Martin, Kat - Perlen Serie
Belford, Gebrauch machen sollte, da es die Frau sicher beeindruckt hätte. Allerdings hatte er sich selbst immer noch nicht an seinen neuen Stand gewöhnt.
„Nun, Captain Sharpe, eine angemessene Bezahlung ist na- türlich hilfreich." Suchend sah sie sich in ihrem kleinen Laden um. „Ich kann mir vorstellen, dass die Dame ganz verzweifelt ist, wenn sie nicht einmal ein Kleid zum Wechseln hat."
„Damit haben Sie völlig Recht." Er hielt seine Hand hoch, um zu zeigen, wie groß Grace war. „Die Dame ist recht hochge- wachsen, ungefähr so, und schlank - bis auf die Oberweite." Die Schneiderin errötete noch mehr, bevor sie wissend lä- chelte. „Ich verstehe. In einer solchen Notlage ist einem wahr- scheinlich jedes neue Kleid willkommen." Sie lehnte sich vertraulich über den Ladentisch und gewährte Ethan einen tieferen Einblick in ihr Dekolletee, als ihm lieb war.
„Ich nähe für ganz unterschiedliche Kunden", ließ sie ihn wissen. „Eine von ihnen ist eine Dame der Nacht, die einige Sachen bei mir hat anfertigen lassen, sie dann aber nicht mehr
bezahlen konnte."
Eine Dame der Nacht. Ethan lächelte kalt. Für die Geliebte von Harmon Jeffries ließ sich wohl kaum eine passendere Gar- derobe denken.
„Ich nehme alles, was Sie haben", sagte er entschlossen. Er setzte sich auf ein mit Damast bezogenes Sofa und war- tete, bis die Schneiderin die Kleider zusammengesucht hat- te und mit einem Stapel Kartons aus dem hinteren Teil des Ladens zurückkam. Ethan bezahlte die Rechnung und stellte fest, dass die geschäftstüchtige Frau ihn beim Wort genommen und die Summe bereits verdoppelt hatte.
„Es war mir ein Vergnügen", sagte sie und sah ihn strahlend an. „Seien Sie mir jederzeit wieder willkommen, Captain." „Ganz meinerseits." Er bezweifelte allerdings, ein weiteres Mal Bedarf für eine solche Garderobe zu haben.
Es war bereits später Nachmittag, als die Mannschaft damit fertig war, Fässer mit Trinkwasser, Kisten voll gesalzener He- ringe, Bier und noch viele andere Vorräte an Bord zu bringen, und sie wieder ablegen konnten.
Ethan war schon gespannt darauf, wie Grace auf die neuen Kleider reagieren würde. Er dachte an das rote Satinkleid mit dem schwarzen Spitzenbesatz, das er in einer der Schachteln entdeckt hatte. Bei dessen Anblick war er sich nicht mehr si- cher gewesen, ob er und Grace so schnell zu einer Einigung fänden, wie er vor kurzem noch gehofft hatte.
5. KAPITEL
Unruhig ging Grace in der Kabine auf und ab. Zweimal hat- te sie heute das Zimmer verlassen, war die Stiege zum Deck hinaufgeklettert und hatte sich beide Male dem wettergegerb- ten alten Schotten, Angus McShane, gegenübergesehen. Der Erste Maat lehnte an der Reling, blickte sie an und schüttelte bedauernd den Kopf.
„Tut mir Leid, Mädchen. Der Captain hat gesagt, dass Sie unten in der Kabine bleiben sollen."
„Und wenn der Captain etwas sagt, halten sich natürlich alle daran."
„Ganz genau. Es sei denn, sie wollen so richtig Ärger bekom- men."
Wortlos wandte Grace sich um, ging in die Kabine zurück und knallte wütend die Tür hinter sich zu. Es machte sie wahn- sinnig, eingesperrt zu sein! Wenn sie nicht bald hier heraus- kam, würde sie für nichts mehr garantieren können.
Eine Stunde später, der Abend dämmerte bereits, flog die Tür auf, und der Captain kam herein. Grace versuchte nicht darauf zu achten, welche Wirkung seine Anwesenheit auf sie hatte ... wie ihr Herz heftig zu klopfen begann, sobald sie ihn nur sah. Er stellte einen Stapel Kartons auf dem Bett ab.
„Etwas Besseres habe ich in der kurzen Zeit nicht gefunden. Wahrscheinlich werden Sie die Kleider ein wenig abändern müssen, aber das bekommen Sie schon hin."
„Sie haben mir Kleider mitgebracht?", fragte sie aufgeregt. „An Bord muss noch einiges erledigt werden. Ich sehe Sie dann später." Sobald er sie mit den Kleiderschachteln allein gelassen hatte, stürzte Grace zum Bett, um ihre neue Garde- robe anzusehen.
Im ersten Karton fand sie einige weiße Batisthemden. Die Frau, für die sie angefertigt worden waren, musste größer ge- wesen sein als sie, denn als Grace sich eines der Hemden an- hielt, bedeckte der Ausschnitt kaum ihre Brüste. Aber wenn sie die Träger etwas kürzte, dürfte das kein Problem sein. Nur wie komisch - wenn sie das tat, bedeckte der Stoff kaum noch ihr Gesäß. Grace schüttelte den Kopf und öffnete die nächste Schachtel. Sie nahm lange schwarze Handschuhe heraus, eine rote Federboa und mehrere
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