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Martha's Kinder

Martha's Kinder

Titel: Martha's Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertha von Suttner
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österreichischen Parlament neugebildeten »Gruppe für Frieden und Schiedsgericht« angeschlossen habe und als einer ihrer Delegierten zur bevorstehenden Konferenz nach Rom reisen werde, »und in Graf Dotzky«, fügte er hinzu, »sehen Sie den Verfasser des antimilitaristischen Artikels, der –«
    »Ah«, unterbrach der Hofrat, »sind Sie derselbe Graf Dotzky, der bei den Wahlen –«
    »Durchgefallen ist? Ja, der bin ich, Herr Doktor; habe daher leider keinen Anspruch auf den Titel Kollege; desto mehr interessiert mich die Gesinnungsgenossenschaft ... Sie beabsichtigen also, bei der Konferenz den Militarismus zu bekämpfen?«
    Die drei saßen nun wieder im Erker und Kolnos deutete einladend auf ein nebenstehendes Rauchtischchen. Bland nahm mit dankender Verbeugung eine Zigarette und steckte sie an. Dabei schaute er durch die Gläser seiner goldumrandeten Brille mit intensiver Aufmerksamkeit auf Rudolf und seine ohnehin ernste Miene nahm einen noch strengeren und wichtigeren Ausdruck an.
    »Hm ... also jenen Artikel haben Sie geschrieben? ... ich habe ihn nicht mehr recht im Gedächtnis ... doch Ihre Fragestellung von vorhin zeigt mir, daß Sie meine bevorstehende Reise nach Rom etwas irrig auffassen. Gegen den Militarismus, sagten Sie? ... Nein, das nicht –«
    »Warum in aller Welt wollen Sie dann an der Konferenz teilnehmen?«
    »Mein Gott – wenn ich ganz aufrichtig sein soll, ich hatte schon lange den Wunsch, Rom zu sehen – meine Frau auch ... die Konferenz wird ja auch ganz interessant sein ... Und für den Frieden kann man immer eintreten – freilich unter dem Vorbehalt, daß man an der Wehrhaftigkeit des Vaterlandes festhält ... Natürlich ist ja von ewigem Frieden und derlei Unsinn für einen ernsten Politiker nicht die Rede –«
    »Was in aller Welt, möchte nun auch ich fragen«, fiel Kolnos ein, »tun Sie dann auf einer Friedenskonferenz?«
    »O, man kann da sehr nützlich sein – – besonders muß man darauf achten, daß, wenn etwa gefährliche Fragen, wie die elsaß-lothringische oder irredentistische, aufgeworfen werden, man den etwaigen Ausfällen der politischen Heißsporne rechtzeitig einen Dämpfer aufsetzt. An dem status quo des Territotal-Besitzes der Staaten darf nichts geändert werden. Wer für die Erhaltung des Friedens ist – und das ist ja schließlich fast jeder vernünftige Mensch im allgemeinen und unsere Partei im besonderen – der muß wachen, daß an dem Besitzstand der Staaten nicht gerüttelt werde, der muß darauf hinwirken, daß sich die Nationen jeder Eroberungspolitik enthalten und nur darauf sich beschränken, so stark zu sein, um die Agression der anderen siegreich abwehren zu können. Wäre der Dreibund –«
    »Welche anderen?« unterbrach Kolnos. »Wenn sich die Nationen der Eroberungspolitik enthalten, welcher Angriff ist dann abzuwehren?«
    Aber Bland beachtete den Einwand nicht und beschloß den angefangenen Satz:
    »Wäre der Dreibund nicht so stark, so würden die Franzosen gleich Krieg anfangen, und gegen kosakische Einfallsgelüste muß man auch sein Pulver trocken halten.«
    »Und mit diesen Ansichten« – rief Rudolf – »sind Sie Mitglied der interparlamentarischen Union für Frieden und Abrüstung?«
    »Für Frieden und Schiedsgericht – nicht Abrüstung. Das Wort Abrüstung dürfen wir gar nicht in den Mund nehmen. Es ist unpatriotisch, unloyal und unvernünftig.«
    »Erlauben Sie«, mischte sich Kolnos eln, »wenn Schiedsgerichtsverträge abgeschlossen werden, wozu braucht man dann die übertriebenen Rüstungen? Sind diese nicht eher unvernünftig und vertragen die sich mit den sogenannten liberalen Ideen?«
    Bland war um Antwort nicht verlegen.
    »Einmal liegen die Schiedsgerichte noch in weiter Ferne – würden doch auch nur für Fälle in Anwendung kommen, bei welchen die Ehre und die Lebensinteressen der Staaten nicht tangiert werden – und was die übertriebenen Rüstungen betrifft, ja da haben Sie vollkommen recht, meine Herren, die ruinieren die Nationen – gegen die muß man sich verwahren. Da sind mir Liberalen immer auf dem Posten, die bekämpfen wir standhaft. Wir verlangen Rechenschaft für jede Verwendung und streichen ab so viel als tunlich, um die Finanzkräfte zu schonen. Und alljährlich bei der Budgetdebatte erhebt einer von uns die Stimme, um das ungesunde Wachstum des Militarismus zu verdammen. Das Wort Militarismus ist ja eben – im Gegensatz zu Militär – die Bezeichnung eines Auswuchses, eines ungebührlichen

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