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Martha im Gepaeck

Martha im Gepaeck

Titel: Martha im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Herwig
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Stadt explodierte geradezu vor lauter Blumenkästen – sogar an Laternenpfosten und Denkmälern waren sie angebracht.
    Seit dem Zwischenfall mit dem Reh wechselten sich Karen und Bernd wortlos beim Fahren ab. Nun war Karen wieder an der Reihe. Sie erhaschte kurz einen Blick auf die ehrwürdige Ruine der Jedburgh Abbey, die links zwischen den Bäumen hervorlugte. Uralt, bestimmt älter als Rob Roy. Eigentlich wollte Karen noch mal genau nachlesen, was es mit dem auf sich hatte, aber dafür hätte sie Bernd um den Reiseführer bitten müssen, und eigentlich war sie ja froh, dass der bislang nicht wieder aufgetaucht war. Bernd wirkte wie amputiert ohne ihn. Er war dazu übergegangen, unentwegt die Landkarte zu studieren, als ob er irgendwelche geheimen Botschaften darin vermutete. Karen würde sich bei nächster Gelegenheit Marks Handy schnappen und nach Rob Roy googeln. Wieso hatte der Junge eigentlich ein leistungsfähigeres Handy als sie?
    »Mama?«
    Sie bremste scharf, um nicht in einen Touristenbus aus Aachen hineinzufahren, und ignorierte Bernd, der demonstrativ zischend die Luft einzog.
    »Sind wir bald da?« Teresa klang leicht grantig, wie immer, wenn sie sich langweilte.
    »Klar, mein Schatz. Hier in diesem Ort hat übrigens Queen Mary mal gewohnt.« Das hatte Karen gerade selbst erst flüchtig auf einem Schild gelesen, aber das wusste ja keiner. Bernds überraschten und leicht neidischen Blick war es allemal wert.
    »Wer?«
    »Queen Mary. Eine berühmte Königin.«
    »Sah sie schön aus?«
    »Sie …« Karen durchforstete ihr Gehirn nach dem Konterfei von Queen Mary und fand nichts außer einem großen schwarzen Loch. Wie hatte sie ausgesehen? Grobschlächtig? Hässlich? Schön? Zahnlos, wie alle in dieser Zeit?
    »Die haben sie geköpft«, antwortete Mark an ihrer Stelle. »Danach sah sie nicht mehr so schön aus.«
    »Was?«, rief Teresa erschrocken.
    »Zack und Birne ab.«
    »Mama!«
    »Mark, nun lass das doch bitte.«
    »Ist doch wahr. Hatten wir in Geschichte. Du sagst doch immer, dass wir nichts lernen. Dabei haben wir das gelernt. Damit die andere Tusse mit den Krauthaaren Königin werden konnte.«
    »Queen Elizabeth.«
    » Whatever. « Mark stöpselte sich beleidigt die Ohren zu.

13 Die letzte Stunde im Auto auf dem Weg nach Edinburgh verbrachten sie schweigend. Was sollte man auch sagen?
    Marthas Besessenheit von Rob Roy, oder überhaupt allem Schottischen, hing wie der Fluch ihres Lebens über Karens Jahresurlaub. Jedes Mal, wenn sie sich gerade entspannt hatte, wenn alles so war, wie es sein sollte, und jedes einzelne Familienmitglied auf seine eigene Weise glücklich war – was selten genug der Fall war –, dann lieferte Martha eine weitere Kostprobe ihres Altersstarrsinns. Eine Rentnerin aus Köln als Mitglied eines schottischen Clans! Zum Totlachen – wenn Karen davon nicht direkt betroffen gewesen wäre. Wenigstens hatte Martha nichts mehr dagegen einzuwenden gehabt, einen Abstecher nach Edinburgh zu machen. Obwohl das auch ein wenig seltsam war. Die ganze Zeit hatte sie darauf bestanden, so schnell wie möglich zu diesem mysteriösen Glen Manor zu kommen, es konnte ja gar nicht schnell genug gehen. Und dann hatte sie auf dem Parkplatz ein Plakat mit Festivals entdeckt, die momentan in Edinburgh stattfanden, und seitdem konnte sie gar nicht schnell genug nach Edinburgh! Warum nur? Karen hatte auf dem Plakat nichts Außergewöhnliches entdecken können, das Übliche eben. Das Fringe Festival mit Theater, Comedy, Musik und Entertainment für die Kinder – Clowns, Zauberer und Nachwuchsrocker. Und das militärische Musikfest mit dem seltsamen Namen. Military irgendwas. War es das, was Martha interessierte?
    Bernd fuhr jetzt in die Stadt, Karen drehte am Radio und suchte nach einem passablen Sender. Eine Berichterstattung von einem Rugbyspiel, kaum zu verstehen. Werbung für die Royal Bank of Scotland. Dudelsackmusik. Die ließ sie an.
    »›Highland Cathedral‹«, meldete sich Martha von hinten.
    »Bitte?«
    »›Highland Cathedral‹, so heißt das Lied.«
    Karen nickte und tat so, als ob sie das selbstverständlich auch gewusst hätte. »Tolles Lied. Klingt so traditionell und geheimnisvoll, dieses ›Highland Cathedral‹. Wahrscheinlich haben das schon die alten Highlander gespielt.« Sie summte leise mit.
    »Nee«, sagte Martha. »Das ist aus den achtziger Jahren.«
    »Was? Niemals.«
    »Doch. Das hat ein Deutscher komponiert. Wie hieß er nur gleich …«
    »Dieter Bohlen?«,

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