Marsha Mellow
geändert.«
»Was soll das heißen?«, hake ich misstrauisch nach.
»Sieh dich bloß mal an - du bist total verkrampft.«
Ich spüre, wie ich rot werde - vor lauter Verlegenheit und Wut. »Eigentlich war ich bis jetzt völlig unverkrampft, vielen Dank auch. Und du kannst ruhig deine Hand wieder von meinem Knie nehmen.«
»Entschuldigung! Ich habe ganz vergessen, wie du sein kannst. Komm schon, ich spendier dir noch einen Drink, mal sehen, ob der Trick funktioniert.«
»Welcher Trick denn? Der, bei dem du mich dermaßen abfüllst, dass ich vergesse, was für ein Arsch du bist, und mit zu dir gehe?«
Etwas heftig, aber gut gemacht, Mädchen. Einen Moment lang dachte ich schon, es wäre um dich geschehen . Die innere Stimme meldet sich zur moralischen Unterstützung zurück.
»Wie kommst du darauf, dass ich dich abschleppen möchte?«, fragt er entrüstet.
»Jake, die ganze Zeit fingerst du an mir herum, machst mir nette Komplimente ...«
»Na und? Das bedeutet nicht automatisch, dass ich dich flachlegen will. Das nennt man auch Höflichkeit. Weißt du, was dein Problem ist?«
»Oh, lass mich raten - ich bin zu verkrampft.«
»Na schön, vergiss es. Ich dachte einfach, es wäre nett, mal wieder mit dir zu plaudern. Und ich dachte, du siehst das vielleicht genauso. Offenbar lag ich falsch.«
Jetzt wirkt er wütend - eine Regung, die ich noch nie bei ihm erlebt habe. Offensichtlich ärgert es ihn, dass ich nicht auf ein Fingerschnipsen von ihm in seinem Bett lande. Ich bin mir zwar nach wie vor nicht sicher, ob das nicht doch noch eintreten wird, aber das braucht er ja nicht zu wissen.
»Du liegst nicht falsch, Jake«, sage ich und breche das Schweigen. »Ich dafür schon. Ich dachte, du hättest dich vielleicht geändert.«
»Und du bist sicher ein völlig neuer Mensch, nehme ich an?«
»Wie der Zufall so will, bin ich das tatsächlich ... Sagt dir der Name ›Marsha Mellow‹ was?«
Verfluchte Scheiße !, brüllt die innere Stimme los. Was soll das denn jetzt?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung.
»Dürfte momentan schwierig sein, den Namen nicht zu kennen«, entgegnet Jake matt, froh über den Themenwechsel. »Komischerweise schuldet mein Verleger ihr einen Gefallen, weshalb man mich gebeten hat, für die nächste Auflage ein Vorwort beizusteuern. Aber dafür fehlt mir momentan einfach die Zeit. Als hätte ich nicht schon genug um die Ohren. Warum fragst du überhaupt?«
Vor lauter Verblüffung verschlägt es mir die Sprache. Was auch immer ich mir ausgemalt habe, nichts davon ist eingetroffen. Schließlich bringe ich doch noch etwas heraus. »Was soll denn in deinem Vorwort stehen?«, frage ich in beiläufigem Ton.
»Was geht dich das an?«
»Ich bin bloß neugierig.«
»Nun ja, ich hatte erwartet, dass das Buch eine Art Seelenmassage betreibt in Form von ein paar Sexszenen in allen Variationen, aber was ich gelesen habe, hat mich wirklich überrascht. Äußerst harte und anschauliche Prosa, finde ich.«
»Heißt das, du findest es gut?« Ich weiß, dass er es gut findet, aber jetzt muss ich zur Abwechslung einmal nach Komplimenten angeln.
»Kann man wohl sagen. Zwar spricht Mellow ganz klar die junge, weibliche Leserschaft an, aber sie hat mehr drauf. Die Presse schlachtet momentan nur den pornografischen Inhalt aus, aber sie kann mehr. Obwohl ich immer ›sie‹ sage, sind mein Verleger und ich der Meinung, dass der Autor ein Mann sein muss.«
»Wirklich?«, sage ich.
»Du hast ja nicht so viel Ahnung vom Buchgeschäft, aber das Buch war eine clevere Idee - es füllt die Lücke, die nach Sex and the City entstanden ist. Das Ungewöhnliche daran ist, dass mir noch nie eine Frau begegnet ist, die derart schonungslos die Dinge beim Namen nennt wie Marsha Mellow. Man braucht Eier, um so zu schreiben - im wahrsten Sinne des Wortes. Sex and the City hat sich auch ein Mann ausgedacht. Nein, ich würde mein Geld darauf verwetten, dass es sich bei dieser Mellow um einen Kerl handelt, der sich ein weibliches Pseudonym zugelegt hat, um sein Buch frauenfreundlicher zu machen.«
Dieser blöde Besserwisser! Das lässt du aber nicht auf dir sitzen, oder ?
Es gelingt mir irgendwie, das Kreischen der inneren Stimme zu überhören und dem Impuls zu widerstehen, ihm eine herunterzuhauen, und ich presse mit knirschenden Zähnen hervor: »Heißt das, Frauen sind nicht in der Lage, einen Porno zu schreiben? Als gehörten im Bett nicht auch zwei dazu!«
»Nein. Ich sage nur, dass Frauen keine
Weitere Kostenlose Bücher