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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Mutter glaubt nicht, dass er ein Priester ist?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Sorry, ich meinte, sie glaubt, dass er nicht schwul ist... Nein, falsch, sie weiß, dass er schwul ist...«
    Ich ermuntere ihn mit heftigem Kopfnicken.
    »... Aber sie weiß nicht, dass er gar kein Priester ist.«
    »Genau«, sage ich.
    »Hat sie etwas gegen Priester?«
    »Nein, sie hat nichts gegen Priester... Aber sie hasst Schwule.«
    »Und wie hat sie erfahren, dass er schwul ist?«
    »Weil ich es ihr erzählt habe.«
    »Sehr mutig, wenn man ihre Einstellung kennt. Und warum hält sie ihn für einen Priester?«
    »Weil ich ihr das erzählt habe.«
    »Ah, allmählich lichtet sich das Dunkel... Aber da ist noch was, was ich nicht richtig verstanden habe ...«
    12.07 Uhr: »...Jetzt verstehe ich. Ihr Vater hat also eine Affäre mit einer Frau, die Kunststücke mit Luftballons vorführt und ...«
    »Nein.«
    »Nein im Sinne von er hat gar keine Affäre, oder nein, sie führt keine Kunststücke mit Luftballons vor?«, fragt Lewis bedächtig.
    »Sowohl als auch. Ich habe angenommen, dass er eine Affäre mit ihr hat, aber dann stellte sich heraus, dass auf dem Foto lediglich zu sehen ist, wie sie gerade einen Luftballon aufpumpt. Meine Mum war diejenige, die eine Affäre hatte.«
    »Mit dem Priester?«
    »Nein, mit dem Gärtner. Der Priester ist doch schwul«, stelle ich klar.
    »Bloß dass er eigentlich gar kein Priester ist«, stellt Lewis ebenfalls klar.
    »Genau«, entgegne ich lahm. »Egal, wir waren bei meinem Vater. Gestern Abend haben wir ihn jedenfalls darauf angesprochen und ...«
    »Wir? Wer ist wir?«
    »Lisa und ich.«
    »Wer ist Lisa?«
    »Meine Schwester.«
    »Ich dachte, Ihre Schwester heißt Mary...«
    Wie kommt er denn auf Mary?
    »Das haben Sie jedenfalls mir gegenüber im Büro vor ein paar Wochen erwähnt.«
    Ah, jetzt fällt es mir wieder ein. Er hatte mitbekommen, wie ich mit Mary telefonierte, und sagte ihm, dass sie meine Schwester sei - also die Lüge hatte ich glatt vergessen.
    »... Wissen Sie noch? Das war an dem Tag, als Sie Ihre Kontaktlinse auf dem Boden gesucht haben.« Er unterbricht sich und wirft mir einen Blick zu, als habe er allmählich genug von meinen Geschichten. Kurz darauf sagt er: »Sie tragen gar keine Kontaktlinsen, oder?«
    Bekümmert schüttle ich den Kopf.
    »Wissen Sie was, Amy? Ich glaube, ich komme jetzt auf das Angebot mit dem Kaffee zurück.«
    12.10 Uhr: Während ich darauf warte, dass das Wasser kocht, fallen mir wieder Ants weise Worte ein: »Du sagst ihm, was Sache ist, und er wird in dir das verborgene Genie entdecken.« Tja, ich habe ihm gesagt, was Sache ist, Ant, und jetzt hält er mich für eine pathologische Lügnerin, die ein derartig kompliziertes Lügengeflecht gesponnen hat, dass sie selbst keinen Durchblick mehr hat.
    Es ist ein Wunder, dass Lewis nicht schon längst die Flucht ergriffen hat und wieder an seinem Schreibtisch sitzt. Genau das wäre nämlich ratsam. Ich werde ihm seinen Kaffee bringen und ihm anschließend sagen, er soll das Ganze vergessen. Dass er sein eigenes Leben leben und mich allein lassen soll, damit ich mich weiter zerfleischen kann.
    Tut mir Leid, Ant, dein Plan war zwar brillant... aber leider bloß in der Theorie.
    12.13 Uhr: Ich betrete mit den Kaffeetassen das Wohnzimmer, stelle sie auf dem Couchtisch ab und atme tief durch. Dann sage ich: »Lewis, ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Sie hierher kommen. Tut mir Leid ... Vielleicht wäre es am besten, wenn Sie jetzt... ähm ... gehen.«
    »Aber es wird doch gerade erst spannend«, protestiert er mit dem Anflug eines Lächelns im Mundwinkel. Ich merke, dass ich rot werde. Offenbar hält er mich für eine unterhaltsame Durchgeknallte.
    »Ihr Leben ähnelt einer Folge von Eine schrecklich nette Familie «, sagt er, wobei er jetzt von einem Ohr zum anderen grinst. »Aber eine, bei der die Drehbuchautoren unter Drogeneinfluss standen und in der die halbe Besetzung von Emergency Room mitspielt, um den Zuschauern etwas Besonderes zu bieten.«
    Der Mistkerl macht sich über mich lustig. Ich spüre, wie mir brennende Tränen in die Augen steigen.
    »Tut mir Leid«, sagt er, immer noch grinsend. »Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen. Aber Sie müssen selbst zugeben, dass ... Was ich eigentlich sagen will, ist, dass ich Sie ziemlich faszinierend finde.«
    Ja, faszinierend wie die Frau mit Vollbart oder der Elefantenmensch.
    »Sie sind nämlich eine ausgesprochen interessante Person, und endlich

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