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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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Fall.« Lucio schauderte. »Ich habe mich schleunigst aus dem Staub gemacht.«
    Piola klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Gut, das hilft uns weiter. Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.« Der junge Mann zögerte. »Hören Sie, ich hab von euch Bullen vergangenen Monat einen Strafzettel bekommen, weil ich meine Lizenz nicht sichtbar am Boot angebracht hatte. Ich besitze eine Lizenz, sie war nur aus der Halterung gerutscht. Besteht die Chance, dass Sie dafür sorgen, dass ich um die Strafe herumkomme?«
    »Ich befürchte nicht, tut mir leid«, entgegnete Piola. »So läuft das bei mir nicht. Aber würden Sie mir trotzdem eine Zigarette geben?«
    Der andere Mann zuckte verdrossen mit den Schultern. »Bedienen Sie sich.«
    »Das ist Ihre letzte.«
    »Schon gut, ich hab noch eine Packung.«
    Piola lächelte zum Dank und nahm die Zigarette entgegen.
    »Tja«, meinte er, als sie beide wieder auf trockenem Boden standen. »Das ist also Poveglia. Ich nehme an, Sie kennen die ganzen Geschichten, die man sich über diesen Ort erzählt?«
    »Einige, ja. Befindet sich dort nicht eine ehemalige Nervenheilanstalt, die jetzt leer steht?«
    »So ist es. Doch die Fischer sind überzeugt, dass der Ort vorher schon verflucht war. Ursprünglich war das hier mal ein lazzaretto – eine Pestinsel. Anfangs beerdigten die Oberhäupter der Stadt hier ihre Toten; später, als die Pest sich immer weiter ausbreitete, versuchte man sie einzudämmen, indem man jeden, der Symptome zeigte, nach Poveglia verfrachtete und noch lebendig in die Massengräber dort warf. Ein elende Art zu sterben. Kein Wunder also, dass es irgendwann hieß, dort würde es spuken.« Er seufzte. »Gott allein weiß, warum man irgendwann beschloss, ausgerechnet an diesem Ort eine Irrenanstalt zu eröffnen. Jetzt steht das Gebäude schon seit den Achtzigern leer.«
    »Denken Sie, wir sollten uns dort mal umsehen?«
    »Auf jeden Fall.« Piola betrachtete die Zigarettenschachtel in seiner Hand.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass Sie rauchen.«
    »Tu ich auch nicht – jedenfalls nicht mehr seit Silvester. Ich verspreche meiner Frau schon seit Jahren, dass ich damit aufhöre. Ich wusste nur nicht, wie ich das anstellen soll.« Er hielt ihr die Schachtel hin. Was sie eigentlich für ein Päckchen Camel gehalten hatte, waren in Wirklichkeit Zigaretten der Marke Jin Ling. Das Logo zeigte eine gehörnte Ziege auf gelbem Hintergrund, doch ansonsten sahen sie der amerikanischen Marke zum Verwechseln ähnlich. »Eine Fälschung. Ich bezweifle, dass das irgendwas mit unserem Mord zu tun hat, aber man kann ja nie wissen.«
    Sie überlegten, wie sie am besten nach Poveglia kamen. Nachdem die Fischer derart abergläubische Menschen waren, schien es unwahrscheinlich, dass einer von ihnen sie dorthin bringen würde.
    »Es sei denn, wir erklären uns einverstanden, Lucio seinen Strafzettel zu erlassen«, schlug Kat vor.
    Piola sah sie an. Einen Augenblick lang sagte er nichts, und sie bemerkte, wie sie rot wurde. »Ich dachte ja nur …«
    »Ich weiß, was Sie dachten«, erwiderte er nicht unfreundlich. »Sie wollten nur, dass wir das irgendwie hinter uns bringen. Und das kann ich Ihnen nicht mal verübeln. Doch so fängt es immer an – man drückt ein Auge zu, man dreht irgendwelche krummen Sachen, man tut jemandem einen Gefallen oder lässt sich bestechen.« Er klang nicht wütend, sondern eher desillusioniert. »Und ehe man sichs versieht, hat einem jemand einen Gefallen getan, den man erwidern muss, und schon haben sie einen in der Hand. So ergeht es neun von zehn Polizeibeamten. Und wissen Sie was? Den meisten macht es noch nicht einmal was aus. Für den Großteil ist es einfach nur … normal. So läuft das hier eben. Das ist Italien. Ende der Geschichte.«
    »Tut mir leid, Colonnello.«
    »Vergessen Sie es. Wir rufen einfach ein Boot der Carabinieri, und während wir warten, essen wir etwas zu Mittag. Die Fischrestaurants hier in der Gegend sind ausgezeichnet, und nachdem ich jetzt die ganze Zeit auf diesen Booten unterwegs war, habe ich Lust auf Pasta mit Seeigel.«

6
    »Ich möchte Sie daran erinnern, weshalb Sie hier sind, Second Lieutenant«, sagte Major Forster in schroffem Tonfall und fixierte Holly mit einem bohrenden Blick. »Wie Sie vermutlich wissen, ist dies hier der größte und wichtigste Stützpunkt der US -Armee südlich der Alpen. Indem wir hier unsere Macht demonstrieren, sorgen wir für Stabilität, Sicherheit und Frieden, und zwar in einem Gebiet, das sich von

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