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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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gar nicht geschrieben habe.«
    »Wenn es dir scheißegal ist, warum überprüfst du dann dein Aussehen im Bildschirm?«
    »Tue ich ja gar nicht«, brause ich auf und wende rasch den Blick von meinem PC ab. Ich sehe grauenhaft aus, da sind ertränkte Ratten ansehnlicher. Ich stehe auf und streiche meinen feuchten Rock glatt. Anschließend setze ich mich entschlossen - oder was ich dafür halte - in Bewegung.
    Als ich vor Lewis‘ Büro stehe, hat sich meine ganze Entschlossenheit in Luft aufgelöst. Ich will nicht gefeuert werden, sechsstelliger Vorschuss hin oder her. Vorsichtig spähe ich durch die Scheibe. Er ist einfach zum Anbeißen. Vor allem will ich nicht von jemandem gefeuert werden, der so fantastisch aussieht. Er sitzt an seinem Schreibtisch und kritzelt irgendetwas vor sich hin. Nervös klopfe ich an, und ohne den Kopf zu heben, winkt er mich herein.
    »Bin gleich für Sie da. Nehmen Sie ruhig Platz.«
    Aber wo bloß? An der Wand steht ein schmales Sofa, aber auf dem cremefarbenen Bezug werden meine nassen Klamotten riesige feuchte Flecken hinterlassen. Ich möchte keinesfalls den Eindruck erwecken, dass ich inkontinent bin, insbesondere dann nicht, wenn mir die Kündigung bevorsteht. (»Bin ich froh, dass wir die endlich los sind, Deedee - die litt sogar an Inkontinenz.«) Also ziehe ich einen der Stühle vom Konferenztisch weg, drehe ihn herum und lasse mich darauf nieder. Verdammt. Jetzt sitze ich mitten im Raum, etwa zwei Meter von seinem Schreibtisch entfernt. Ich komme mir richtig nackt vor, was gar nicht so weit hergeholt ist, sollte er zufällig aufblicken, wenn ich die Beine übereinander schlage. Deshalb: Schön die Knie zusammenpressen. Mann, hier drinnen ist es brütend heiß - wie in einer Sauna. Durch die drückende Hitze kleben meine nassen Klamotten noch mehr auf der Haut. Verstohlen werfe ich einen Blick auf mein feuchtes Oberteil. Shit. Mein BH. Hundertprozentig sichtbar, verflucht. Er wird bestimmt denken, dass ich in der Mittagspause an einem MissWet-T-Shirt-Wettbew...
    »Sie müssen entschuldigen«, sagt er plötzlich, wobei es alles andere als bedauernd klingt. Er legt seinen Stift weg und richtet den Blick - aah! - direkt auf meinen BH. »Sei‘s drum, das Meeting gestern war eine Katastrophe ...«
    Es geht los. Tief einatmen und bloß nicht heulen, Amy.
    »... und zwar vom Anfang bis zum Ende. Reine Zeitverschwendung ...«
    Okay, okay, ich bin ja nicht begriffsstutzig.
    »... Genau wie alles andere hier. Zündende Ideen? Fehlanzeige!«
    Er unterbricht sich kurz und starrt mich aus schmalen Schlitzen an. Verglichen damit sind mir die schimmernden Augen von Montagmorgen wesentlich lieber, zumal mir sein Blick jetzt richtig Angst macht.
    »Ich möchte offen mit Ihnen reden, Amy...«
    Oh-Oh. Er spricht mich nicht nur mit meinem Vornamen an, er möchte auch noch offen mit mir reden. Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir zu dem obligatorischen Tut uns Leid, aber wir werden in Zukunft auf Sie verzichten müssen-Part kommen.
    »... Die Herausgeber haben mir zwei Monate Zeit eingeräumt, um den Laden hier gründlich auszumisten. Wenn ich scheitere, wird dieses Blatt eingestellt. Jetzt sind weitreichende Veränderungen notwendig...«
    Ja, sicher, Veränderungen, Einschnitte. Komm endlich zum Punkt und quäl mich nicht länger.
    »... Offen gesagt, bin ich ratlos, wo ich anfangen soll, nach allem, was ich bislang gesehen habe.«
    Mit mir natürlich, oder? Warum sitze ich sonst hier? Warum sieht er nur so verdammt gut aus und ist zudem clever? Warum kann ich nicht von einem hässlichen dummen Schwein mit überkämmter Halbglatze und Schuppen auf dem Kragen gefeuert werden? Damit käme ich besser klar.
    »Neulich bei unserem Gespräch haben Sie etwas gesagt, was kein Chefredakteur gern hört...«
    Lautet so etwa seine Begründung? Weil ich es gewagt habe, das Blatt als Müll zu bezeichnen? Ich und mein loses Mundwerk - wenn ich nicht gerade wie eine Geistesgestörte vor mich hin brabble, fällt mir nichts Besseres ein, als die Zeitschrift, für die er verantwortlich ist, als Müll zu bezeichnen.
    »... Nach dem ganzen sinnlosen Gerede, das ich mir sonst immer anhören muss«, fährt er aufgebracht fort, »war das höchst...«
    Mann, leg mal einen Zahn zu und komm endlich zum Ende. Ich spüre schon, wie meine Tränenkanäle sich füllen und sich auf die große Flut vorbereiten. »... erfrischend.«
    Moment mal, das stand so aber nicht im Drehbuch. »Ihre Ehrlichkeit hat in mir den schwachen

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