Martin, Kat - Perlen Serie
nahm einen Schluck von dem Punsch, den ihre Tante ihr gereicht hatte.
„Da kommt Richard", flüsterte Tante Flora und lächelte dem blonden Mann zu, der vom anderen Ende des Salons auf sie beide zukam. „Er ist wirklich ein gut aussehender Mann."
Sie warf Danielle einen kurzen Blick zu und versuchte heraus- zufinden, was ihre Nichte wohl für Richard empfinden mochte,
aber Danielle bemühte sich um eine völlig reglose Miene. Sie mochte Richard Clemens und hatte seinen Antrag ange- nommen, aber sie liebte ihn nicht. Auch glaubte sie nicht, dass Richard mehr als mäßige Gefühle für sie hegte. Er war ein er- folgreicher Mann, der praktisch dachte, und nach dem Tod sei- ner ersten Frau wollte er sich wieder verheiraten, nicht zuletzt, um eine Mutter für seine beiden Kinder zu haben. Danielle hoffte, dass ihre gegenseitige Zuneigung mit der Zeit noch zu- nehmen würde.
„Ah, Danielle ... da bist du ja." Er sah sie freundlich an, und sie erwiderte sein Lächeln.
„Ich habe gesehen, dass du dich mit Mr. Wentz unterhalten hast", meinte sie. „Da ihr beide in der Textilbranche arbeitet, dachte ich mir, dass euer Gespräch geschäftlicher Natur sein wird."
Er nahm ihre Hand und drückte sie leicht. „Wie scharfsin- nig. Aber das habe ich gleich bei unserer ersten Begegnung be- merkt, und eine kluge, aufmerksame Ehefrau kann sich als un- schätzbar für den beruflichen Erfolg eines Mannes erweisen." Danielle lächelte noch immer. Sie wusste zwar nicht genau, was Richard von ihr erwartete, aber sie war sich sicher, dass sie es im Laufe der Zeit herausfinden würde.
„Jacob Wentz hat eine Textilfärberei in Easton, nicht weit von meiner Fabrik." Richard wandte sich für einen Moment Tante Flora zu, und während die beiden sich höflich unterhiel- ten, hatte Danielle Gelegenheit, ihren zukünftigen Ehemann genauer zu betrachten.
Richard war von etwas überdurchschnittlicher Größe und sehr attraktiv. Seine Haare hatten einen satten Goldton, und seine Augenfarbe wechselte je nach seiner Stimmung zwischen Braun und Grün.
Als sie ihn in England kennengelernt hatte, fand sie ihn auf- merksam und interessant. Er war ein intelligenter Mann, der beruflich sehr erfolgreich war, verwitwet mit zwei Kindern. Und er fand sie anziehend. Hier schien er ihr auf einmal ganz anders. Sein Geschäft stand immer an erster Stelle und nahm ihn gänzlich in Beschlag.
„Wenn Sie uns bitte einen Moment entschuldigen würden, Lady Wycombe", sagte Richard nun, „aber ich würde Danielle gerne jemandem vorstellen."
„Natürlich." Tante Flora schenkte ihm ein herzliches Lächeln
und wandte ihre Aufmerksamkeit dann der Dame neben sich zu, mit der sie sogleich angeregt zu plaudern begann.
Richard legte Danielles Hand auf seinen Arm und bahnte sich seinen Weg durch die Gäste. Manchmal blieb er kurz ste- hen, um ein kurzes Wort mit einem Bekannten zu wechseln, und Danielle bemerkte an der Art, wie ihr Verlobter behandelt wurde, dass er in der Gesellschaft von Philadelphia sehr an- gesehen war. Manchmal dachte sie sogar, dass er über die Ma- ßen auf seine soziale Stellung bedacht war ... aber vielleicht täuschte sie sich auch.
Er blieb vor einem hochgewachsenen, kräftigen Mann mit grauem Haar und Backenbart stehen. „Senator Gaines, wie schön, Sie zu sehen."
„Ganz meinerseits, Richard."
„Ich möchte Ihnen meine Verlobte, Danielle Duval, vorstel- len."
Gaines beugte sich formvollendet über ihre Hand. „Miss Duval, Sie sind tatsächlich so schön, wie Richard gesagt hat."
„Ich danke Ihnen, Senator."
„Senator Gaines war einmal Botschafter in England", er- klärte Richard Danielle, bevor er sich wieder dem Senator zu- wandte. „Viscount Drummond war Danielles Vater. Vielleicht sind Sie ihm ja während Ihrer Zeit im Ausland begegnet."
Der Senator hob eine seiner buschigen Augenbrauen. „Ich fürchte, diese Ehre hatte ich nie." Er warf Richard einen kur- zen Blick zu. „Sie haben sich also die Tochter eines Viscounts geangelt ... ein schönes Ruhmesblatt für Sie, wenn ich das so sagen darf. Meinen Glückwunsch, alter Junge!"
Richard strahlte über das ganze Gesicht. „Vielen Dank, Se- nator."
„Wann ist die Hochzeit? Ich gehe davon aus, dass ich eingela- den bin."
„Aber natürlich. Wir wären beide sehr enttäuscht, wenn Sie nicht kämen."
Sie unterhielten sich noch kurz, dann verabschiedete Richard sich höflich, und Danielle tat es ihm gleich. Sie versuchte, nicht weiter auf das ungute Gefühl zu
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