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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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wer ihr Lager anrührt, der soll seine Kleider waschen und sich mit Wasser abwaschen und unrein sein bis zum Abend.« Das ist der wahre Grund, weshalb sie nicht wollen, dass wir Priester werden, und warum Priester zu einem zölibatären Leben verdammt sind. Sie hassen und fürchten unsere Genitalien.
    Andere wiederum gaben sich wehmütig und führten Beispiele aus anderen Glaubensrichtungen an, die sich früher ebenfalls geweigert hatten, weibliche Priester zu tolerieren, sie mittlerweile jedoch erlaubten. Und wie ein roter Faden zog sich durch all das die Erkenntnis, dass der gegenwärtige Papst seine Meinung niemals ändern würde. Als Hardliner, der sich gegen die Übel des Liberalismus aussprach und voll des Lobes war über den »Traditionalismus und die Vitalität« der Glaubensgemeinschaften in Ländern der Dritten Welt, zitierte er wieder und wieder aus dem Codex Iuris Canonici 1024: »Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann.«
    Auf einer Seite stieß sie auf einen Blogpost mit der Überschrift »Warum illegale Ordinationen falsch sind«. Die Argumentation basierte auf der ihr mittlerweile vertrauten Sichtweise, dass diejenigen, die es für das Recht der Frau hielten, die Ordination zu empfangen, versuchen sollten, die Kirche von innen heraus zu verändern. Doch der Verfasser des Artikels hatte außerdem noch folgenden Satz hinzugefügt:
    Wir sollten uns nicht selbst davon überzeugen wollen, dass es statthaft sei, Frauen unter den gegenwärtigen Umständen zu ordinieren. Diejenigen, die der Versuchung erlegen sind, diese Position einzunehmen, befinden sich im Irrtum.
    Das war nun interessant: Demnach gab es tatsächlich auch Leute, die anders dachten. Waren diese Individuen womöglich bereits einen Schritt weiter gegangen? Gab es gegenwärtig etwa Frauen, die sich auf die eine oder andere Weise als katholische Priesterinnen betrachteten?
    Sie öffnete eine neue E-Mail-Nachricht und schrieb eine kurze Notiz an den Verfasser des Blogs. Darin erklärte sie ihm, dass sie versuchte, mit Leuten in Kontakt zu treten, natürlich absolut vertraulich, die sich für die Ordination von Frauen einsetzten.
    Als sie die Mail abgeschickt hatte, überflog sie noch den Rest ihres Posteingangs. Ihre Mutter hatte ihr und ihren Brüdern eine Nachricht geschickt, um sie an ihr Versprechen zu erinnern, am folgenden Sonntag zum Abendessen zu kommen. Ihre Mutter hatte die Mail nicht an ihre Schwester Clara geschickt, wie ihr auffiel. Denn sie hatte gewusst, dass man Clara nicht eigens erinnern musste.
    Kat antwortete nicht auf die E-Mail. Es war schon fast drei Uhr morgens an diesem Dienstag, bis Sonntag konnte noch so vieles geschehen.

10
    Holly Boland bekämpfte ihren Jetlag mit einem frühmorgendlichen Lauf entlang der scheinbar endlosen Außenbegrenzung um Ederle herum, gefolgt von einem leichten Frühstück im D- FAC , der einzigen Möglichkeit auf dem Camp, etwas zu essen zu bekommen. Für eine Armeekantine war es gar nicht mal so schlecht – jemand hatte versucht, das Ganze mit einem fröhlich klingenden Namen aufzuwerten, weshalb man es »Südlich der Alpen« genannt hatte. Neben den üblichen Waffeln und Kartoffelrösti hatte man Brioches und italienische Kuchen im Angebot. Dennoch sehnte sie den Tag herbei, da sie außerhalb des Camps leben und ihren Morgen mit einem Espresso und einem Biss in ein frisch gebackenes cornetto oder einen bombolone beginnen würde statt mit diesen stadiongroßen Containern voll schaumiger Milch, die mit einem wässrigen Schuss Koffein aromatisiert war.
    Nach dem Frühstück meldete sie sich bei Mike Breedon. Es gab immer noch nicht allzu viel zu tun für sie, daher beschloss sie, die Unterlagen für Barbara Holton zu suchen – oder besser gesagt, so dachte sie, festzustellen, dass es diese Unterlagen gar nicht gab.
    Nach unzähligen Telefonaten gelang es ihr, den Sergeant ausfindig zu machen, der für das Archiv des Stützpunktes zuständig war. Der verwies sie zunächst auf einen umfangreichen Stapel von Autorisierungsformularen, die in doppelter Ausführung auszufüllen waren, und dann auf ein kleines Gebäude am Rande des Verwaltungsblocks. Als sie mit den Formularen in der Hand dort ankam, bemerkte sie, dass soeben eine lange Schlange von Soldaten das Gebäude verließ. Jeder von ihnen trug einen Stapel aus drei Kartons. Sie wirkten wie mit Brotkrumen beladene Ameisen.
    »Was ist denn hier los?«, fragte sie einen von ihnen.
    Der zuckte mit den Schultern, ohne

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