Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea
Prostituierte saßen dort friedlich beieinander. Ich wusste, zu wem ich wollte. Und sie war da. Marie-Lou, eine junge Nutte von den Antillen. Sie war vor drei Monaten im Viertel angekommen. Sie war großartig. Der Typ Diana Ross, mit gerade mal zweiundzwanzig. Heute Abend trug sie schwarze Jeans und einen grauen, tief ausgeschnittenen Pulli. Ihre Haare hatte sie mit einem schwarzen Band zu einem Pferdeschwanz gebunden. Es war nichts Vulgäres an ihr, nicht einmal ihre Art zu sitzen. Sie war fast unnahbar. Nur wenige Männer wagten es, sie anzusprechen ohne einen einladenden Blick von ihr.
Marie-Lou war nicht auf Kundenfang. Sie organisierte sich ihre Freier übers Minitel, und da sie wählerisch war, fühlte sie ihnen hier auf den Zahn. Überprüfte ihr Äußeres. Marie-Lou erregte mich wirklich. Ich hatte sie schon ein paar Mal besucht. Wir trafen uns gern wieder. Für sie war ich ein idealer Kunde. Für mich war es einfacher, als mich zu verlieben. Und im Augenblick tat es mir gut.
Das O'Stop war gerammelt voll, wie immer. Viele Prostituierte, die eine Whisky-Cola-Pinkelpause machten. Verdi war bei einigen der Älteren allgemein bekannt, und Pavarotti sowieso. Ich zwinkerte hier, lächelte dort und setzte mich auf einen Barhocker an die Theke. Neben Marie-Lou. Sie starrte nachdenklich in ihr leeres Glas.
»Läuft das Geschäft?«
»Ach, hallo. Gibst du mir einen aus?«
Margarita für sie, Whisky für mich. Die Nacht fing gut an.
»Ich hatte einen Plan. Aber er hat mich nicht inspiriert.«
»Wie sah er aus?«
»Wie ein Bulle!«
Sie brach in schallendes Gelächter aus und küsste mich auf die Wange. Eine elektrische Spannung durchfuhr meinen Körper bis unter den Slip.
Als ich Molines bemerkte, waren wir bei der dritten Runde. Wir hatten sechs oder sieben Sätze gewechselt. So kurz wie nichts sagend. Wir tranken mit Hingabe. So war es uns am liebsten. Molines gehörte zu Argues Mannschaft. Er stand sich vor dem O'Stop die Beine in den Bauch und schien sich tödlich zu langweilen. Ich bestellte eine neue Runde und stand auf.
Meine Erscheinung schlug ein wie der Blitz. Er fuhr auf. Offen - sichtlich störte ihn meine Anwesenheit.
»Was hast du hier zu suchen?«
»Eins, ich trinke, zwei, ich trinke, drei, ich trinke, vier, ich esse. Ab fünf habe ich noch nichts entschieden. Und du?«
»Dienst.«
Nicht gerade gesprächig, der Cowboy. Er entfernte sich ein paar Schritte. Meine Gesellschaft war wohl unter seiner Würde. Als ich ihm mit den Augen folgte, sah ich sie. Den Rest der Mannschaft, an verschiedenen Straßenecken. Besquet und Paoli an der Ecke der Rue Saint-Saëns und Rue Molière. Sandoz und Mériel, zu denen Molines sich wieder gesellt hatte, Rue Beauvau. Cayrol spazierte vor der Oper hin und her. Die anderen konnte ich nicht sehen. Zweifellos waren sie in Autos rund um den Platz verteilt.
Aus der Rue Paradis bog ein metallic-grauer Jaguar in die Rue Saint-Saëns ein. Besquet führte sein Walkie-Talkie an den Mund. Paoli und er verließen ihren Posten. Sie überquerten den Platz, ohne sich um Cayrol zu kümmern, und gingen langsam die Rue Corneille hinauf.
Aus einem der Autos stieg Morvan. Er kreuzte den Platz und die Rue Corneille, als wolle er in die Commanderie gehen, ein Nachtlokal, in dem sich Journalisten, Polizisten, Rechtsanwälte und Ganoven tummelten. Er ging an einem Taxi vorbei, das direkt vor der Commanderie in der zweiten Reihe parkte. Ein weißer Renault 21. Das Schild stand auf »besetzt«. Im Vorbeigehen schlug Morvan mit der Hand gegen die Tür. Nachlässig. Dann setzte er seinen Weg fort, blieb vor einem Sex-Shop stehen und zündete sich eine Zigarette an. Da braute sich etwas zusammen. Ich wusste nicht, was. Aber ich sah es als Einziger.
Der Jaguar wendete und parkte hinter dem Taxi. Ich sah Sandoz und Mériel näher kommen. Dann Cayrol. Die Lage spitzte sich zu. Ein Mann stieg aus dem Jaguar. Ein Araber, vierschrötig, in Anzug und Krawatte mit offener Jacke. Ein Leibwächter. Er vergewisserte sich nach beiden Seiten, bevor er die hintere Wagentür öffnete. Ein Mann stieg aus. Al Dakhil. Scheiße! Der Immigrant. Der Chef der arabischen Unterwelt. Ich hatte ihn nur ein einziges Mal gesehen. Bei einer Gegenüberstellung. Aber Argue hatte nichts gegen ihn in der Hand. Sein Leibwächter schloss die Tür und ging auf die Commanderie zu.
A l Dakhil knöpfte seine Jacke zu und beugte sich auf ein Wort zum Fahrer hinunter. Zwei Männer stiegen aus dem Taxi. Der eine war etwa
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