Martin, Kat - Perlen Serie
ihm eine andere Wahl geblieben?
Vor seiner Abreise hatte er nicht mehr genügend Zeit ge- habt, um ihren genauen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Er wusste nur den Namen ihres Schiffes und dass sie auf dem
Weg nach Philadelphia war, um dort einen vermögenden Fabri- kanten zu heiraten.
Weitere Anhaltspunkte hatte er nicht. Dafür hatte Howard Pendieton, ein guter Freund der Familie, ihm zwei Empfeh- lungsschreiben einflussreicher Männer aus London mitgege- ben, die Freunde in Philadelphia hatten und ihm vielleicht hel- fen konnten, Danielle zu finden.
Howard Pendieton war Colonel der britischen Armee und arbeitete für das Kriegsministerium. Er hatte Rafe und Cord maßgeblich dabei unterstützt, Ethan aus französischer Gefan- genschaft zu befreien. Durch Ethan hatte Pendieton auch von Rafes Reiseplänen erfahren und war sogleich mit den beiden Empfehlungsschreiben zu ihm gekommen - für die er aller- dings eine Gegenleistung erwartete.
„Es gibt Gerüchte", hatte der Colonel begonnen, „die besa- gen, dass es eine Vereinbarung der Amerikaner mit den Franzo- sen gibt ... einen Handel, der für Napoleon sehr günstig wäre. Wir brauchen Ihre Hilfe, Euer Gnaden. Wenn Sie wünschen, werde ich Ihnen Max Bradley zur Seite stellen."
Rafe kannte Bradley gut und wusste, dass er nicht nur erst- klassig arbeitete, sondern dass man sich auch auf ihn verlassen konnte. England lag seit Jahren mit den Franzosen im Krieg, und Tausende Briten hatten in den Auseinandersetzungen be- reits ihr Leben gelassen.
Rafe hatte Pendieton seine Hilfe zugesagt, und als er an Bord der „Triumph" gegangen war, hatte Max Bradley ihn beglei- tet. Bradley arbeitete als außerordentlicher Mitarbeiter für das Kriegsministerium - eine höfliche Umschreibung dafür, dass Max ein Spion der britischen Krone war.
Gleich nach ihrer Ankunft in Amerika war Max unterge- taucht, um sich nach wichtigen Informationen umzuhören, und Rafe hatte versucht, mithilfe der beiden Briefe jemanden zu finden, der ihn zu Danielle führen könnte. Er war daraufhin Marcus Whitman vorgestellt worden, einem guten Freund von Richard Clemens, und hatte eine Einladung zu dessen Abend- gesellschaft bekommen.
Rafe sah erneut zur Terrasse hinüber und spürte, wie ihm zunehmend schwerer ums Herz wurde. In dem Kleid aus Gold- brokat und mit ihrem roten Haar, das sie aufgesteckt trug, sah Danielle heute Abend noch schöner aus, als er sie in Erinne- rung gehabt hatte.
Doch als sie am Arm ihres zukünftigen Mannes durch den Salon gegangen war, hatte er in ihren schönen grünen Augen nicht eine Spur von Glück oder die Andeutung von Leiden- schaft entdeckt. Vielleicht hatte auch sie gelernt, ihre Gefühle zu beherrschen ...
Kr sah ihr nach, als sie im Garten verschwand, und wünschte erneut, anders vorgegangen zu sein. Aber er hatte Richard Clemens kennenlernen wollen und beabsichtigte, so viel wie möglich über den Mann herauszufinden. Und dazu würde ihm bis zu der Hochzeit in drei Wochen nicht viel Zeit bleiben.
„Nun, wenn das nicht Seine Hoheit, der Duke, ist ..." Flora Chamberlain stand plötzlich neben ihm, wandte ihm ihr rund- liches Gesicht zu und betrachtete ihn aufmerksam mit ihren wachen blauen Augen. „Es ist doch erstaunlich, wie klein die Welt ist." Sie musterte ihn kühl. „Ich hätte nicht damit gerech- net, dass Sie tatsächlich kommen."
Rafe sah sie scharf an. „Nein? Ihnen musste doch klar sein, dass ich die Wahrheit herausfinden würde, als Sie McPhee den Brief gegeben haben. Dachten Sie wirklich, dass ich die Sache auf sich beruhen ließe, ohne noch einmal mit Danielle gespro- chen zu haben?"
„Wenn Sie gewollt hätten, hätten Sie die Wahrheit schon vor fünf Jahren herausfinden können."
„Damals war ich noch jünger und über die Maßen impulsiv. Ich war verrückt vor Eifersucht und habe mich zum Narren halten lassen."
„Ich verstehe ... Und nun sind Sie älter und haben Ihre Lei- denschaften gezügelt."
„Ganz genau. Als ich Danielle das letzte Mal sah und sie auch nach all den Jahren ihre Unschuld beteuerte, beschloss ich, der Sache auf den Grund zu gehen, und fand zu meinem großen Bedauern heraus, dass ich Ihrer Nichte Unrecht getan hatte."
„Das muss eine ziemliche Überraschung für Sie gewesen sein. Trotzdem ist es beeindruckend, wie weit zu reisen Sie nun bereit waren."
„Ich wäre bis ans Ende der Welt gefahren, um Danielle zu finden."
„Ich gestehe, dass ich darauf gehofft hatte. Danielle verdient es, eine
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