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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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sitzen."
    „Ich dachte, die meisten Frauen ziehen es vor, sich nicht der Witterung auszusetzen."
    „Nun, ich bin nicht die meisten Frauen."
    Er zog eine seiner dunklen Brauen in die Höhe. „Das ist mir auch schon aufgefallen."
    Grace versuchte, seinen Sarkasmus zu überhören. „Darf ich Sie begleiten, wenn ich Ihnen verspreche, nicht zu flüchten?" Er schnaubte verächtlich. „Was glauben Sie wohl, wie viel ich auf das Versprechen einer Verräterin gebe!"
    Ihr Herz begann unruhig zu pochen. „Eine Verräterin? Ist es das, wofür Sie mich halten?" Nie war ihr in den Sinn ge- kommen, dass ihre Tat zu einer solchen Anschuldigung führen könnte - Verräter wurden gehängt!
    Der Captain runzelte die Stirn. „Sie sehen blass aus. War Ih- nen nicht bewusst, dass Mithilfe bei der Flucht eines Verräters selbst Verrat bedeutet?"
    Sie schluckte und schüttelte den Kopf. „Nein, ich ... Er war ..." Aber sie konnte ihm nicht sagen, dass Harmon Jef- fries ihr leiblicher Vater war. Der Viscount hatte eine Frau und Kinder, und sie musste auch an ihre Mutter und deren Mann denken. Der Skandal für sie alle wäre unvorstellbar, weshalb

sie sich geschworen hatte, ihr Geheimnis mit sich ins Grab zu nehmen.
    „Er war ein Freund", sagte sie nun, „Ich musste etwas tun, um ihn vor dem Galgen zu retten."
    „Er muss ein sehr enger Freund gewesen sein, wenn Sie sich seinetwegen in solche Gefahr begeben haben." Ihr entging nicht die Verachtung in seiner Stimme.
    In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie soeben ihr Verbrechen gestanden hatte. Was hatte sie sich nur dabei ge- dacht? Ethan Sharpe dürfte wohl kaum der Mann sein, dem sie sich anvertrauen konnte.
    Sie blickte aus den kleinen Fenstern über dem Bett und ver- suchte, sich zu beruhigen. Das Schiff lag in einiger Entfernung von der Küste vor Anker, und sie konnte das Dorf oberhalb der Bucht sehen. „Ich würde sehr gerne mitkommen."
    „Das Risiko kann ich nicht eingehen. Aber ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag. Von heute an werde ich Sie mindes- tens einmal am Tag an Deck begleiten. Sind Sie damit einver- standen?"
    Sie hatte schon damit gerechnet, dass er sie nicht an Land gehen lassen würde, und sollte wahrscheinlich wegen seines Vorschlags dankbar sein. „Es ist besser als nichts."
    Nachdem er die Kabine verlassen hatte, beobachtete Grace durch das Fenster, wie einige Matrosen in die kleinen Beiboote stiegen und an Land ruderten. Wahrscheinlich wollten sie dort Vorräte einladen. In einem der Boote saß der Captain, und Grace wünschte sich, dass er sie hätte mitkommen lassen. Doch allein die Tatsache, dass das Schiff überhaupt eine Zwischenlandung machte, gab ihr schon Anlass zur Hoffnung. Es würde nicht das letzte Mal auf ihrer Fahrt gewesen sein, dass die Sea Devil vor Anker gehen musste, um neue Vorräte an Bord zu bringen. Und irgendwann würde der Captain ihrer Bitte sicher nachgeben - und dann fand sich vielleicht auch die Möglichkeit zur Flucht.
    Natürlich konnte sie unter den gegebenen Umständen nicht nach London zurückkehren, aber Lady Humphrey wusste ja Bescheid und hatte ihr Hilfe angeboten. Vielleicht konnte ihr die Baroness helfen, außer Landes zu gelangen.
    Von ihrer Mutter hatte Grace erfahren, dass Lady Humphrey Harmon Jeffries' verwitwete Tante war, die ihn nach dem Tod seiner Eltern aufgezogen hatte. Sie liebte ihn wie einen eige-

nen Sohn, und der Viscount hatte ihr oft von Grace erzählt. Die Baroness musste in großer Sorge sein, wenn sie erfahren hatte, dass die Großnichte von der Lady Anne entführt worden war. Grace ließ sich auf die breite Koje fallen. Sie wusste nicht, was noch geschehen würde, nur würde sie die Hoffnung nicht aufgeben.
    Sie gab niemals auf.
    Ein feuchtkalter Wind fegte über das Wasser, als die Boote an dem kleinen Dock am Ende der High Street anlegten. Das Dorf lag unter dem wolkenverhangenen, grauen Himmel einsam da, offensichtlich zogen die meisten Bewohner es vor, sich nicht der Unbill des Wetters auszusetzen.
    Ethan hatte den Kragen seines Wollmantels hochgeschlagen, als er aus dem Boot stieg und seine Männer ihren Pflichten überließ. Eilig ging er die steile und menschenleere Haupt- straße hinauf, die zum „Pig and Slipper" führte, der Schänke, die er mit Max Bradley als Treffpunkt vereinbart hatte.
    Sobald er den niedrigen, rauchverhangenen Schankraum be- trat, entdeckte er Bradley, der an einem Holztisch in der Ecke nahe dem Kaminfeuer saß und gerade den Rest seines Früh- stücks

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