Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea
verletzt, aber nur leicht. Ihrer Meinung nach war er mehr als ein Kellner. Ein Leibwächter. Er hatte sich unter den Tresen geduckt und auf die Angreifer geschossen. Er war immer noch drinnen. Argue hatte ihn sofort verhören wollen, ebenso wie Simone.
Ich erzählte alles, was ich wusste. Zum zweiten Mal an diesem Tag. Die Geschichte endete mit Toni und den unteren Parkdecks am Börsenzentrum.
»Was Batisti betrifft, hast du Recht. Aber bei Morvan und Wepler bist du auf dem Holzweg. Deine beiden Itaker haben den Überfall ausgeführt. Im Auftrag von Batisti. Und im Einverständnis mit der Camorra. Aber lies erst mal das.«
Sie reichte mir die Fotokopie eines Zeitungsausschnitts. Ein Artikel über das Massaker im Tanagra. Einer der ermordeten Ganoven war Batistis älterer Bruder Tino gewesen. Es war allgemein bekannt, dass Zucca hinter dem Gemetzel steckte. Jeder wollte Zampas Nachfolger werden. Tino mehr als alle anderen. Zucca hatte ihn überholt. Und Batisti hatte sich drangehängt. Rache im Herzen. Batisti hatte alle Register gezogen. Ein scheinbares Einvernehmen mit Zucca, nachdem er sich von jeglicher Einmischung in seine Geschäfte losgesagt hatte. Familienbande mit den Poli-Brüdern, daher freundschaftlichen Umgang mit Brunel und später mit Morvan und Wepler. Gute und direkte Beziehungen zu den Neapo - litanern. Seit Jahren drei Eisen im Feuer. Jetzt ergab unsere Unter - haltung bei Félix einen Sinn.
Er begann an seine Revanche zu glauben, als O Pazzo, der Verrückte, festgenommen wurde. Zucca war nicht mehr unantastbar. Babettes Kollege in Rom hatte im Laufe des Abends angerufen. Er hatte neue Informationen. In Italien fackelten die Richter nicht mehr lange. Jeden Tag fielen Köpfe, die wertvolle Informationen lieferten. Wenn Michele Zaza gefallen war, dann weil sein Draht nach Marseille faul war. Er musste dringend durchtrennt werden. Ein neuer Mann wurde gebraucht. Es lag auf der Hand, dass die Nuova Famiglia mit Batisti Verbindung aufnahm, um die Geschäfte auf einen neuen Kurs zu bringen.
Er war sauber. Er wurde nicht mehr polizeilich überwacht. Sein Name war seit fünfzehn Jahren nirgendwo aufgetaucht. Batisti wusste durch Simone, über die Brüder Poli und Morvan, dass das Netz um Zucca sich zusammenzog. Argues Brigade behielt ihn rund um die Uhr im Auge. Sie verfolgten ihn sogar auf seinen Spaziergängen mit seinem Pudel. Batisti informierte die Neapolitaner und schickte Manu zu Brunel , um alle kompromittierenden Papiere sicherzustellen. Sie wechselten den Besitzer.
Zucca bereitete seinen Rückzug nach Argentinien vor. Batisti fügte sich gezwungenermaßen. Ugo kam an. Hasserfüllt genug, um die Falle nicht zu bemerken, die auf ihn wartete. Hier war ich am Ende meines Lateins, aber eins war sicher: Ugo hatte Zucca in Batistis Auftrag umgelegt, ohne dass Argues Brigade sich einmischte. Sie hatten ihn danach niedergestreckt. Bewaffnet oder nicht, Argue hätte ihn auf jeden Fall liquidiert. Aber eine Frage blieb noch immer völlig offen: Wer hatte Manu umgebracht, und warum?
»Batisti«, sagte Babette. »Wie er die anderen hinrichten ließ. Großreinemachen.«
»Glaubst du, dass Morvan und Wepler auch darunter fallen?«
»Ja. Das glaube ich.«
»Aber es gibt nur drei Leichen.«
»Die anderen kommen noch, per Eilpost.« Sie sah mich an. »Na los, lächle, Fabio.«
»Das kann es nicht sein. Nicht für Manu. Er hatte mit all dem nichts zu tun. Er wollte sich nach dem Coup aus dem Staub machen. Das hat er Batisti gesagt. Verstehst du, Batisti hat mich auf ganzer Linie verarscht. Außer in einem Punkt. Er mochte Manu gern. Ehrlich.«
»Du bist zu romantisch, mein Süßer. Das kostet dich noch den Kopf.«
Wir sahen uns wie verkatert an.
»Total Cheops, was?«
»Du sagst es, meine Schöne.«
Und ich stand mitten im Sumpf. Ich watete durch die Scheiße der anderen. Das Ganze war nicht mehr als eine banale Gaunergeschichte. Eine mehr und mit Sicherheit nicht die letzte. Geld, Macht. Die Geschichte der Menschheit. Und der Hass der Welt als einziges Drehbuch.
»Alles in Ordnung?«
Babette schüttelte mich leicht. Ich war eingenickt. Die Müdigkeit und zu viel Alkohol. Ich erinnerte mich, dass ich die Flasche Chivas mitgenommen hatte, als ich Moulouds Kinder verlassen hatte. Es war noch ein guter Rest drin. Ich schenkte Babette so etwas wie ein Lächeln und stand mühsam auf.
»Mir fehlt Kraftstoff. Ich hab das Nötige im Auto. Willst du auch was?«
Sie schüttelte den Kopf. »Hör auf zu
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