Martin, Kat - Perlen Serie
haben." „Ja, Mylord."
„Die Rechnung haben Sie beigelegt?"
McPhee nickte und überreichte Cord die Unterlagen.
„Ich werde gleich morgen früh eine Bankanweisung veran- lassen."
„Danke, Mylord. Ich wünschte, die Neuigkeiten wären er- freulicher gewesen."
Cords Finger schlossen sich krampfhaft um die Papiere in seiner Hand. „Das geht mir ganz genauso."
Er wandte sich zum Gehen und war bemüht, seine Gefühle zu verbergen. Sobald er jedoch in seine Kutsche gestiegen war, ließ er sich schwer in die Sitzpolster fallen und schlug die Hän- de vor sein Gesicht. Seine Frau traf sich mit einem anderen Mann!
Enttäuschung und Verzweiflung brachen über ihn herein. Sie waren erst seit kurzem verheiratet, und schon hatte er Victoria verloren. Seine Augen brannten. Bis zu diesem Au- genblick war ihm nicht bewusst gewesen, wie viel sie ihm be- deutete. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie konn- te er nur so dumm gewesen sein ...
Langsam begann seine Trauer, sich in Wut über den Betrug
zu wandeln.
Wie konnte sie nur! Seit dem Tag ihrer Hochzeit war er Victoria treu gewesen. Ach was, von dem Moment an, als er des Nachts in ihr Schlafzimmer im Untergeschoss gestürmt war, hatte es ihn nach keiner anderen Frau mehr verlangt!
Und er wusste, dass es ihr genauso ergangen war. Victoria war eine junge Frau voller Lebenslust und Leidenschaft. Er hatte sie in die Freuden der Liebe eingeführt, und sie hatte je- den Augenblick mit ihm genossen.
Und dann war Fox gekommen ... Cord juckte es in den Fin- gern, ihn zum Duell herauszufordern. Er wollte den Mann er- schießen, der ihm seine Frau genommen hatte. Victoria gehör- te ihm und keinem anderen, verdammt noch mal! Aber Fox sah gut aus, war charmant, schmeichelte ihr und ...
Cord hielt in seinen Gedanken inne. ... schmeichelte ihr und bedachte sie mit Aufmerksamkeit. Begleitete sie in die Oper, ins Theater und zu rauschenden Festen. Fox hatte mit ihr ge- tanzt und gelacht, während Cord sich in seinem Arbeitszim- mer verschanzt hatte, um nicht mehr Zeit als nötig mit ihr ver- bringen zu müssen. Nicht einmal zu einer Partie Schach war er noch bereit gewesen.
Eine kalte Hand griff nach Cords Herzen. Er kannte Victo- ria, und er wusste, dass sie sich nicht auf eine kurze Affäre ein- lassen würde. Fox musste auch ihre Gefühle angesprochen ha- ben ... Victoria war in Julian Fox verliebt.
Er rief sich die Monate seit ihrer Hochzeit in Erinnerung. Nicht einmal hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn liebte, kein Wort hatte er je von ihr vernommen, das ihren Gefühlen für ihn Aus- druck verliehen hätte. Wenn er nur früher geahnt hätte, wie tief hingegen seine Empfindungen für sie waren ...
Das war ihm nicht bewusst gewesen - zumindest hatte er es sich nie eingestanden. Bis jetzt... Und nun war es zu spät. Zum ersten Mal kam ihm in den Sinn, dass letztlich er es ge- wesen war, der darauf bestanden hatte, dass sie heirateten. Er wusste um seine Wirkung auf Frauen und hatte keinen Zwei- fel daran gehabt, dass Victoria ihn begehrte. Außerdem hatte sie seines Schutzes bedurft. Nie hätte er geglaubt, dass er sie zu etwas drängte, das sie eigentlich gar nicht wollte.
Während der Fahrt nach Hause erwog er verschiedene Mög- lichkeiten. Victoria liebte einen anderen Mann. Fox war Per- cys Cousin, der Neffe des Marquess of Kersey. Die Familie war sehr vermögend, und Fox würde sich bestimmt gut um Victo-
ria kümmern können.
Cords Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Victoria be- deutete ihm alles! Er konnte sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Doch sollte er sie in einer Ehe festhalten, die sie anscheinend nie gewollt' hatte?
Er lehnte sich in seinen Sitz zurück und spürte die Last, die sich bleischwer auf seine Brust gelegt hatte. Die Macht seiner Empfindungen ließ ihn klar erkennen, dass er das Unverzeih- liche getan hatte - er hatte sich verliebt.
Das war das Dümmste, was er hatte tun können.
Nur eines war noch schlimmer: mit einer Frau verheiratet zu bleiben, die seine Liebe nicht erwiderte.
20. KAPITEL
Victoria hatte Cord den ganzen Tag über nicht gesehen. Das Abendessen war längst vorbei, und er war immer noch nicht zu Hause. Langsam begann sie, sich Sorgen zu machen. Ein schwerer Sturm zog auf, und ihr war nicht wohl bei dem Ge- danken, ihn unterwegs zu wissen. Als sie seine Schritte in der Eingangshalle hörte, spürte sie daher große Erleichterung. Freudig lief sie ihm entgegen, doch als sie seine versteinerte Miene sah,
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