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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2. Perlen für eine Mätresse
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Rache sinnen- den Entführer geduldig wartend auf dem Gang stehen sah! In diesem Moment wirkte er eher wie ein Verehrer und nicht wie der Mann, der sie gefangen hielt.
    „Ich habe Ihnen einen Spaziergang versprochen. Es hat ein wenig aufgeklart, und man kann die Sterne sehen - falls Sie noch Interesse haben."
    „Aber ja, sehr sogar. Vielen Dank." Wenn er auf einmal höf- lich war, so wollte auch sie es daran nicht mangeln lassen. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, den er ihr anbot, und ließ sich von ihm an Deck führen.
    „Wie ich sehe, haben Sie doch noch etwas anzuziehen gefun- den."
    Sie strich über den grauen Rock und ermahnte sich, nicht zu

viel Dankbarkeit zu zeigen. Schließlich war es seine Schuld,
    dass sie sich hier befand und keine passenden Kleider hatte.
    „Es ist besser als nichts." Er nahm ihr den neuen wollenen Um-
    hang aus der Hand und legte ihn ihr um die Schultern. „Wahr-
    scheinlich sollte ich mich nun bei Ihnen bedanken."
    Er lächelte und rieb sich viel sagend die malträtierte Wan-
    ge. „Ich wünschte, dass Sie diese Sachen zuerst entdeckt hät-
    ten."
    Gegen ihren Willen musste sie schmunzeln. „Das Problem
    waren nicht allein die Kleider, sondern das Gefühl, eingeschlos-
    sen zu sein."
    „Dann bin ich ja froh, Ihnen in dieser Hinsicht helfen zu kön-
    nen."
    Sie schlenderten über Deck und umrundeten das Schiff be-
    stimmt dreimal. Es fühlte sich wunderbar an, sich frei bewe-
    gen zu können, die salzige Gischt auf ihrem Gesicht zu spüren
    und die frische Seeluft einzuatmen. Unauffällig beobachtete
    Grace den Mann neben sich. Er war größer als die meisten
    Männer, die sie kannte. Mit seinen kräftigen dunklen Augen-
    brauen, der geraden Nase und dem sinnlichen Mund war er
    zudem ein unglaublich gut aussehender Mann, wie sie sich ein-
    gestehen musste. Während sie nebeneinanderher gingen, war
    von dem leichten Hinken kaum etwas zu bemerken, und Grace
    fragte sich erneut, wie er wohl zu der Verletzung gekommen
    war.
    Eigentlich gab es Dutzende von Fragen, die sie ihm stellen
    wollte! Wer war er eigentlich? Wie hatte er von ihrer Beteili-
    gung an der Flucht des Viscounts erfahren? Und was hatte er
    mit ihr vor? Sie fürchtete indes, dass ihn ihre Neugier wenig erfreuen
    und sie sich früher wieder in der Kabine finden könnte, als ihr
    lieb war.
    „Freddie sagt, Sie seien ein Freibeuter."
    Sie blieben an der Reling stehen. „Freddie redet zu viel."
    „Ist es nicht so, dass ein Freibeuter im Dienste seiner Regie-
    rung feindliche Schiffe kapert?"
    „Ja, ich stehe im Dienst der britischen Krone."
    „Und sind ein Pirat."
    Belustigt zog er einen Mundwinkel leicht in die Höhe. „Ja, in
    gewisser Weise."
    „Freddie verehrt Sie. Er findet Sie unglaublich mutig."

„Freddie ist noch ein Kind."
    „Als ich ihm das erste Mal begegnete, war ich überrascht, einen Jungen mit einem verkrüppelten Bein an Bord Ihres Schiffes zu finden."
    Er zuckte die Achseln. „Der Junge macht seine Arbeit, und das ist alles, was mich interessiert."
    Insgeheim glaubte sie jedoch, dass nicht viele Männer sich eines behinderten Kindes annehmen würden. Nicht zum ers- ten Male begann sie sich zu fragen, ob der Captain wirklich so kalt und unbarmherzig war, wie er schien.
    Sie sah zu den Sternen hinauf und versuchte, das Gespräch wieder zu unverfänglicheren Themen zu steuern. „Eine herr- liche Nacht! Sehen Sie die Konstellation dort drüben?" Sie zeigte nach rechts. „Das ist das Sternbild des Stieres. In der griechischen Mythologie hat Zeus sich in einen Stier verwan- delt, um durch den Hellespont zu schwimmen und seine Ge- liebte Europa zu entführen."
    Überrascht hob er eine seiner dunklen Brauen. „Sie interes- sieren sich für griechische Mythologie?"
    „Nur, wenn es mit den Gestirnen zu tun hat. Die Himmels- formationen faszinieren mich schon lange. Ob Sie es glauben oder nicht, ich kann mich sogar mit Hilfe eines Sextanten auf See orientieren."
    „Wie haben Sie denn das gelernt?"
    „Der Bruder meines Vaters war Steuermann auf der Irish Rose." Nicht der Bruder ihres leiblichen Vaters, fügte sie in Ge- danken hinzu, sondern der Dr. Chastains, des Arztes, der mit ihrer Mutter verheiratet und bei dem sie aufgewachsen war. „Das Schiff befördert Passagiere entlang der irischen Küste. Als ich noch jünger war, habe ich Onkel Philip oft begleitet, und er hat mir das Navigieren beigebracht." Ihr Onkel war stets netter zu ihr gewesen, als ihr Vater es jemals gewesen war, und erst

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