verschaffen. Auf der Straße war das lebenswichtig. So hatte meine Freundschaft mit Manu begonnen: mit Faustschlägen. In der Rue du Refuge im Panier-Viertel. Eines Abends, als ich meine schöne Cousine Gélou nach Hause begleitete. Er hatte mich als Itaker beschimpft, dieser Idiot von Hispano! Ein Vorwand. Um einen Streit vom Zaun zu brechen und Gélous Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Na los, schlag zu!«, sagte Takis.
    Ich hatte zaghaft ausgelangt.
    »Kräftiger! Verdammt. Kräftiger! Nur zu, ich bin daran gewöhnt.«
    Er hatte mir seine Wange hingehalten, damit ich zuschlug. Ich hatte es ihm gegeben. Und gleich noch mal. Eine wohl platzierte Gerade. Takis Mavros war zufrieden gewesen.
    »Nur weiter so, mein Junge.«
    Ich hatte noch einmal zugeschlagen, mit Schwung diesmal, aber er war ausgewichen. Meine Nase war hart gegen seine feste, muskulöse Schulter geprallt. Das Blut begann zu laufen, und ich hatte leicht benommen

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