Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
Vom Netzwerk:
tatsächlich zwei Menschen, die sich kennen, zufällig begegnen. Nach einer Weile fand ich diese Geschichten jedoch deprimierend. In 26 Jahren bin ich nämlich im West End noch nie - nicht ein einziges Mal - jemandem über den Weg gelaufen, den ich kenne, ein Umstand, der mich bekümmert, weil mich das befürchten lässt, dass ich unbeliebt bin - als müsste mir das eigentlich schon hunderte Male passiert sein ... wenn sich nicht jeder bei meinem Anblick automatisch in einen Hauseingang flüchten würde.
    Aber jetzt hole ich gewaltig auf, denn meine Bilanz ist innerhalb von weniger als fünf Minuten von null auf zwei hochgeschossen. Leider habe ich mal wieder das Pech, dass es sich um zwei Menschen handelt, denen ich lieber nicht begegnet wäre. Zuerst Dad mit diesem blonden, tödlichen Familiengift und nun ...
    »Jake?«
    Jake Bedford sieht auf mich herunter - was ja nichts Neues ist - und streckt seine Hand aus, um mir hoch zu helfen. Ich will mir nicht von ihm helfen lassen - unter keinen Umständen -, aber der Gehweg ist nass, mein Hintern wund und, was am allerwichtigsten ist, ich muss auf ihn gerade einen saudämlichen Eindruck machen. Wacklig stelle ich mich auf die Beine und sehe ihn an, während ich mir den Hintern reibe. Jake ist immer noch hager und attraktiv. Und, ohne jeglichen Zweifel, ein notgeiler, manipulativer Mistkerl.
    »Hast du dir wehgetan?«, fragt er. »Du bist umgefallen wie ein ...« Gnädigerweise sagt er es nicht: ... Sack Kartoffeln.
    »Offenbar hast du es sehr eilig.«
    »Das stimmt... Hab ein ... Redaktionsmeeting.«
    »Oh, wo arbeitest du momentan?«
    »Bei Working Girl«, antworte ich und bereue es im selben Moment.
    Er grinst süffisant - mit dieser Reaktion musste ich rechnen - und meint: »Klingt nach einer Fachzeitschrift für... äh ... Damen aus dem Gewerbe. Aber das ist ein Stellenanzeiger, nicht wahr? So, so, ein Redaktionsmeeting. Dann bist du jetzt also Journalistin?«
    »Äh ... ja ... ich schreibe kleine Beiträge.« Das ist immerhin nicht ganz gelogen, oder?
    »Schön. Schön für dich.«
    Besserwisserisches Arschloch.
    Ich werfe einen bedeutungsvollen Blick auf meine Armbanduhr und sage: »Besser, ich ...«
    »Richtig, du hast es ja eilig. Lass dich nicht aufhalten«, erwidert er. »Aber es war toll, dich zu sehen. Wir sollten uns mal wieder treffen. Hey, ich bin noch den ganzen Nachmittag in Soho. Sollen wir uns später treffen?«
    »Ich bin nicht... ich glaube nicht...«, stottere ich, während ich verzweifelt nach einer passenden Ausrede suche.
    »Wie wäre es denn mit dem Groucho ? Das kennst du doch, oder?«
    Natürlich kenne ich das Groucho. Früher hat er mich immer dahin ausgeführt, um mir zu demonstrieren, mit wie vielen B-Promis er auf du und du steht.
    »Ist halb sieben okay?«
    Ohne abzuwarten, dass ich sage »Du machst wohl einen verdammten Scherz«, dreht er sich um und schlendert davon.
    Das erinnert mich an das erste Mal, als er mich gefragt hat, ob ich mit ihm ausginge. Er war total arrogant, weil er wohl annahm, dass ich mich ungemein geschmeichelt fühlen musste, dass er mich in seinem Terminkalender unterbrachte. Damals war ich dermaßen aus dem Häuschen, dass ich auf Wolke ... oh, zehn, wenn nicht sogar elf, schwebte.
    Doch dieses Mal verhält es sich anders.
    Mittlerweile könnten keine zehn Pferde mich dazu bringen, mit Jake Bedford auszugehen.

KAPITEL 7
    »Tut mir Leid, Amy, das ist mir noch nie passiert«, sagt Jake mit kläglicher Stimme, während er von mir herunterrollt.
    »Mach dir nichts draus«, entgegne ich, wobei ich versuche, nicht zu mitfühlend zu klingen. »Du bist wahrscheinlich einfach etwas nervös ...«
    Ich beuge mich zu dem Nachttisch und nehme zwei Zigaretten aus der Schachtel. Ich zünde beide an und gebe ihm eine. Bestimmt ist es seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass das Zwei-Zigaretten-nach-dem-Sex-Anzünden früher immer seine Aufgabe gewesen ist, als wir noch zusammen waren.
    Aber jetzt verhält sich das alles anders.
    Ich nehme einen Zug und betrachte ihn neben mir. Wie er so zusammengerollt zwischen den Satinlaken liegt, wirkt er viel kleiner, als ich ihn in Erinnerung hatte. Nicht so imposant. Nicht so interessant. Er hat das Gesicht von mir abgewendet in der Hoffnung, dass ich in dem Halbdunkel seine Tränen nicht sehe.
    »Ist gut«, tröste ich ihn. »Es handelt sich doch bloß um eine Erektion. Schließlich ist niemand gestorben.«
    »Das ist es nicht«, sagt er und wischt sich eine Träne weg.
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher