Marsha Mellow
sein, mit dem nächsten Buch zu beginnen. Obwohl mir ja meine Verleger damit ständig in den Ohren liegen ...«
Gott, ich hatte ganz vergessen, wie gern dieser Mensch über sich selbst redet.
»... aber wenn ich nachgebe, müsste ich direkt loslegen, und das will ich eigentlich nicht...«
Jetzt läufi wieder die endlose Leier...
»... Natürlich habe ich abgelehnt. Schließlich bin ich kein Fabrikarbeiter. Das hat denen zwar nicht geschmeckt, aber schließlich sind die auf mich angewiesen und nicht umgekehrt...«
... und läuft und läuft und läuft. Ein klassischer Monolog. Was habe ich an dem früher bloß mal gefunden?
»... und jetzt sind sie der Meinung, dass ich einer von den wenigen Scifi-Autoren mit Kultstatus bin, und anscheinend habe ich darüber hinaus ...«
Hör einfach nur zu. Er ist zwar bloß ein Schriftsteller, aber er redet, als hätte er ein Mittel gegen Krebs entdeckt und ganz nebenbei die Armut auf der Welt beendet sowie eine schmerzfreie Alternative zur Wachs-Haarentfernung erfunden. Das ist dir damals gar nicht aufgefallen, weil du zu beschäftigt damit warst, auf seinen Hintern zu starren. Es war eine Beziehung zweier Menschen, die ganz besessen waren. Du von ihm , er von sich selbst.
»... aber schließlich ist die Qualität entscheidend, und die kann ich nur liefern, wenn mein Akku voll ist. Moment mal, ist das da drüben nicht Toby Litt?«
Toby wer?
»Du entschuldigst mich kurz, Amy. Ich muss ihm unbedingt Hallo sagen.«
Daraufhin rutscht er von seinem Hocker, und ich sehe ihm nach, wie er in der Menge verschwindet, die sich vor ihm teilt wie das Rote Meer. Er ist Moses. Himmel, er ist Gott. Er ist...
Sieh dich bloß mal an, Amy Bickerstaff. Der Typ ist ein totales Arschloch. Es schwimmen noch genügend Fische im Becken, von denen dich jeder einzelne besser behandeln würde als der. Zum Beispiel Jason Donovan. Der sieht immer noch ganz passabel aus, und jetzt, da er nicht mehr ständig von kreischenden Teeniehorden verfolgt wird, könnte sich ein genauerer Blick lohnen. Und vor allem wette ich darauf, dass er mit Swingerpartys nichts am Hut hat.
Die Stimme in meinem Kopf gibt einfach keine Ruhe.
Aber Jake auch nicht. Nach ein paar Minuten taucht er wieder auf und legt mir lässig den Arm um die Schultern. Ich ignoriere die Stimme, die jetzt hysterisch kreischt, und sage mir, dass er es sich wahrscheinlich nur gemütlich macht.
»Mit dir kann man unheimlich gut reden, Amy«, flüstert er mir ins Ohr.
»Du meinst, weil ich dich nie unterbreche?«
»Nein, weil du mich verstehst. Du bist sehr einfühlsam.«
Er drückt mich kurz. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich direkt anbaggert, und es fällt mir schwer, ihm zu widerstehen. Er ist wirklich der unwiderstehlichste Mann, dem ich je begegnet bin - vielleicht mit Ausnahme von Lewis ... der mich allerdings eher für total verblödet halten dürfte als für einfühlsam und verständnisvoll... Außerdem, was erlaubt der sich eigentlich, so viel Sarkasmus an den Tag zu legen? Das Schwein. Nein, Jake ist schon in Ordnung. Es ist sicher nur eine Frage von Stunden - oder Minuten bis wir in seiner Wohnung landen. Wäre das denn wirklich so schlimm?
Das wäre die totale Katastrophe , kreischt die innere Stimme. Denk daran, was Ant gesagt hat.
Dass man spontan sein und dem eigenen Instinkt folgen soll?
Nein, du hohle Frucht, er hat gesagt, du sollst dich von Jake fern halten. Der Typ ist ein Arsch, ein Haufen Scheiße.
»Ach, verpiss dich«, sage ich laut.
»Wie bitte?«, fragt Jake, dessen Hand zu meinem Knie heruntergewandert ist.
»Ach, nichts. Ich habe mich nur gefragt... Bist du momentan eigentlich mit jemandem zusammen?«, frage ich so beiläufig wie möglich.
Ich gebe auf wimmert die innere Stimme.
»Nein, mit niemand Speziellem«, antwortet er lachend.
Die innere Stimme hat wohl zu früh kapituliert, zumal sich meine Nackenhaare aufstellen. Ich frage mich, ob Niemand Spezielles ihn sehnsüchtig zu Hause erwartet. Trägt Niemand Spezielles vielleicht Doppel-D? Oder größer? Und steht Niemand Spezielles auf Swingerpartys?
»Was ist mit dir? Hast du wieder einen Freund?«, fragt er, womit er mich aus meinen unerfreulichen Gedankenspielen reißt (die alle auf dem Abstellgleis enden).
Ich kenne Jake. Falls er beabsichtigt, mich ins Bett zu kriegen, wird ihn so eine Lappalie wie ein fester Freund nicht daran hindern.
Erneut bricht er in Lachen aus. »Die Frage ist nicht so schwierig, Amy. Du hast dich kein bisschen
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