Martin, Kat - Perlen Serie
dass sie bald in freudige Um- stände käme.
Doch als sie daran dachte, wie kühl und distanziert ihr Mann geworden war und dass er kaum noch ihr Bett aufsuchte, musste sie erneut seufzen. Vielleicht sollte ihr sogar dieses Glück versagt bleiben.
Angespannt sah Cord aus dem Fenster seiner Kutsche, die langsam durch die überfüllten Straßen fuhr. Vor einer Stunde hatte er eine Nachricht von Jonas McPhee erhalten, der ihn so bald wie möglich um ein Treffen gebeten hatte. Cord hatte ihn wissen lassen, dass er um elf Uhr bei ihm sein würde.
Es war nun über eine Woche vergangen, seit er aus Lemming Grove zurückgekehrt war und von Torys mitternächtlichem Ausflug erfahren hatte ... In dieser Zeit würde McPhee be- stimmt schon zu Erkenntnissen gelangt sein.
Er fluchte leise über den dichten Verkehr, der ihr Vorankom- men erschwerte. Durch das Fenster sah er eine Gruppe Solda- ten in rot-weißen Uniformen, die mit ihrem Regiment vorbei- marschierten. Ein Dutzend Kavallerieoffiziere begleiteten sie zu Pferde und versperrten für kurze Zeit die Straße. Ihr An- blick erinnerte Cord sofort an Ethan, und er fragte sich, wo
sein Cousin wohl nun gefangen gehalten wurde - und ob er überhaupt noch lebte.
Und falls ja, würde es ihnen jemals gelingen, ihn zu befrei- en, bevor dieser lange und grausame Krieg vorbei war?
Doch der Gedanke an Ethan rückte in den Hintergrund, als der Wagen endlich in die Bow Street einfuhr. Cord hatte ver- sucht, sich geistig auf sein Gespräch mit Jonas McPhee vorzu- bereiten, und dennoch spürte er einen Anflug von Beklem- mung, als sich die Tür zu dem kleinen, überfüllten Büro öffne- te. McPhee bat ihn, auf einem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen.
„Ich fürchte, die Nachrichten werden Sie nicht erfreuen, Mylord." Mit seinem schütteren Haar und der dicken Brille sah der Ermittler nicht unbedingt wie jemand aus, der seine Tage damit verbrachte, Verbrecher zu jagen und die Schatten- seiten Londons zu erkunden. Doch Cord wusste um die Erfol- ge seiner Arbeit und schätzte ihn sehr.
„Sagen Sie, was Sie zu sagen haben."
McPhee saß hinter seinem ramponierten Schreibtisch und sah auf die Papiere, die er vor sich liegen hatte. „Zunächst möchte ich zu dem ersten Fall kommen, mit dem Sie mich be- auftragt hatten, dem angeblichen Besuch Ihrer Frau in Har- wood Hall. Nach Aussagen der Dienerschaft war sie nie dort." Cord wurde übel. Er musste feststellen, dass er keineswegs darauf gefasst war, seine Vermutungen bestätigt zu finden. „Ich gehe davon aus, dass Sie das gesamte Personal ausführ- lich befragt haben."
„Aber natürlich." McPhee sah in seinen Unterlagen nach. „Besonders die Haushälterin namens Greta Simon und einen Butler, Samuel Sims. Eines der Zimmermädchen war auch sehr gesprächig."
„Und was ist mit dem Baron? Wo war er während Ihrer Nachforschungen?"
„Lord Harwood hält sich noch immer in London auf."
„Könnte meine Frau ohne Wissen der Dienstboten in das Haus gelangt sein?"
„Das ist nach Aussagen des Personals ausgeschlossen, My- lord."
Cord versuchte, ruhig zu bleiben. Er wusste nur zu gut, wie geschickt Victoria vorgehen konnte. „Was haben Sie noch he- rausgefunden?"
„Sie erwähnten im Zusammenhang mit Ihrer Frau einen
Mann namens Julian Fox. Nun, ich habe einige Erkundigun- gen eingeholt. Fox besitzt ein Stadthaus in Mayfair. Ich habe dort mit einem der Hausdiener gesprochen - ihm eine Kleinig- keit zugesteckt -, Sie wissen schon. Und es tut mir wirklich Leid, Ihnen sagen zu müssen, dass dieser Hausdiener zu wis- sen glaubt, dass Mr. Fox in der Nähe des Berkeley Square eine Dame zu sich in die Kutsche hat steigen lassen. Die Beschrei- bung der Frau passt genau auf Lady Brant."
Cord fühlte sich, als hätte er einen Schlag in die Magengru- be bekommen. „Ich höre."
„Der Kutscher war angewiesen worden, die beiden zu einem Haus in der Greenbower Street zu fahren. Mr. Fox verließ mit besagter Dame die Kutsche. Nachdem sie sich Einlass in das Haus verschafft hatten, hielten sie sich dort über eine Stunde auf. Danach sollte der Kutscher sie zurück zum Berkeley Square fahren, wo die Dame aus der Kutsche stieg und in ei- nem der Häuser verschwand - vermutlich in Ihrem, Mylord." Cord atmete schwer, und er fürchtete, sich übergeben zu müssen. Er hatte noch viele Fragen, doch wagte er nicht, sie zu stellen, da er Angst vor den Antworten hatte. „Ich gehe davon aus, dass Sie alles in Ihrem Bericht festgehalten
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