Martin, Kat - Perlen Serie
Immerzu musste er an seine Frau denken. Nur kurz hat- te er sie mit Freddie in den Stallungen gesehen und war sofort von heißem Verlangen ergriffen worden. Verdammt! Sogar in ihrem jetzigen Zustand begehrte er sie ... vielleicht sogar noch mehr als zuvor.
Am vierten Tag glaubte er, es nicht mehr ertragen zu können, und ließ Grace in sein Arbeitszimmer rufen. Er sah in den lee- ren Kamin, seine Gedanken tobten ihm durch den Kopf, und sobald er Grace' Stimme hinter sich vernahm, drehte er sich um.
„Du wolltest mich sprechen?"
„Ich möchte mit dir über deine Rückkehr nach Belford Park reden."
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ich bin gerade erst
hier angekommen."
„Das stimmt. Bloß hast du gegen meinen ausdrücklichen Wunsch gehandelt und wirst nur so lange hier bleiben, wie ich es dulde."
Herausfordernd sah sie ihn an. „Willst du mich etwa hinaus- werfen?"
„Das wohl kaum. Ich möchte einfach, dass du nach Belford Park zurückkehrst. Dort ist meine Schwägerin, die dir in den nächsten paar Monaten zur Seite stehen kann."
„Ich werde nicht gehen, Ethan. Ich bleibe hier."
Er hätte wissen müssen, dass es nicht einfach sein würde. War denn jemals etwas einfach gewesen, was Grace betraf? „Du willst dich mir widersetzen?"
„Ich möchte meinen mir zustehenden Platz als deine Frau einnehmen." Grace nahm eine unnachgiebige Haltung an. Plötzlich sah er sie wieder in seiner Kabine vor sich stehen, als sie die furchtbaren Kleider zerriss, die er ihr gekauft hatte. Er musste sich bemühen, bei der Erinnerung nicht zu lä- cheln.
„Bei dieser Gelegenheit", fuhr sie nun fort, „möchte ich dir Bescheid geben, dass Lord and Lady Brant in zwei Wochen einen Ball zu Ehren unserer Hochzeit geben werden."
Ethan fluchte leise. „Ich bezweifle, dass Cord es zuließe, dass Victoria kurz vor ihrer Niederkunft noch einen Ball gibt." „Deshalb werden ja auch Claire und Lord Percy an Torys Stelle die Rolle der Gastgeber übernehmen. Gemeinsam mit Lord Brant natürlich."
Ethan wandte sich ab. Er wusste, dass er Grace nicht gut be- handelt hatte. Mittlerweile hatte sich herumgesprochen, dass sie geheiratet hatten, und es gab bereits erste Gerüchte, wa- rum er seine Frau so kurz nach der Heirat schon auf seinen Landsitz abgeschoben hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Leute anfingen, die Monate zu zählen und sich einen Reim auf die fortgeschrittene Schwangerschaft zu machen. Er durfte die Gerüchteküche nicht noch mehr anheizen, in- dem er Grace kurz nach ihrer Ankunft in London bereits wie- der nach Belford zurückschickte. Teufel auch! Warum musste nur alles so kompliziert sein?
„Ethan?"
Den zwischen Entschlossenheit und Verletzbarkeit schwan- kenden Ausdruck ihres Gesichtes zu sehen versetzte ihm nun
einen Stich.
„Einverstanden. Du kannst noch ein paar Wochen bleiben. Doch dann kehrst du nach Belford zurück."
Ihm entging nicht das kurze triumphierende Funkeln in ihren Augen. Seine Frau konnte wirklich eine berechnende kleine Person sein! Für einen Moment verspürte er fast so et- was wie Heiterkeit, allerdings erstickte er diese Regung sofort wieder ... ebenso wie den Ansturm des Verlangens, der damit einherging.
Er seufzte leise. Zwei Wochen wollte er ihr zugestehen - zwei Wochen, in denen er sich beharrlich sein Bedürfnis würde ver- sagen müssen, den Weg in ihr Bett zu finden. Aber er würde das aushalten, da er nicht wollte, dass sie noch mehr Macht über ihn bekam. Und wenn sie erst einmal wieder in Belford war, würde er sich eine Geliebte nehmen. Das hätte er schon längst tun sollen! Eine Frau, die seine Bedürfnisse erfüllte und dabei die nötige Distanz wahrte.
Er wünschte nur, dass ihm diese Aussicht verlockender er- scheinen würde ...
Seine Aufmerksamkeit kehrte zu Grace zurück. „Wenn es sonst nichts mehr gibt, steht es dir jetzt frei zu gehen."
Sie wollte noch etwas sagen, drehte sich dann aber wortlos um und verließ das Zimmer. Das Geräusch der sich schließen- den Tür schien ihm tief in der Leere seines Herzens widerzu- hallen.
Sie musste unbedingt etwas tun! Die Vorbereitungen für den Ball gingen voran, aber noch waren es einige Tage, bis er tatsäch- lich stattfand. Und Grace wollte in der Zwischenzeit nicht ta- tenlos zusehen, wie ihre Ehe sich immer weiter auflöste. Konn- te man denn überhaupt von einer Ehe sprechen - bloß weil der Pfarrer ihnen den Segen gegeben hatte und sie kurz nach der Hochzeit ein paar Nächte miteinander
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