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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Beschwerde ist hier eingegangen«, sagte Pérol. »Wir werden den Fall also auch hier bearbeiten. Ist doch logisch, oder?« Er schob Mourrabed vor sich her. »Gleich kommt noch eine Kundin. Eine Minderjährige, die wir mit ihm aufgefischt haben. Sie zieht sich gerade an.«
    Wir hatten Cerutti mit etwa zehn Jungs vor Ort gelassen. Ich wollte, dass sie eine erste Aussage des Mädchens aufnahmen. Dass sie die Wohnung und Mourrabeds Auto sorgfältig durchkämmten. Dann sollten sie die Eltern des Mädchens benachrichtigen und sie herbringen.
    »Dann haben wir ja ein volles Haus«, sagte ich.
    Mourrabed hatte sich hingesetzt und hörte uns zu. Er schien sich zu amüsieren. Ich ging zu ihm, packte ihn am Nacken und zog ihn hoch, ohne ihn loszulassen.
    »Warum bist du wohl hier? Hast du eine Idee?«
    »Klar. Hab gestern Abend ner Arabersau eine runtergehauen. Ich war voll.«
    »Ach ja. Mit so was wie Rasierklingen in der Hand, ist es das?«
    Dann verließen mich meine Kräfte. Mir wurde schwindlig. Meine Knie begannen zu zittern. Ich würde gleich zusammenbrechen und hatte Lust zu kotzen. Ohne zu wissen, was zuerst.
    »Fabio!«, sagte Pérol.
    »Bring mich aufs Klo!«
    Seit dem Morgen hatte ich sechs Schmerztabletten, drei Gu ronsan und tonnenweise Kaffee geschluckt. Ich sprühte nicht gerade vor Energie, aber ich hielt mich auf den Beinen. Als der Wecker geklingelt hatte, hatte Marie-Lou gegrunzt und sich umgedreht. Ich hatte ihr ein Schlafmittel gegeben, damit sie in Ruhe ausschlafen konnte. Ich hatte Muskelkater in den Schultern und im Rücken. Und der Schmerz ließ mich nicht los. Kaum hatte ich die Füße auf dem Boden, riss es in alle Richtungen. Als hätte ich eine Nähmaschine im Bauch. Das nährte meinen Hass.
    »Batisti«, sagte ich, sowie er abnahm. »Deine Kumpel hätten mich abmurksen sollen. Aber du bist nur ein mieses, fieses altes Ober - arschloch. Dafür wirst du Scheiße fressen wie noch nie in deinem verrotteten Leben.«
    »Montale!«, schrie er in den Hörer.
    »Ich höre.«
    »Was sagst du da?«
    »Dass ich unter eine Dampfwalze geraten bin, du Idiot! Macht es dich heiß, wenn ich dir die Einzelheiten gebe?«
    »Montale, ich hab nichts damit zu tun, ich schwörs dir.«
    »Schwör nicht, du Ratte! Hast du eine Erklärung?«
    »Ich hab nichts damit zu tun.«
    »Du wiederholst dich.«
    »Ich weiß nichts.«
    »Hör zu, Batisti, für mich bist du nur ein Arschloch erster Klasse. Aber ich bin bereit, dir zu glauben. Ich geb dir vierundzwanzig Stunden, um dich zu erkundigen. Ich ruf dich morgen an. Ich sag dir, wo wir uns treffen. Und ich rate dir, ein paar gute Tipps mitzubringen.«
    Pérol hatte gleich gesehen, dass ich nicht ganz auf der Reihe war, als ich wieder rauskam. Er hörte nicht auf, mir besorgte Blicke zuzuwerfen. Ich hatte ein altes Magengeschwür vorgeschoben, um ihn zu beruhigen.
    »Ja, das sehe ich«, hatte er gebrummt.
    Er sah nur zu gut. Aber ich hatte keine Lust, ihm von der Schlägerei zu erzählen. Auch nicht den Rest über Manu und Ugo. Ich hatte irgendwo ins Schwarze getroffen. Die Warnung war unmissverständlich. Ich verstand nur Bahnhof, aber ich hatte mir die Finger verbrannt. Ich wusste, dass ich mein Leben riskierte. Aber da war nur ich, Fabio Montale. Ich hatte weder Frau noch Kinder. Niemand würde um mich weinen. Pérol wollte ich in meine Geschichten nicht mit hineinziehen. Ich kannte ihn gut genug. Aus Freundschaft würde er sich in jede Kloake stürzen. Und es war klar, dass es dort, wo ich hinging, scheußlich stank. Schlimmer als in den Latrinen auf unserer Wache.
    Die Mauern schienen sich mit dem Pissegestank vollgesogen zu haben. Ich spie aus. Kaffeeschleim. In meinem Magen wechselten Flut und Ebbe alle dreißig Sekunden. Dazwischen pfiff ein Wirbel - sturm. Ich würgte. Es hätte mich erleichtert, meine Gedärme auszu - kotzen. Aber ich hatte seit gestern Mittag nichts im Magen.
    »Kaffee«, sagte Pérol hinter mir.
    »Krieg ich nicht runter.«
    »Versuchs.«
    Er hielt einen Becher in der Hand. Ich wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser, grabschte ein Papiertuch und trocknete mich ab. Mein Magen beruhigte sich ein bisschen. Ich nahm den Becher und trank einen Schluck. Er ging einigermaßen runter. Ich brach sofort in Schweiß aus. Mein Hemd klebte auf der Haut. Sicher hatte ich Fieber.
    »Es geht schon«, sagte ich.
    Und mir wurde wieder schlecht. Als wenn ich die Schläge noch einmal kassieren würde. Hinter mir wartete Pérol auf eine Erklärung. Vorher würde er sich

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