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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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mehr der alte, sondern Lichtjahre von dem Arschloch entfernt, das mir vermutlich illegale Drogen zu inhalieren gab, während ich mit Handschellen an sein Bett gefesselt war, und das mich zu einer Swingerparty überreden wollte, als würde es mich zu einem Happy Meal bei Mc Donald‘s einladen. Jake hat mittlerweile eine Therapie gemacht, wie er mir ausführlich erzählt hat. Er nimmt an, dass es ihm früher schwer gefallen ist, sich in andere hineinzuversetzen (worin ich ihm auch nicht widersprechen möchte): »Deshalb hat das mit uns auch nicht funktioniert, Amy. Es lag nicht an dir. Es lag an mir. Ich lebte auf meiner eigenen Insel, ohne meiner Umwelt richtig Beachtung zu schenken.« Habe ich es nicht gesagt? Der arme Kerl. Auf seiner eigenen Insel, das muss man sich mal vorstellen. Das ist bestimmt nicht besonders spaßig. Offenbar ist seine Mutter an allem schuld. Sie war zu dominant. Oder vielleicht auch nicht dominant genug. Weiß nicht mehr genau, aber es hat sich logisch angehört.
    Nichtsdestotrotz hat er sich in einem Punkt überhaupt nicht geändert. Ich meine sein Grinsen, als ich vorhin mit dem dicken Zeh versehentlich seine Wade gestreift habe - auch wenn er schon über vierzig ist, aber er wäre in jeder Boygroup der Mädchenschwarm ... Ob er überhaupt singen kann?
    »Dieses Hotel hier ist sagenhaft«, bemerkt er leise in anzüglichem Ton, sodass ich mich dicht zu ihm rüberbeugen muss, um ihn zu verstehen, was vermutlich genau so beabsichtigt war.
    »Ja, wirklich traumhaft«, murmle ich zurück.
    »Ich rede nicht nur von der Bar und dem Restaurant. Du solltest erst mal die Zimmer sehen. Ein wahrer Triumph postmoderner Schlichtheit.«
    »Wirklich?«
    »Mhm. Möchtest du dir vielleicht mal eines ansehen?«
    »Was, jetzt gleich?«
    »Klar... Und hier gibt es total coole Telefone, und die Duschen sind ...«
    »Gut, von mir aus.«
    Ich weiß, ich weiß, aber Lisas Grundsatzregel Nummer drei bezog sich darauf, ihn nicht nach Hause zu begleiten , und das tue ich ja nicht.
    Verstanden?
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich vermisst habe, Jake. Auch wenn du mich damals total beschissen behandelt hast, war ich im Grunde immer verrückt nach dir.«
    Selbstverständlich habe ich das nicht laut gesagt. Selbst dann nicht, wenn ich den Mumm dazu gehabt hätte und sein Mund nicht über meinen gestülpt wäre. Würde er mit der Zunge nicht gerade nach den Überresten des Nachtischs in meinem Hals angeln, würde er vielleicht erwidern: »Mensch, stimmt schon, mein Verhalten war wirklich indiskutabel, aber bitte, gib mir die Chance, es wieder gutzumachen.«
    Hm, das kannst du dir wahrscheinlich abschminken.
    Aber egal, schließlich bin ich schon lange nicht mehr so geküsst worden, und zwar so lange, dass ich gar nicht mehr richtig weiß, wie das früher einmal war. Im nächsten Augenblick öffnet sich die Fahrstuhltür, sodass wir in den Flur hinausplumpsen - jedenfalls trifft das auf mich zu - und eiligst unser Zimmer aufsuchen. Drinnen umschlingt er meine Taille, aber ich löse mich wieder - schließlich will ich es ihm nicht zu leicht machen. Na schön, wie ein Wackeldackel zu nicken, wenn der Typ die leiseste Andeutung macht, nach oben zu gehen, um den »Triumph postmoderner Schlichtheit« zu bestaunen, gäbe eine Sechs minus in unnahbarem Verhalten, aber ich bin ja lernfähig.
    »Cooles Telefon«, sage ich mit Blick auf das spacig-silberne Teil auf dem Nachttisch, das genauso gut von einem vorherigen Gast stammen könnte, der es bei seiner überstürzten Rückreise zum Mars hier vergessen hat.
    »Vergiss das blöde Telefon. Komm her«, entgegnet Jake im Befehlston.
    Ich überhöre ihn geflissentlich und stelle mich ans Fenster, wo ich scheinbar fasziniert das An und Ab der Taxen vier Stockwerke unter uns beobachte. Dabei spüre ich seinen bohrenden Blick im Nacken - beziehungsweise vielmehr auf meinem Arsch.
    »Du hast dich wirklich verändert«, bemerkt er bewundernd - so klingt es zumindest.
    Und er hat Recht. Noch vor zwei Jahren hätte ich es nie gewagt, ihm einen Korb zu geben - nicht einmal, wenn er mir nicht mit Handschellen gedroht hätte.
    »Ich bin reifer geworden«, entgegne ich und hätte beinahe hinzugefügt »Ich bin jetzt eine erwachsene Frau«, halte mich aber gerade noch rechtzeitig zurück - ich bin zwar blau, aber ich müsste schon geistig unzurechnungsfähig sein, um so einen Schwachsinn von mir zu geben. Stattdessen sage ich: »Mittlerweile kann mich nichts mehr schocken ... Da

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