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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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gucken.
    »Ja, glaub schon«, erwidere ich und richte mich wieder auf. »Bin die Schuhe nicht gewohnt.«
    »Die sind echt scharf. Genau wie dein Kleid ... Wow. Ist das bei euch die übliche Arbeitskleidung?«
    Eher nicht. Heute Nachmittag habe ich meine erste richtige Abmahnung von Deedee erhalten. Vordergründig deshalb, weil ich die Mittagspause fett überzogen habe, aber aus ihrer Sicht auch deshalb, weil ich den Titel der Zeitschrift wörtlich genommen und mich dementsprechend gekleidet habe. Während sie mir an ihrem Schreibtisch die Abreibung verpasste, bemerkte ich, dass Lewis irgendwann durch den Glaseinsatz seiner Bürotür zu mir herüberspähte. Seine Augen bildeten nur noch einen schmalen Schlitz, richtig Furcht einflößend.
    Aber er ist ein Schwein, und daher soll es mir egal sein.
    Der Schmerz lässt mich zusammenzucken. Im nächsten Moment umfasst Jake meine Taille und hebt mich auf den Barhocker. Kein einfaches Unterfangen - mag ja sein, dass ich in dem Kleid leicht wie eine Feder wirke, aber, glauben Sie mir, ich fühle mich weder leicht noch wie eine Feder. Mein erster Impuls ist, ihm eine zu scheuern, allerdings ist meine Erleichterung, endlich zu sitzen, so überwältigend, dass ich ihn am liebsten küssen würde. Als Nächstes bückt er sich und hebt vorsichtig meinen Fuß hoch. Dann streichelt er sanft meinen Knöchel... hm, wie angenehm ... und meint: »So wie es aussieht, ist er nicht verstaucht. Bloß ein äußerst hübscher Fußknöchel. Sollen wir uns mal an unseren Tisch begeben?«
    Ich gleite von dem Hocker, wobei ich feststelle, dass ich in den Schuhen beinahe so groß bin wie er - dass ich auf einer Höhe mit ihm bin. Moment mal, mit einem Vorschussangebot über vierhundert Riesen bin ich mehr als auf seiner Höhe. Ich hake mich bei ihm ein, und wir gehen in den Restaurantbereich.
    Was soll das?, kreischt sofort die innere Stimme.
    Aber sie kann sich das Theater sparen. Ich bin absolut Herrin der Lage.
    »Du hast dich sehr verändert, Amy«, sagt Jake, als uns der Kaffee serviert wird.
    Und du Schwachkopf hast keinen Schimmer, wie sehr, geht mir durch meinen benebelten Kopf - Mann, selbst beim Denken lalle ich. Mit Hilfe einer dritten Bloody Mary und einer halben Flasche Wein habe ich wieder in meine Rolle als Marsha Mellow zurückgefunden, die mit allen Wassern gewaschen ist, wovon wiederum Jake im Verlauf der letzten drei Gänge profitiert hat. Dabei habe ich ihm noch gar nicht offenbart, dass ich Marsha Mellow und mit allen Wassern gewaschen bin, aber was soll‘s, noch ein Drink und wer weiß?
    »Ich meine nicht nur dein Äußeres«, redet er weiter. »Sondern ... einfach alles. Du wirkst gelassener. Selbstsicherer. Das steht dir sehr gut.«
    Daraufhin wandert seine Hand wie eine Schlange über den Tisch. Über die leeren Gläser hinweg, um Salz- und Pfefferstreuer herum, bis sich unsere Fingerspitzen berühren. Ich ziehe sie nicht zurück. Stattdessen macht sich meine andere Hand ebenfalls auf die Reise.
    Das nimmt aber bedenkliche Formen an, stöhnt die innere Stimme auf.
    Aber Teufel noch mal, wir halten lediglich Händchen. Von Sex kann keine Rede sein.
    Noch nicht.
    Ach, halt die Klappe.
    »Danke, Jake«, sage ich leise. »Ich habe mich tatsächlich verändert. In letzter Zeit ist einiges passiert. Unglaubliche Dinge, wirklich.«
    »Erzähl mir davon.«
    »Nicht jetzt... später.«
    Hm, eigentlich gebe ich mich viel zu selten geheimnisvoll - auch wenn es am Alkohol liegen sollte, glaube ich dennoch, dass ich darin ganz gut bin.
    Gut? Du bist hackedicht, Mädchen. Die reinste Katastrophe.
    Ich ignoriere die Stimme, insbesondere da mir meine Schuhe weiterhin Kummer bereiten. Ich streife sie von den Füßen, strecke die Beine aus und wackle mit den Zehen ... Iiih! Was ist das? Fühlt sich haarig an. Scheiße. Das ist Jakes Bein. Irgendwie ist mein rechter Fuß in seinem linken Hosenbein gelandet, und auf seinem Gesicht erscheint ein breites Grinsen.
    Das reicht. Ich bin weg, , faucht die innere Stimme beleidigt. Wünsche noch ein schönes Restleben.
    Das war keine Absicht...
    Keine Reaktion.
    Tja, dann bin ich jetzt wohl auf mich allein gestellt. Muss es bloß irgendwie überspielen. Ich lasse meinen Fuß, wo er ist, aber nur weil es einen komischen Eindruck machen würde, wenn ich ihn sofort wieder wegziehen würde. Was soll‘s, das bisschen Herumflirten. Von Sex kann keine Rede sein.
    Aber was, wenn doch? Ich bin nicht die Einzige, die sich verändert hat. Auch Jake ist nicht

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