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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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war keine Einla - dung, sondern ein Befehl. Er erhob sich nicht, reichte mir nicht die Hand, sagte nicht einmal guten Tag. Ich stand da wie ein schlechter Schüler.
    »Was ist das für eine Geschichte mit ... « Er sah auf seine Karte: »Mourrabed. Nac er Mourrabed.«
    »Eine Schlägerei. Eine einfache Schlägerei unter Ganoven.«
    »Und dafür buchten Sie die Leute ein?«
    »Es liegt eine Beschwerde vor.«
    »Das Archiv ist voll von Beschwerden. Keine Toten, soviel ich weiß.« Ich schüttelte den Kopf. »Denn ich kann mich nicht erinnern, Ihren Bericht schon gelesen zu haben.«
    »Er ist in Arbeit.«
    Er schaute auf die Uhr. »Ihr Verhör mit diesem Ganoven ist genau sechsundzwanzig Stunden und fünfzehn Minuten her, und Sie er - zählen mir, dass Ihr Bericht immer noch nicht fertig ist? Über eine einfache Schlägerei?«
    »Ich wollte gewisse Dinge ü berprüfen. Das ist nicht Mourra beds erste Straftat. Er ist ein Gewohnheitsverbrecher.«
    Er musterte mich von Kopf bis Fuß. Den schlechten Schüler. Den Klassenletzten. Ich ließ mich von seinem herablassenden Blick nicht beeinflussen. Das war ich seit der Grundschule gewohnt. Prügelkna - be, große Klappe, frech. Ich hatte meinen Teil an Schimpftiraden und Strafpredigten abbekommen, allein und vor versammelter Mannschaft. Ich hielt seinem Blick stand, die Hände in den Taschen meiner Jeans.
    »Gewohnheitsverbrecher. Ich habe eher den Eindruck, dass Sie sich in die Sache dieses ...«, er sah wieder auf seine Karte, »... Nacer Mourrabed verrennen. Sein Rechtsanwalt ist auch dieser Meinung.«
    Eins zu null für ihn. Ich wusste nicht, dass der Rechtsanwalt schon im Spiel war. War Pérol informiert? Zwei zu null für ihn, als er über die Sprechanlage den Herrn Rechtsanwalt Eric Brunel hereinbat. Der Name sagte mir vage etwas. Ich hatte keine Zeit, darüber nach - zudenken. Den Mann, der ins Büro marschierte, hatte ich erst letzte Nacht auf dem Foto gesehen, neben den Brüdern Poli, Wepler und Morvan. Mein Herz schlug schneller. Der Kreis hatte sich ge - schlossen, und ich stand knietief in der Scheiße. Total Cheops, wie die Rapper von IAM sagen. Ich war in Teufels Küche. Ich konnte nicht darauf hoffen, dass Pérol und Cerutti sich beeilten. Es war an mir, Zeit zu gewinnen. Bis Mittag.
    Der Chef stand auf und ging durchs Büro, um Éric Brunel zu begrüßen. Er sah genauso geschniegelt aus wie auf dem Foto, in seinem dunkelblauen Nadelstreifenanzug. Kaum zu glauben, dass draußen dreißig oder fünfunddreißig Grad waren. Offensichtlich schwitzte der Mann nie! Der Chef bot ihm einen Stuhl an. Er stellte mich nicht vor. Sie hatten also schon über meinen Fall gesprochen.
    Ich stand immer noch, und da man mich nichts fragte, steckte ich eine Zigarette an und wartete. Wie er bereits am Telefon erwähnt habe, präzisierte Brunel , fand er es zumindest ungewöhnlich, dass seinem Mandanten, der gestern früh wegen einer Schlägerei verhaftet worden war, das Recht —das Wort betonte er —ver - weigert wurde, seinen Anwalt zu rufen.
    »Das Gesetz gestattet das«, antwortete ich.
    »Das Gesetz gestattet Ihnen nicht, ihn permanent zu schikanieren. Und das tun Sie. Seit mehreren Monaten.«
    »Er ist einer der größten Dealer der nördlichen Viertel.«
    »Was Sie nicht sagen! Es liegt nicht der geringste Beweis gegen ihn vor. Sie haben ihn schon vor den Richter geschickt. Vergeblich. Das hat Sie heiß gemacht. Sie verfolgen ihn aus gekränktem Stolz. Was Ihre so genannte Schlägerei betrifft, habe ich meine eigenen kleinen Recherchen gemacht. Mehrere Zeugen bestätigen, dass es der Kläger war, ein kleiner drogenabhängiger Homosexueller, der meinen Klienten am Ausgang einer Kneipe angegriffen hat.«
    Nun würde das Plädoyer kommen. Ich wollte ihm das Wort abschneiden.
    »Fahren Sie fort, Herr Rechtsanwalt«, sagte der Chef und bedeutete mir mit der Hand, zu schweigen.
    Ich ließ meine Zigarettenasche auf den Boden fallen.
    Wir kamen in den Genuss der unglücklichen Kindheit seines »Mandanten«. Brunel kümmerte sich schon seit knapp einem Jahr um Mourrabed. Kinder wie er verdienten eine Chance. Er vertei - digte mehrere »Mandanten« in ähnlicher Lage. Araber wie Mourrabed, und einige mit ganz französischen Namen. Die Ge - schworenen hätten Tränen in den Augen gehabt, das war sicher.
    Und nun kam das Plädoyer.
    »Mit vierzehn verlässt mein Klient die Wohnung seines Vaters. Dort ist kein Platz mehr fü r ihn. Er lebt seitdem auf der Straße. Er lernt schnell, sich

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