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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Haar.
    »Ein Geräusch. Ich hab ein Geräusch gehört.«
    »Hast du Angst?«
    Hocine schlief in der Etage über ihnen. Sie hatten sich vorhin ein wenig mit ihm unterhalten. Als sie die Schlüssel geholt hatten, bevor sie eine Pizza essen gegangen waren. Er war ein algerischer Historiker. Ein Historiker für die Geschichte der Antike. Er interessierte sich ftir die archäologischen Ausgrabungen in Marseille. »Von unglaublichem Reichtum«, hatte er zu erklären begonnen. Er schien leidenschaftlich bei der Sache zu sein. Aber sie hatten ihm nur mit halbem Ohr zugehört. Sie hatten es eilig, allein zu sein. Sich zu sagen, dass sie sich liebten. Und sich danach zu lieben.
    Mathias' Eltern hatten Hocine seit über einem Monat aufgenom - men. Sie waren übers Wochenende zu ihrem Landhaus in Sanary im Departement Var gefahren. Und Mathias hatte ihnen sein Apparte - ment im Erdgeschoss zur Verfügung stellen können.
    Es war eines dieser prachtvollen renovierten Häuser im Panier-Viertel, an der Ecke der Straßen Belles-Ecuelles und Puits-Saint-Antoine, in der Nähe der Place Lorette. Der Vater von Mathias, ein Architekt, hatte die Innenräume neu gestaltet. Drei Etagen. Bis hinauf zur Dachterrasse à l'italienne, von wo man die ganze Reede überblicken konnte, von L'Estaque bis Madrague-de-Montredon. Großartig.
    Naïma hatte zu Guitou gesagt: »Morgen früh gehe ich Brot holen. Wir frühstücken auf der Terrasse. Du wirst sehen, wie herrlich das ist.« Sie wollte, dass er Marseille liebte. Ihre Stadt. Sie hatte ihm so viel von ihr erzählt. Guitou war ein bisschen eifersüchtig auf Mathias gewesen. »Bist du mit ihm ausgegangen?« Sie hatte gelacht, ihm aber nicht geantwortet. Später, als sie ihm anvertraut hatte: »Weißt du, es stimmt, es ist das erste Mal«, hatte er Mathias vergessen. Das versprochene Frühstück. Die Terrasse. Und Marseille.
    »Angst? Wovor denn?«
    Sie ließ ihr Bein über seinen Körper gleiten und zog es an den Bauch. Ihr Knie streifte seinen Penis, und sie spürte, wie er steif wurde. Sie legte ihre Wange auf seine jungenhafte Brust. Guitou nahm sie fest in die Arme. Er streichelte ihren Rücken. Naïma erschauerte wohlig.
    Er spürte schon wieder ein unbändiges Verlangen nach ihr, wusste aber nicht, ob er ihm nachgeben durfte. Ob es das war, was sie wollte. Er hatte keine Ahnung von Mädchen oder der Liebe. Aber er begehrte sie wahnsinnig. Sie sah zu ihm auf. Und ihre Lippen begegneten sich. Er zog sie an sich, und sie schob sich auf ihn. Da hörten sie ihn schreien: Hocine.
    Der Schrei ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren.
    »Mein Gott«, sagte sie tonlos.
    Guitou stieß Naïma beiseite und sprang aus dem Bett. Er schlüpfte in seine Unterhose.
    »Wo gehst du hin?«, fragte sie starr vor Angst.
    Er wusste es nicht. Er hatte selber Angst. Aber er konnte nicht ein - fach so liegen bleiben. Zeigen, dass er Angst hatte. Er war jetzt ein Mann. Und Naïma sah ihn an.
    Sie hatte sich im Bett aufgesetzt.
    »Zieh dich an«, sagte er.
    »Warum?«
    »Weiß nicht.«
    »Was ist los?«
    »Weiß nicht.«
    Im Treppenhaus hallten Schritte.
    Naïma flüchtete ins Badezimmer. Auf dem Weg sammelte sie ihre verstreuten Sachen ein. Guitou lauschte mit dem Ohr an der Tür. Weitere Schritte im Treppenhaus. Geflüster. Er öffnete die Tür, ohne wirklich zu wissen, was er tat. Wie von seiner Angst überwältigt. Zuerst sah er die Waffe. Dann den Blick des Mannes. Brutal, so brutal. Er begann am ganzen Körper zu zittern. Den Knall hörte er nicht. Er fühlte nur, wie sich ein brennender Schmerz in seinem Bauch ausbreitete, und dachte an seine Mutter, Er stürzte. Sein Kopf schlug heftig auf die Steintreppe. Eine Augenbraue platzte. Er bemerkte den Geschmack von Blut im Mund. Es schmeckte scheuß - lich.
    »Wir hauen ab«, war das Letzte, was er hörte. Und er spürte, wie jemand über ihn hinwegstieg. Wie über eine Leiche.

Erstes Kapitel
    In dem mit Blick aufs Meer das Gl ü ck
eine klare Sache ist

    Es gibt nichts Angenehmeres, als morgens am Meer zu frühstücken, wenn man nichts zu tun hat.
    Fonfon hatte dafür ein Anchovispüree zubereitet, das er gerade aus dem Ofen holte. Ich kam vom Fischen zurück, glücklich. Der Fang bestand aus einem kapitalen Seewolf, vier Goldbrassen und einem Dutzend Meeräschen. Das Anchovispüree machte mein Glück perfekt. Für mich war das Glück sowieso immer einfach gewesen.
    Ich öffnete eine Flasche Rosé aus Saint-Cannat. Die Qualität der Roseweine aus der Provence

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