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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Er ahnte, dass wir in die zweite Halbzeit gingen.
    »Gut, nun, da gibt es nichts zu sagen. Es hat nie Ärger gegeben.«
    »Hör mal«, sagte ich und setzte mich wieder hin. »Du hast eine Familie. Hübsche Kinder. Eine süße Frau, zweifellos. Du liebst sie. Du hängst an ihnen. Du würdest gern etwas mehr Kohle nach Hause bringen. Das verstehe ich. Es geht allen so. Aber jetzt bist du in eine schmutzige Sache hineingerutscht. Du sitzt in der Patsche. Viele Auswege hast du nicht. Musst schon ausspucken. Name und Adresse von deinem Kumpel Toni. Was dazugehört eben.«
    Er wusste, dass es so weit kommen würde. Er fing wieder an zu schwitzen, und davon wurde mir schlecht. Er hatte Schweißringe unter den Achseln. Er wurde zum Bittsteller. Ich empfand kein Fünkchen Sympathie mehr für ihn. Er widerte mich an. Ich hätte mich sogar geschämt, ihm eine zu knallen.
    »Wenn ich sie doch nicht weiß. Kann ich rauchen?«
    Ich antwortete nicht. Ich öffnete die Bürotür und winkte dem Posten. »Favier, sperr mir den Typ hier ein.«
    »Ich schwör es Ihnen. Ich weiß es nicht.«
    »Sanchez, willst du, dass ich an deinen Toni glaube? Dann sag mir, wo ich ihn finde. Was soll ich denn sonst von der Sache denken, he? Dass du mich verscheißerst. Das denke ich.«
    »Ich weiß nicht. Ich seh ihn nie. Ich hab nicht mal seine Telefonnummer. Er lässt mich arbeiten, nicht andersrum. Wenn er was von mir will, ruft er mich an.«
    »Genau wie eine Hure.«
    Er protestierte nicht. Das roch brenzlig, musste er sich sagen.
    Sein beschränkter Kopf suchte nach einem Ausweg. »Er hinter lä sst mir Nachrichten. In der Bar de l'Hôtel de Ville. Rufen Sie Charly an, im Frantel. Sie können ihn fragen. Ja! Vielleicht weiß er was.«
    »Um Charly kümmern wir uns später. Führ ihn ab«, sagte ich zu Favier.
    Favier fasste ihn am Arm. Kräftig. Er zog ihn hoch. Sanchez fing an zu plärren. »Warten Sie. Er hat einige feste Gewohnheiten. Er nimmt den Aperitif bei Francis sui der Canebière. Manchmal isst er im Mas zu Abend.«
    Ich machte Favier ein Zeichen, und er ließ ihn los. Sanchez plumpste auf den Stuhl wie ein Müllsack.
    »So ist es gut, Sanchez. Endlich verstehen wir uns. Was machst du heute Abend?«
    »Nun, ich habe das Taxi, und ...«
    »Du erscheinst gegen sieben Uhr bei Francis. Du hockst dich hin. Du trinkst ein Bier. Du flirtest mit den Frauen. Und wenn dein Kumpel kommt, begrüßt du ihn. Ich werde da sein. Und keine Aus - flüchte, sonst weiß ich, wo ich dich finde. Favier wird dich raus - bringen.«
    »Danke«, greinte er. Er stand schniefend auf und steuerte auf die Tür zu.
    »Sanchez!« Er erstarrte, senkte den Kopf. »Ich werde dir sagen, was ich glaube. Dein Toni hat dein Taxi niemals gefahren. Außer Freitagabend. Täusche ich mich?«
    »Nun ...«
    »Nun was, Sanchez? Du bist nur ein erbärmlicher Lügner. Ich hoffe für dich, dass du mir mit Toni nichts vorgemacht hast, sonst kannst du deinem Taxi auf Wiedersehen sagen.«
    »Entschuldigen Sie. Ich wollte nicht...»
    »Was? Sagen, dass du bei den Gaunern abkassiert hast? Wie viel hast du Freitag eingesackt?«
    »Fünf. Fünftausend.«
    »Wenn man bedenkt, wofür sie dein Taxi gebraucht haben, hast du dich ganz schön einwickeln lassen, wenn du meine Meinung hören willst.«
    Ich ging durchs Büro, öffnete eine Schublade und holte ein Ton - bandgerät heraus. Ich drückte irgendeinen Knopf. Ich zeigte es ihm.
    »Da ist alles drauf. Also vergiss nicht, heute Abend.«
    »Ich werde da sein.«
    »Noch etwas. Für alle anderen, deine Kneipe, deine Frau, deine Kumpel ... das mit der Ampel ist geregelt. Die Bullen sind nett und so weiter und so fort.«
    Favier schob ihn aus dem Büro und schloss die Tür hinter ihm. Er zwinkerte mir zu. Ich hatte eine Spur. Endlich etwas zum Festklammern.
    Ich lag auf dem Bett. Loles Bett. Ich war instinktiv dort hingegangen. Wie Samstagmorgen. Ich hatte Lust, bei ihr zu sein, in ihrem Bett. Als läge ich in ihren Armen. Und ich hatte nicht gezögert. Für einen Moment bildete ich mir ein, dass Lole mir die Tür öffnete und mich hereinließ. Sie kochte Kaffee. Wir würden von Manu und Ugo sprechen. Von der Vergangenheit. Vielleicht von uns.
    Die Wohnung lag im Zwielicht. Sie war kühl und hatte ihren eigenen Geruch bewahrt. Nach Pfefferminz und Basilikum. Die beiden Pflanzen brauchten Wasser. Ich hatte sie gegossen. Das war das Erste, was ich tat. Ich hatte mich ausgezogen und geduscht, fast kalt. Dann hatte ich den Wecker auf zwei Uhr gestellt

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