Martin, Kat - Perlen Serie
empfing Ethan den Ermittler aus der Bow Street.
„Ihr Kind ist verschwunden, und ich bin froh, dass Sie nach mir gerufen haben. Erzählen Sie mir bitte bis ins kleinste De- tail, was Sie bislang wissen."
Ethan und Grace begannen über die Geschehnisse des Abends zu berichten, angefangen mit Mrs. Swanns verzweifel- ter Entdeckung bis zu ihrer verzweifelten Suche, die zu kei- nem Ergebnis geführt hatte.
McPhee setzte seine Brille auf. „Ich würde gerne das Kinder- zimmer sehen."
Ethan führte ihn nach oben, und Grace begleitete die beiden Männer. Der Ermittler sah sich gründlich um und sprach auch mit Mrs. Swann, die leider nicht viel Erhellendes beisteuern konnte.
„Ich frage dies nur ungern", meinte Ethan zu McPhee, nach- dem die Amme wieder gegangen war, „aber besteht die Mög- lichkeit, dass Mrs. Swann etwas damit zu tun haben könnte?"
Nachdenklich kratzte McPhee sich am Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Sie schien ernsthaft erschüttert zu sein. Aller- dings bin ich mir sicher, dass irgendjemand anders aus Ihrem Haus dem Eindringling geholfen hat - und sich das wahrschein- lich gut hat bezahlen lassen." Er ging zum Fenster hinüber. „Sehen Sie sich das an! Es ist von außen aufgestemmt worden. Und dieser Baum hier steht nahe genug, so dass der Mann von ihm aus hineingelangen konnte."
„Wollen Sie damit sagen, dass er mein Baby durch das Fens- ter mit sich genommen hat?", fragte Grace völlig entsetzt.
„Es sieht so aus, Mylady."
„Natürlich brauchte er jemand, der ihn darüber informiert, wo genau sich das Kinderzimmer befindet", wandte Ethan nachdenklich ein.
„Ganz genau", erwiderte McPhee.
Fassungslos rang Grace die Hände. Sollte jemand in ihrem Haushalt tatsächlich zu etwas so Heimtückischem fähig sein? „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemand von unserem Personal war. Die meisten stehen schon seit Jahren in Diensten der Familie."
Ethan horchte auf. „Alle bis auf den neuen Hausdiener." Er wandte sich um, und Grace hörte ihn die Treppe hinuntereilen. Nach wenigen Minuten kam er zurück. „Jackson ist verschwun- den. Er hat uns vorhin draußen bei der Suche geholfen, aber nach der Aussage von Baines ist er nicht zurückgekehrt."
„Nun wissen wir schon, dass sie mindestens zu zweit sind. Ich brauche alle verfügbaren Informationen, die Sie über die- sen Hausdiener haben, und zudem eine Beschreibung seiner Person."
„Ich kümmere mich darum."
„Und dann hätte ich noch einige Fragen. Doch vielleicht möchte Lady Belford, dass wir wieder nach unten gehen." Grace war dem Mann dankbar für seine Rücksichtnahme. Ethan nahm sie beim Arm, führte sie in sein Arbeitszimmer, und sie setzte sich erneut auf das braune Ledersofa.
„Wir können wohl davon ausgehen, dass das Kind wegen eines Lösegeldes entführt worden ist", fuhr McPhee fort, nach- dem sie die Tür hinter sich geschlossen hatten. „Aber gibt es vielleicht auch jemanden, der Ihnen persönlich Leid zufügen will?"
Grace schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste."
„Was ist mit deinem Vater?", fragte Ethan nun vorsichtig. „Andrew ist sein Enkel. Könnte es sein, dass ..."
„Nein! Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Vater so etwas tun würde."
„Auch nicht, wenn er damit sein Leben freikaufen will?" „Mein Vater würde mir Andy niemals nehmen - um keinen Preis!"
Doch Grace konnte Ethan ansehen, dass er nicht davon über- zeugt war.
Herausfordernd hob sie ihr Kinn. „Vielleicht hat ja der Mann, den mein Vater für den Verräter hält, etwas mit der Sa- che zu tun."
Unverwandt sah Ethan sie an. „Was willst du damit sa- gen?"
„Mein Vater glaubt, dass der Junge, der sein Büro geputzt hat, von jemandem dafür bezahlt worden ist, vertrauliche In- formationen zu entwenden."
„Und wie heißt der Mann, der dafür bezahlt haben soll?", fragte Ethan argwöhnisch.
„Es handelt sich um den Earl of Collingwood."
McPhee sah sie groß an. „Collingwood?"
Ethan runzelte die Stirn. „Eine verrückte Idee. Warum sollte Collingwood Landesverrat begehen?"
„Aus demselben Grund, den du meinem Vater unterstellst: Geld. Mein Vater glaubt, dass du leicht selbst herausfinden könntest, in welch schwieriger finanzieller Lage der Earl sich damals befunden hatte - und dass sich seine Situation seitdem merklich gebessert hat."
Ethan setzte sich in seinem Sessel zurecht. Die Vorstellung schien ihm gar nicht zu gefallen. „Ich habe den Mann zwar noch nie gemocht, nur heißt das nicht, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher