Martin, Kat - Perlen Serie
er erneut seitwärts Aufstellung, ging leicht in die Knie und hob seinen Säbel.
Vielleicht, dachte Ethan, als er mit seiner Klinge die Rafes be- rührte. Sicher war er sich dagegen nicht. Er würde es jedoch ver- suchen, das schwor er sich. Für Grace würde er es versuchen. Sie fochten noch eine halbe Stunde, bis sie beide leicht er- hitzt waren, erklärten das Duell dann als unentschieden und zogen ihre Fechtkleidung aus.
„Und was ist mit dir?", fragte Ethan, während er seinen Sä- bel wegsteckte. „Machst du Fortschritte bei deiner Suche nach einer Frau?"
Rafe lächelte und zeigte seine blendend weißen Zähne. „Ich komme tatsächlich voran und habe mich entschlossen, Miss Montague einen Antrag zu machen. Morgen Abend werde ich mit ihrem Vater sprechen."
Anstatt Rafes Lächeln zu erwidern, runzelte Ethan die Stirn. „Liebst du sie denn?"
Der Duke zuckte mit den Schultern. „Was hat das denn da- mit zu tun? Die Vorstellung von Liebe wird meines Erachtens völlig überschätzt - wie ich aus eigener Erfahrung zur Genüge weiß."
„Vielleicht solltest du noch ein wenig warten. Eine Heirat ist ein großer Schritt, Rafe."
„Ich habe schon viel zu lange gewartet, denn im Gegensatz zu dir will ich gerne Kinder haben. Mein Haus soll mit dem La- chen meiner Söhne und Töchter erfüllt sein."
Ethan dachte an den Sohn, den Grace ihm geschenkt hatte - den kleinen Andrew Ethan, der seinen Namen trug -, und er wünschte sich, er würde genauso empfinden können wie sein Freund.
Im Gegensatz zu seinen zwiespältigen Gefühlen dem Baby gegenüber war er sich seiner Gefühle für Grace ganz sicher. Er liebte und begehrte sie ... unermesslich. Sein Verlangen da- nach, sie wieder zu besitzen, begann ihn zu peinigen. Nachts schlief er unruhig, weil er sie im Zimmer nebenan wusste. Im- mer wieder träumte er davon, ihre Brüste zu liebkosen und sich tief in ihr zu verlieren. Wenn er in seiner Erregung auf- wachte, fühlte er seine Männlichkeit schwer und verlangend pulsieren.
Er schwor sich, dass er Grace schon bald wieder in seinen Armen halten würde.
Schließlich war sie seine Frau, und es wurde Zeit, dass er ihr wieder ein Ehemann war.
Mit dem Baby im Arm ging Grace durch das Haus. Um sie he- rum waren die Bediensteten damit beschäftigt, alles für das Weihnachtsfest auf Hochglanz zu bringen. Trotz dieser Vorbe- reitungen wollte bei Grace bislang keine festliche Stimmung aufkommen. Sie sah auf ihren Sohn herunter. Seine Augen waren offen, und er beobachtete sie, wie er es nun häufig tat. Manchmal erinnerte sie sein Blick ein wenig an Ethan.
Auf der Suche nach ihrem in letzter Zeit wieder sehr dis- tanzierten Mann ging sie durch die Eingangshalle. Seit der Geburt ihres Sohnes hatte er noch kein einziges Mal ihr Bett aufgesucht, aber wann immer sie ihn ansah, glühte ein unbän- diges Verlangen in seinen Augen. Sie spürte seine Begierde, so- bald sie in seiner Nähe war, und wurde stets von ähnlichen Empfindungen erfasst. Sie dachte, dass es langsam Zeit wurde. Eigentlich wäre es schon längst an der Zeit gewesen, fand sie. Ihre vorrangige Sorge galt jedoch Ethans Verhalten gegenü- ber dem Baby. An der Tür zum Arbeitszimmer hielt sie kurz inne und drückte einen leichten Kuss auf den flaumigen Kopf ihres Sohnes, bevor sie den Raum betrat. Ethan sah auf, als er sie kommen sah, und für einen Moment wurde der Blick seiner
hellen Augen ganz sanft. Sobald er jedoch das Kind in ihren Ar- men bemerkte, nahm sein Gesicht wieder einen verschlossenen Ausdruck an.
Trotzdem bemühte sie sich, zu lächeln. „Ich weiß, dass du viel zu tun hast, dennoch hoffe ich, dass du eine Weile nach Andy sehen kannst. Die Amme hat Ausgang, und Phoebe muss eine Besorgung machen. Ich möchte mit Victoria ein paar Din- ge für Weihnachten einkaufen und mag das Kind niemand an- derem anvertrauen."
Ethan schob seinen Stuhl zurück und stand auf, als Grace zu ihm an den Schreibtisch trat. „Ich verstehe nichts von Kin- dern."
Sie lächelte beharrlich. „Am Anfang geht das allen so." Sie drückte ihm seinen Sohn in die Arme und merkte, wie er sich augenblicklich verkrampfte. Natürlich hatte Ethan das Kind auch schon zuvor einige Male gehalten, aber immer hatte sie darauf bestehen müssen. Das sollte sich ändern, hatte sie sich vorgenommen.
„Ich werde nicht lange fort sein." Sie neigte ihren Kopf und gab dem kleinen Andrew einen leichten Kuss auf die Wange. Dann küsste sie seinen Vater sehr ausgiebig. Ethans Mund war so
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