Martin, Kat - Perlen Serie
glaubt, dass jemand ihn genommen haben könnte."
„O nein!"
Verzweifelt versuchte Grace, sich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen. „Wir müssen ihn suchen. Sagen Sie dem restlichen Personal Bescheid, damit sie uns helfen. Wenn wir ihn im Haus nicht finden, werden wir die nähere Umgebung ins Auge nehmen. Wir müssen ihn finden!" Die drei Frauen machten sich in unterschiedliche Richtungen auf und riefen Hilfe herbei. Aus allen Türen streckten Bedienstete ihre Köpfe.
Die Köchin kam schnaufend aus dem Untergeschoss nach oben gerannt.
„Mylady! Was können wir tun?"
„Helfen Sie uns suchen, Mrs. Larsen. Wir müssen meinen kleinen Jungen wiederfinden."
Während die Männer sich draußen umsahen, verteilten die Frauen sich im ganzen Haus. Nachdem sie auf jedem Stock- werk gründlich nachgeschaut hatten, fand sich noch immer keine Spur von Andrew. Grace wünschte, dass Ethan jetzt hier wäre. Aber ihm bedeutete das Kind ja nichts - er würde es nie lieben können, da das Blut eines Verräters in seinen Adern floss. Vielleicht wäre er über das Verschwinden des Kleinen so- gar froh?
Ganz krank vor Angst, wies sie einen der Hausdiener an, ei- nen Wachmann zu holen. Am liebsten würde sie mit den Män- nern draußen nach ihrem Sohn suchen, nur wagte sie nicht, das Haus zu verlassen, da vielleicht jemand mit einer Nach- richt bezüglich des Kindes kommen könnte.
Verzweifelt ging sie auf und ab und bemühte sich, die Tränen
zurückzuhalten. Deshalb bemerkte sie kaum die Schritte, die sich vom hinteren Teil des Hauses näherten. Als das Geräusch schließlich in ihr Bewusstsein drang, fuhr sie herum und sah, dass Ethan zurückgekehrt war. Sie rannte auf ihn zu.
„Ethan!"
Fragend nahm er die Unruhe um sich herum wahr, sah ge- schäftige Hausmädchen an sich vorbeieilen und Diener, die mit bedauerndem Kopfschütteln von draußen wieder herein- kamen.
„Was zum Teufel geht hier vor?"
Grace schaute ihn an und brach in Tränen aus. „O Ethan!" Er griff sie bei den Schultern. „Was ist passiert, Grace?"
„Andrew. Jemand hat..." Sie schluckte schwer, bevor sie wei- tersprechen konnte. „Jemand hat meinen kleinen Jungen ent- führt."
Bevor sie noch wusste, wie ihr geschah, fand sie sich in sei- nen Armen wieder. Sie schmiegte sich eng an ihn und wünsch- te sich, er könnte ihr etwas von seiner Kraft und Stärke abge- ben.
„Wir werden ihn finden", versuchte Ethan sie zu trösten. „Und wir hören nicht eher auf zu suchen, bis wir ihn gefun- den haben."
Grace sah zu ihm auf. „Ich weiß, dass du sehr verärgert warst, als du vorhin gegangen bist, und dass du mich hasst, weil ich meinem Vater geholfen habe. Du würdest doch nicht ... würdest mir Andrew doch nicht nehmen, nur um mich zu bestrafen?"
Die Betroffenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben, und seine Hand zitterte, als er Grace' Wange berührte. „Natürlich nicht, Liebste. So etwas würde ich dir niemals antun, selbst wenn ich noch so wütend wäre."
Nur mit Mühe konnte sie weitere Tränen unterdrücken. „Bist du sicher, dass er nicht irgendwo bei den Bediensteten ist?"
Sie schüttelte den Kopf. „Wir haben überall gesucht."
Es gelang ihr, sich so lange zu beherrschen, dass sie ihm er- zählen konnte, wie sie nach Andrew hatte sehen wollen, und dass Mrs. Swann ihr versichert hatte, nur für einen Moment das Kinderzimmer verlassen zu haben. Dann begann sie er- neut zu weinen.
„Bitte, Ethan. Ich weiß, was du für das Baby empfindest und
dass du es eigentlich nie gewollt hast... und dass du mich nur geheiratet hast, weil ich das Kind erwartete. Aber mir bedeu- tet Andrew alles! Ich würde alles tun - wirklich alles -, damit du mir nur hilfst, ihn wiederzufinden." Unter Tränen sah sie ihn an. Sie verspürte eine solche Beklemmung, dass sie kaum atmen konnte. „Ich werde mit ihm auf deinem Landsitz leben, und du kannst dein Leben weiterführen, wie du es getan hast, bevor du mich kanntest. Du kannst dich von mir scheiden las- sen und eine Frau heiraten, die mehr deinen Vorstellungen ent- spricht." Sie schluchzte erneut, und heiße Tränen strömten ihr über die Wangen. „Ich tue wirklich alles - wenn ich nur mei- nen Sohn wiederbekomme."
Tief bewegt sah Ethan sie an, und seine hellen blauen Augen schimmerten feucht. „Ah, Gracie." Er zog sie wieder an sich und schloss sie fest in seine Arme. Es fühlte sich so gut an, hier bei ihr zu sein. Für das Baby - seinen Sohn! - wäre sie bereit, alles zu geben.
Einen
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