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Martha im Gepaeck

Martha im Gepaeck

Titel: Martha im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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wir diesen Holzklumpen, diesen …«, sie wedelte mit der Hand, »… Marterpfahl in der Gegend herumfahren? Bernd?« Sie merkte selbst, dass ihre Stimme immer höher wurde.
    »Sie ist vielleicht ’ne Menge Geld wert«, meldete sich Mark ungefragt. »Ich könnte mal bei eBay gucken.«
    »Die wird nicht verkauft«, sagte Martha. »Ich habe sie ja gerade erst selbst erstanden.«
    »Du hast dafür bezahlt?« Endlich sagte Bernd auch mal etwas.
    »Natürlich habe ich dafür bezahlt. Denkst du, ich stehle?«
    »Wie viel?«, japste Karen.
    Martha streckte sich ein bisschen. »Fünfundzwanzig Pfund«, sagte sie feierlich. »Ein Schnäppchen.«
    Ein Schnäppchen, natürlich . »Gut.« Karen riss ihre Handtasche auf, wühlte kurz darin herum und zog ihr Portemonnaie hervor. »Gut. Ich kaufe sie dir hiermit für dreißig Pfund ab. Da!« Sie hielt Martha zwei Geldscheine hin.
    »Also, Karen, was soll denn das?«, fragte Bernd.
    Karen warf ihm einen Mörderblick zu. Wieso fiel er ihr jetzt in den Rücken? »Ich kaufe sie ihr ab. Dann kann ich damit machen, was ich will. Ganz einfach.«
    »Ich brauch dein Geld nicht«, sagte Martha. »Lass stecken, Kindchen. Ich weiß ja, dass ihr’s nicht so dicke habt. Außerdem gebe ich die Figur nicht her. Aber wenn es euch beruhigt, ihr müsst sie nicht zurück nach Deutschland fahren.« Sie überlegte kurz. »Ich weiß gar nicht, ob man Antiquitäten ausführen darf.«
    »Antiquitäten!« Karen gab ein verächtliches Schnaufen von sich. Wenn Martha so eine Monstrosität für wertvoll hielt, dann gute Nacht. Was war dann ihrer Meinung nach sonst noch wertvoll? Das herrliche Erbe löste sich vor Karens innerem Auge in Luft auf. Adieu, Traum vom Eigenheim. Sie würden auf ewig in ihrer Bienenwabe hocken bleiben. Am liebsten hätte sie angefangen zu heulen.
    »Wie meinst du das – nicht zurück nach Deutschland?«, fragte Bernd. Er nahm Karen behutsam die Geldscheine aus der Hand und steckte sie wieder in das Portemonnaie. »Willst du sie hier …« Er suchte nach dem Wort.
    Begraben, hätte Karen am liebsten gesagt.
    »… lassen?«, fragte Bernd schließlich.
    »Sie reist nur bis nach Schottland mit«, erwiderte Martha. »Macht euch mal keine Sorgen. Ihr sollt mich lediglich zum Glen Manor fahren, das ist alles, was ich möchte. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt.«
    »Und dort willst du dieses Holzding abladen?«, fragte Bernd vorsichtig. Er tätschelte Karen den Arm.
    Sie atmete tief durch. Vielleicht wollte Martha ja die Figur aus unerfindlichen Gründen im Loch Ness versenken?
    »Nicht abladen. Verschenken.«
    »Verschenken.« Bernd nickte geduldig.
    Karen nickte ebenfalls. Gegen Verschenken hatte sie nichts.
    »Und wer ist der oder die Glückliche?«, erkundigte sich Bernd.
    »Das geht euch nichts an.«
    »Bekomme ich sie, Tante Martha?«, fragte Teresa.
    »Nein, mein Schätzchen.«
    Teresas Gesicht verzog sich zu einer weinerlichen Grimasse.
    Karen merkte, wie die Angriffslust wieder in ihr hochbrodelte. Sie schüttelte Bernds Hand ab und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das geht uns nichts an? Ich finde schon, dass uns das was angeht. Vielleicht willst du sie ja an uns verschenken?« Sie tippte die Holzfigur mit dem Zeigefinger an. »Das wäre doch was, Bernd. Dieser Holzkadaver fehlt noch in unserer gemütlichen kleinen Wohnung. Neben dem Sofa ist noch ein bisschen Platz, aber nur, wenn wir auf den Sessel verzichten und das Klavier verkaufen. Du müsstest dann natürlich im Stehen fernsehen.« Sie wurde immer unsachlicher. Hysterischer. Sie sollte sich zusammenreißen.
    »Sie ist nicht für dich, keine Sorge.« Martha hatte offenbar nicht vor, den frohen Empfänger ihrer Gabe preiszugeben.
    »Und für wen dann?«
    Bernd hob beschwichtigend die Hände und trat wie ein Ringrichter zwischen die beiden störrischen Frauen.
    Der Geruch nach Fish & Chips wehte von irgendwoher herüber, und gleich auf der anderen Straßenseite war auch eine Bäckerei, in deren Schaufenster eine Frau mit Häubchen irgendwelche gefüllten Teigtaschen gestellt und sie dabei neugierig beobachtet hatte. Jetzt guckte sie schon wieder, diesmal noch mit einer Kollegin an ihrer Seite. Offenbar boten Karen und ihre Familie hier eine Art Volksbelustigung.
    Bernd räusperte sich. »Wie wäre es, Martha, wenn du uns mitteilst, für wen dieses … Geschenk bestimmt ist, und wir sehen mal, ob es vielleicht noch im Kofferraum Platz findet, und …«
    »Was?«, ging Karen dazwischen.
    »… und im

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