Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea
Beim Ersten Fallschirmjäger-Regiment. Nach 68 ist Morvan bei der Antikommunistischen Front aktiv, wo er die Aktionsgruppe übernimmt. Zu der Zeit trifft er Wepler wieder, und die beiden freunden sich an ...« Sie sah mich an, lächelte und fügte , wohl wissend, welche Wirkung ihre Worte auf mich haben würden, hinzu: »Und heiratet die Schwester der Brüder Poli.«
Ich pfiff durch die Zähne. »Hast du noch mehr solche Überraschungen?«
»Batisti.«
Er war ganz vorn auf dem Foto. Aber von hinten. Ich hatte nicht darauf geachtet.
»Batisti«, wiederholte ich dümmlich. »Natürlich. Er mischt da auch mit?«
»Seine Tochter, Simone, ist die Frau von Emile Poli.«
»Die ganze Familie, was?«
»Die Familie und die anderen. Es ist die Mafia. Guérini gehörte auch dazu. Zucca hatte eine Cousine von Volgo, dem Neapolitaner, geheiratet. Wer hier seine Familie verliert, kann einpacken. Zucca hatte das begriffen. Er hatte sich eine Familie zugelegt.«
»Nuova Famiglia«, sagte ich mit einem bitteren Lachen. »Neue Familie und alte Schweinereien.«
Marie-Lou kam, in ein großes, dickes Handtuch gewickelt, zurück. Wir hatten sie fast vergessen. Ihre Erscheinung war wie ein frischer Luftzug. Sie sah uns an wie Verschwörer, steckte sich dann eine Zigarette an, schenkte uns großzügig Lagavulin ein und ver - schwand wieder im Innern der Wohnung. Kurz darauf hörten wir die Ziehharmonika von Astor Piazzolla, dann das Saxofon von Jerry Mulligan. Eine der schönsten musikalischen Begegnungen der letzten fünfzehn Jahre. Buenos Aires, Twenty Years After.
Die Puzzlestücke lagen vor mir ausgestreut. Ich musste sie nur noch zusammensetzen. Ugo, Zucca mit Morvan. Al Dakhil, seine Leibwächter und die beiden Killer mit Morvan und Toni. Leila mit Toni und den beiden Killern. Aber das passte alles nicht zusammen. Und wo kam Batisti ins Spiel?
»Wer ist denn das?«, fragte ich und zeigte auf einen sehr distinguierten Mann auf dem Foto rechts von Joseph Poli.
»Ich weiß nicht.«
»Wo ist das Restaurant?«
»Die Auberge des Restanques. Am äußeren Ende von Aix auf dem Weg über Vauvenargues.«
Sämtliche Warnleuchten blinkten in meinem Kopf. Die Erkun - dungen über Ugo führten mich zu Leila.
»Leila. Ihre Leiche wurde dort in der Nähe gefunden.«
»Was hat sie damit zu tun?«
»Das frage ich mich auch.«
»Glaubst du an Zufälle?«
»Ich glaube an gar nichts.«
Ich hatte Babette bis zu ihrem Wagen begleitet, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass keine unmittelbare Gefahr auf der Straße lauerte. Niemand war hinter ihr losgefahren. Weder Auto noch Motorrad. Ich hatte noch ein paar Minuten draußen gewartet. Dann war ich beruhigt wieder hineingegangen.
»Pass auf dich auf«, hatte sie gesagt.
Sie hatte meinen Nacken gestreichelt. Ich hatte sie an mich gedrückt.
»Ich kann nicht mehr zurück, Babette. Ich weiß nicht, wo es mich hinführt. Aber ich gehe hin. Ich habe nie im Leben ein Ziel gehabt. Jetzt habe ich eins. Was immer es wert ist, mir reicht es.«
Das Leuchten in ihren Augen hatte mir gefallen, als sie sich von mir losmachte. »Das einzige Ziel ist, zu leben.«
»Genau das meine ich.«
Jetzt musste ich Marie-Lou gegenübertreten. Ich hatte gehofft, dass Babette bleiben würde. Sie hätten in meinem Bett schlafen können, ich auf dem Sofa. Aber Babette hatte geantwortet, dass ich groß genug sei, um auf dem Sofa zu schlafen, selbst wenn sie nicht da sei.
Marie-Lou hielt das Foto in der Hand. »Wer sind die Typen?«
»Ein Haufen Scheißkerle. Heiße Sache, wenn du es wissen willst.«
»Hast du mit ihnen zu tun?«
»Schon möglich.«
Ich nahm ihr das Foto aus der Hand und betrachtete es noch einmal. Es war vor drei Monaten aufgenommen worden. Das Restanques war an diesem Abend, einem Sonntag, normalerweise geschlossen. Babette hatte das Foto von einem Journalisten des Méridional, der zu der Feier eingeladen war. Sie würde versuchen, mehr über die Teilnehmer herauszufinden und vor allem darüber, was die Brüder Poli, Morvan und Wepler zusammen auskochten.
Marie-Lou saß mit angezogenen Beinen auf dem Sofa. Sie sah zu mir auf. Der Fleck von den Schlägen verblasste allmählich.
»Du willst, dass ich gehe, ist es das?«
Ich wies auf die Flasche Lagavulin. Sie schüttelte den Kopf. Ich schenkte nach und reichte ihr ein Glas.
»Ich kann dir nicht alles erklären. Ich stecke in einer schmutzigen Sache, Marie-Lou. Du hast es ja gestern Abend mitgekriegt. Die Lage spitzt sich zu. Hier wird es
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