Marsrevolte problematisch
meinen bevorstehenden Anruf mußte bereits an Bord der »1418« eingelaufen sein.
Der ovale Bildschirm flimmerte Sekunden lang. Danach entstand ein klares, scharfgezeichnetes Bild. Es war dreidimensional und von einer echtheitsgeprägten Farbenpracht. Das Gerät war ein energetischer Selbstversorger.
»Dr. Nang-Tai an den unter seinem Befehl stehenden Markskreuzer ›1418‹. Kommandant melden. Sofort!« sprach ich in das energetische Mikrophonsystem. Es handelte sich um eine rotflimmernde Ellipse.
Plötzlich erschien die Zentrale des Kreuzers. Von hier an begannen die echten, unverfälschten Sendungen. Jetzt wurden keine Trickeinblendungen mehr vorgenommen.
Ich erblickte die sinnverwirrende Instrumentierung des Schiffes. Überall leuchteten und flimmerten die typisch marsianischen Farbsymbole. Zahlen hatte man nicht verwendet; Anzeiger in unserem Sinne auch nicht. Alles wurde farblich dargestellt.
Ein mit einem leichten Raumanzug bekleideter Mann sprang aus dem hochlehnigen Sessel des Ersten Piloten auf und salutierte.
Es war Major Fred G. Lobral, unser fähigster GWA-Astronaut und Raumpilot. Er flog die »1418« überwiegend allein, allerdings mit Hilfe der ausgesprochen feinfühligen Automatiken, die jeden Fehler sofort korrigierten.
»Kommandant befindet sich in der Feuerleitzentrale, Oversir«, lautete seine Meldung in unsichtbare Mikrophone.
Hannibals Grinsen wirkte abstoßend. Er konnte es niemals unterlassen, wenn ich planmäßig mit Oversir angesprochen wurde. Bei dieser Anrede lief dem Zwerg die Galle über.
Allerdings hielt man das Feixen des Kleinen für ein Symptom seines verwirrten Geistes.
»Schalten Sie zur Feuerleitzentrale um, Herr Major!« ordnete ich an.
Ein Blick aus den Augenwinkeln verriet mir, daß unsere Mitarbeiter gut reagierten. Selbst Reling hatte sich in steigender Erregung aufgerichtet. Er stand nun hinter dem Tisch und stützte sich mit beiden Händen auf der Platte ab.
Das Bild wechselte. Die Feuerleitzentrale wurde sichtbar. Mehrere Männer, alles GWA-Spezialisten, sprangen auf und grüßten.
Captain Ing. Listerman, unser Experte für marsianische Hochenergiewaffen, meldete sich. Er trug wie alle anderen Besatzungsmitglieder eine biologisch lebende Maskenfolie.
Wir konnten es auch in diesem Fall nicht riskieren, die Besatzung mit den »Originalgesichtern« zu zeigen. Die Männer waren von vielen zehntausend Menschen während des Mars-Theaters gesehen worden.
»Kommandant kommt, Oversir«, rief Listerman.
Wir vernahmen ein Tappen und Gurgeln. Es klang, als nähere sich ein Ungeheuer.
Das war für mich neu. Was, um Himmels willen, hatten Mirnams Spezialisten mit dem hünenhaft gebauten Oberst Boris Petronko gemacht? Wie und in was hatten sie ihn verwandelt? Diese Frage hatte Steamers nicht beantwortet.
Ein Brüllen, wie es nur Boris ausstoßen konnte, drang aus dem Gerät. Jeder Ton, jede Bewegung wurde von den Fernlenkkameras aufgenommen. Die Zuschauer in der Welt versäumten keine Szene. Die unbekannten Angreifer hoffentlich auch nicht!
Wenn wir sie jetzt nicht reizen konnten, blieb nur noch ein Mittel übrig – mein heimlicher Separatplan.
Das Tappen wurde lauter. Um dies zu erreichen, brauchte sich Petronko, mein ehemaliger Adjutant, Berater, Seelentröster und Mädchen für alles, wirklich nicht anzustrengen.
Wenn man von Natur aus 2,19 Meter groß und zirka hundertfünfzig Kilogramm schwer ist, braucht man in der Nähe hochempfindlicher Mikrophone nicht einmal betont aufzutreten.
Petronko war nach wie vor Weltmeister im Gewichtheben, mehrfacher
Weitere Kostenlose Bücher