Martin, Kat - Perlen Serie
kommen lassen."
Rafe legte seinen Arm schützend um Danielle. „Ganz genau. Und noch erfreulicher ist doch, dass ich endlich verheiratet bin - und bald werden sich unsere Kinder hier tummeln, und alles wird in bester Ordnung sein."
Die Dowager Duchess strahlte über das ganze Gesicht, aber Danielle trafen Rafes Worte wie ein Schlag. Seit Wochen hatte
sie den Gedanken daran verdrängt, dass sie ihn belogen hatte, indem sie ihm verschwieg, was sie ihm längst hätte sagen sol- len. Doch am Anfang war es ihr noch als eine gerechte Strafe für Rafe erschienen, der ihr in der Vergangenheit so viel Leid zugefügt hatte.
Doch seit ihrer Ankunft in England wurde Danielle zuneh- mend von Schuldgefühlen heimgesucht. Rafael war ein Duke, und von seiner Frau wurde erwartet, dass sie ihm einen Erben schenkte. Aber das würde nie geschehen, und Danielle wagte gar nicht, daran zu denken, was Rafe tun würde, wenn er hinter ihren Betrug kam.
Seit dem Reitunfall in Wycombe Park konnte sie keine Kin- der mehr bekommen, und früher oder später würde diese Tat- sache sich nicht länger verheimlichen lassen. Sie konnte nur hoffen, dass Rafe, wenn sie auch nach Jahren noch immer kein Kind empfangen hatte, einfach annehmen würde, dass etwas zwischen ihnen nicht stimmte, und er sich damit abfand, dass es nicht sein sollte.
Während die Dowager Duchess langsam zum Ende fand, wurde Danielle zunehmend beklommener zumute.
„Du hast natürlich ganz recht", gestand Rafes Mutter ihm zu. „Das Einzige, was zählt, ist, dass du nun endlich verheira- tet bist." Sie bezog Danielle in ihr herzliches Lächeln mit ein. „Willkommen in der Familie, meine Liebe. Ich bin sehr glück- lich darüber, dass alle Missverständnisse ausgeräumt werden konnten und die Dinge sich so zum Guten gewendet haben." Sie schloss Danielle kurz in die Arme.
„Danke, Euer Gnaden."
Ihre Schwiegermutter strahlte sie an. „Sobald ihr beide euch ein wenig eingelebt habt, werden wir einen großen Ball veran- stalten, um eure Hochzeit gebührend zu feiern."
Danielle fand die Vorstellung zunächst wenig verlockend, denn der Gedanke an ihre Rückkehr in die Gesellschaft berei- tete ihr nach wie vor Unbehagen. Aber sie konnte ihrer Schwie- germutter ansehen, dass sie von ihrem Vorhaben nicht ablassen würde, und vielleicht war das auch gut so. Der Ball würde in al- ler Öffentlichkeit einen Strich unter die Vergangenheit setzen.
„Das ist eine gute Idee, Mutter", fand auch Rafe. „Ich würde Ihnen gerne die Vorbereitungen überlassen - wenn meine Frau nichts dagegen hat."
„Natürlich nicht." Danielle empfand sogar Erleichterung,
denn bereits vor dem Skandal hatte sie sich nicht viel aus ge- sellschaftlichen Ereignissen gemacht. „Ich war so lange nicht mehr in London, dass ich gar nicht wüsste, wo ich anfangen sollte."
„Das macht nichts. Überlasst nur alles mir", versicherte die Dowager Duchess.
Nachdem Danielle den ersten Tag in ihrem feudalen neuen Zuhause überstanden hatte, war sie so erschöpft, dass sie sich nach oben zurückzog und sich gleich in ihr großes Baldachin- bett legte. Rafael kam nicht zu ihr, und zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass sie ihn an ihrer Seite vermisste. Ihr fehlten auch seine leidenschaftlichen Liebesbezeugungen, an die sie sich während der Nächte auf dem Schiff gewöhnt hatte.
Am nächsten Tag kam wieder Besuch. Es war der erste No- vember, die Tage wurden kürzer und kälter, und morgens hing ein feuchter Nebel in der Luft.
Danielle hatte während ihrer Verlobung mit Rafe vor fünf Jahren seine besten Freunde kennengelernt: Cord Easton, den Earl of Brant, und Captain Ethan Sharpe, der mittlerweile der Marquess of Belford war. Die drei Frauen, die sich nun, in warme Winterkleider und pelzbesetzte Umhänge gehüllt, in Sheffield House einfanden, waren Cords und Ethans Frau- en Victoria Easton und Grace Sharpe sowie Claire Chezwick, Victorias Schwester.
Grace war eine schlanke, lebhafte junge Frau mit rotbrau- nem Haar und einem herzlichen Lächeln. Victoria war ein we- nig kleiner als ihre beste Freundin, hatte kastanienbraunes Haar und eine etwas üppigere Figur. Claire war ... nun, Ciai- re war anders als alle Frauen, denen Danielle jemals begegnet war. Mit ihrem langen silberblonden Haar und den kornblu- menblauen Augen war sie atemberaubend schön, schien sich dessen jedoch gar nicht bewusst zu sein.
„Wir freuen uns alle sehr, Sie endlich kennenzulernen", sagte Grace, kam auf Danielle zu und
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