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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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meine Muskeln bis zum Bersten anzuspannen. Immer geradeaus, bis hinter den Damm. Nicht aus Spaß. Wütend. Ich hatte aufgehört, als mein Magen sich zusammenzog. Der stechende Schmerz erinnerte mich an die Schläge, die ich abbekommen hatte. Die Erinnerung an den Schmerz verwandelte sich in Angst. Panische Angst. Eine Sekunde lang glaubte ich, ich würde ertrinken.
    Erst unter der warmen Dusche beruhigte ich mich. Ich hatte ein Glas Orangensaft hinuntergestürzt, dann war ich Croissants kaufen gegangen. Ich hatte auf einen Kaffee zu Fonfon hineingeschaut, um die Zeitungen zu lesen. Obwohl gewisse Kunden mächtig Druck machten, hatte er nach wie vor nur Le Provençal un d La Marseillaise. Nicht den rechten Méridional. Fonfon verdiente meine Treue.
    Letzte Nacht hatte es eine Razzia gegeben, einen Großeinsatz von mehreren Brigaden, darunter der von Argue. Eine methodische Razzia nach der BBC-Regel: Bars, Bordelle und Clubs. Alle heißen Ecken waren mitgenommen worden: Place d'Aix, Cours Belsunce, Place de l'Opéra, Cours Julien, La Plaine und sogar die Place Thiars. Über sechzig Verhaftungen, ausschließlich von illegalen Arabern. Ein paar Prostituierte. Einige Schlägertypen. Aber kei ne führenden Ganoven. Nicht mal ein kleiner Taschendieb. Die zuständigen Beamten hatten jeden Kommentar abgelehnt, aber der Journalist ließ anklingen, dass diese Art Operation sich wiederholen könnte. Das Marseiller Nachtleben sei außer Kontrolle geraten. Zwischen den Zeilen war die Sache klar. Die Marseiller Unterwelt war fiihrungs - los. Zucca war tot, und Al Dakhil leistete ihm im Reich der Schwei - nepriester Gesellschaft. Die Polizei sondierte das Terrain, und Argues Brigade setzte ihre Duftmarke. Er wollte wissen, mit wem er es künftig zu tun hatte. »Ich wette«, sagte ich mir, »dass Joseph Poli der neue Kopf sein wird.« Das ließ mich erschauern. Seinen Aufstieg hatte er einer Gruppe von Extremisten zu verdanken. Als politisch denkender Mensch hatte er seine Zukunft auf sie gebaut. Ugo, davon war ich jetzt überzeugt, war ein Werkzeug in der Hand des Teufels gewesen.
    »Ich schlafe nicht«, sagte Marie-Lou, als ich mich mit meinem Tablett gerade wieder trollen wollte.
    Sie zog sich die Decke über. Sie sah müde aus, und ich nahm an, dass sie genauso schlecht geschlafen hatte wie ich. Ich setzte mich auf die Bettkante, stellte das Tablett neben sie und küsste sie auf die Stirn.
    »Wie gehts?«
    »Das ist lieb«, sagte sie mit einem Blick auf Kaffee und Croissants. »Mir hat noch nie einer Frühstück ans Bett gebracht.«
    Ich antwortete nicht. Wir tranken schweigend unseren Kaffee. Ich sah ihr beim Essen zu. Sie hielt den Kopf gesenkt. Ich reichte ihr eine Zigarette. Unsere Blicke kreuzten sich. Sie sah traurig aus. In meinen Augen lag alle Zärtlichkeit, zu der ich fähig war.
    »Du hättest mit mir schlafen sollen, letzte Nacht. Das hätte mir geholfen.«
    »Ich konnte nicht.«
    »Ich muss wissen, dass du mich liebst. Wenn ich da rauswill. Sonst schaffe ich es nicht.«
    »Du wirst es schaffen.«
    »Du liebst mich nicht, stimmts?«
    »Aber ja, ich liebe dich.«
    »Warum hast du dann nicht mit mir geschlafen wie mit jeder anderen Frau?«
    »Ich konnte nicht.«
    »Was soll das heißen, du kannst nicht!« Mit einer schnellen Bewegung schob sie ihre Hand zwischen meine Schenkel. Sie griff mein Glied und zerrte es aus der Hose. Ihre Augen immer noch fest in meinen.
    »Hör auf«, sagte ich, ohne mich zu bewegen.
    »Du willst doch nicht sagen, dass du das nicht kannst?« Sie ließ meinen Schwanz los und packte mich blitzschnell an den Haaren. »Oder ist es da, wo du nicht kannst? Im Kopf?«
    »Ja, es ist da. Du sollst keine Nutte mehr sein.«
    »Ich hab aufgehört, Idiot!«, schrie sie. »Ich hab aufgehört. In meinem kleinen Kopf ist das sonnenklar. Seit ich zu dir gekommen bin. Zu dir! Siehst du denn nichts! Bist du blind? Wenn du schon nichts mitbekommst, wird niemand etwas merken. Ich werde immer eine Hure bleiben.« Sie hängte sich an meinen Hals und fing an zu heulen: »Liebe mich, Fabio. Liebe mich. Nur ein Mal. Aber liebe mich wie irgendjemand sonst.«
    Sie schwieg. Meine Lippen auf ihrem Mund. Meine Zunge fand auf ihrer nie gesagte Worte. Das Tablett geriet ins Wanken. Ich hörte die Tassen auf der Erde zerschellen. Ich spürte, wie ihre Nägel meinen Rücken aufkratzten. Ich drang fast mit Freude in sie ein. Ihre Scheide war so heiß wie die Tränen, die ihr über die Wangen rannen.
    Wir liebten uns, als wäre

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