Martin, Kat - Perlen Serie
überwältigend.
„Mylady klingt doch sehr förmlich, zumal wir uns schon so lange kennen."
„Dann werde ich Ihnen einfach meine Glückwünsche aus- sprechen, Grace. Ich wünsche Ihnen, dass Sie und Ethan sehr glücklich miteinander werden."
Das Lächeln wich schlagartig aus ihrem Gesicht. „Danke." Ethan wandte seinen Blick von ihr ab und spürte einen tie- fen Stich in seinem Herzen.
Rafe sah sich nach ihm um. „Ich fürchte, dass ich noch ein paar Dinge erledigen muss, und wenngleich ich euch beide nur ungern meiner werten Gesellschaft beraube, so bin ich mir si- cher, dass ihr euch bestens allein zu unterhalten wisst."
Ethan wollte lieber nicht daran denken, worauf die Worte seines Freundes anspielten. Stattdessen erwog er bereits, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass Forsythe sich tatsäch- lich noch in England aufhielt und dass sie ihn vielleicht bald zu fassen bekämen. Außerdem sollte er nie vergessen, dass die Frau, die hier so verführerisch vor ihm stand, die Tochter die- ses Verräters war.
„Vielleicht könntest du mich ein Stück mitnehmen", sagte er deshalb schnell. „Ich habe morgen einen Termin bei meinem Anwalt und wollte vorab noch etwas klären."
Rafe sah Grace kurz an. „Kein Problem."
„Wenn du uns entschuldigen würdest ..." Ethan war bereits zur Tür gegangen.
Grace nickte und mühte sich ein Lächeln ab. „Natürlich. Ich ... habe selbst noch einiges zu erledigen."
Danach schwiegen sie beide, und Ethan wünschte sich nur, er würde es nicht so sehr bedauern, nicht doch mit Grace zu Hause zu bleiben.
An ihrem zweiten Tag in London schickte Grace ihrer Mut- ter eine Nachricht, dass sie wieder in der Stadt sei. Nach der plötzlichen Heirat hatte sie Amanda Chastain bereits die Neu- igkeit mitgeteilt, dass sie nun Marchioness of Belford sei, und daraufhin verschiedentlich Post von ihrer Mutter bekommen, die ganz außer sich vor Begeisterung war.
Ich kann es kaum glauben! Und wir hatten uns schon Sor-
gen gemacht, dass du uns enttäuschen würdest. Aber ich habe schon immer gewusst, dass meine Tochter
viel zu klug ist, um sich mit weniger als einem Adeligen
zufrieden zu geben. Und noch dazu ein Marquess!
Natürlich konnte kaum die Rede davon sein, dass Grace klug gewesen war. Sie hatte sich sogar äußerst dumm verhalten und es einzig Ethans Ehrgefühl zu verdanken, dass sie nun nicht Mutter eines unehelichen Kindes wurde.
Aber für Amanda Chastain zählten nur die Resultate. Und eine Tochter zu haben, die mit einem Marquess verheiratet war, das konnte sich wahrlich sehen lassen.
Heute Nachmittag hatte ihre Mutter sich nun zu einem Be- such eingefunden.
„Dr. Chastain und ich möchten zu Ehren deiner Hochzeit' eine kleine Abendgesellschaft geben", erklärte sie, als sie im Garten saßen und Tee tranken. „Entschuldige bitte, wenn ich es sage, aber der Marquess hat seine gesellschaftlichen Pflich- ten uns gegenüber bislang sehr vernachlässigt. Immerhin ist er unser Schwiegersohn."
„Ich glaube, es wäre gut, damit noch ein wenig zu warten, Mutter. Ethan lebt sehr zurückgezogen, und ich weiß nicht, wie er einen solchen Vorstoß aufnehmen würde."
„Nun, es wird langsam Zeit, dass man in London von der neuen Marchioness of Belford erfährt."
Grace griff nach der Hand ihrer Mutter. „Noch nicht, Mutter. Ich bitte Sie, lassen Sie uns noch ein wenig Zeit."
Ihre Mutter zog ihre Augenbrauen verwundert in die Höhe. „Nun ... wir können natürlich noch warten."
Es war eine recht unverbindliche Antwort, und Grace hoff- te inständigst, dass ihre Mutter davon absehen würde, sich in die Ehe ihrer Tochter einzumischen. Wenn Ethan schon nichts mit ihr und dem Kind, das sie von ihm erwartete, zu tun haben wollte, wie viel weniger noch musste ihn die Bekanntschaft mit ihrer Familie reizen.
Aber das würde sie ändern, schwor sich Grace. Selbst wenn sie noch nicht genau wusste wie.
Den Rest des verbleibenden Tages sah Grace ihren Mann nicht mehr und konnte auch nicht sagen, wo er war. Sie war jedoch
entschlossen, sich von seiner Abwesenheit nicht aus der Fas- sung bringen zu lassen. Am nächsten Morgen wollte sie dem jungen Freddie Barton einen Besuch abstatten und fand ihn vergnügt bei seiner Arbeit in den Ställen.
Der Junge lächelte, als er sie kommen sah, und legte seine Mistgabel beiseite. „Schön, Sie zu sehen, Mylady."
Grace widerstand dem Impuls, den Jungen in die Arme zu nehmen, da es ihm sicher peinlich gewesen wäre, aber sie hatte ihn
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