Martin, Kat - Perlen Serie
können. Ist das nicht wundervoll?"
Bislang hatte sich Grace nicht allzu viel Gedanken über die Zukunft ihres Kindes gemacht. Die meiste Zeit sorgte sie sich wegen Ethan und ihrer anscheinend hoffnungslosen Ehe. Doch als sie ihre Freundin so strahlend vor sich sah, berührte sie un- willkürlich ihren Bauch.
„Ich kann es immer noch nicht glauben. Alles scheint mir ein wenig unwirklich zu sein."
„Das wird sich ändern."
„Du wirst sicher eine wunderbare Mutter werden. Wenn ich daran denke, wie gut du dich um Claire gekümmert hast." „Nun, dank Cords Hilfe hat meine Schwester ja nun einen Ehemann, der bestens für sie sorgt."
„Wie geht es ihr denn?"
„Sie ist überglücklich." Tory deutete mit dem Finger auf Grace. „Nur du machst uns Kummer."
Grace seufzte. „Er will nicht, dass ich bei ihm in London bleibe. Ich wünschte, ich wüsste, was ich tun soll."
Sie gingen zum Sofa hinüber und setzten sich. „Liebst du ihn?", fragte Tory geradeheraus.
Zwar hatte Grace ihrer Freundin geschrieben, dass sie Ethan liebte, aber das war schon eine Weile her, und seitdem war viel geschehen. Sie fürchtete, dass Tory nicht verstehen
würde, wie sie sich zu einem Mann hingezogen fühlen konnte, der so kalt und abweisend war wie Ethan. Oft verstand sie es ja selbst nicht.
„Ich habe ihn praktisch vom ersten Moment an geliebt. Er hat etwas an sich, Tory, das ihn so anders und so wunderbar macht, etwas, das mich zutiefst berührt, das ich aber nicht er- reichen kann. Ich habe mir eine Zeit lang versucht einzureden, dass ich nichts mehr für ihn empfinde und dass ich ihn nur wegen des Kindes geheiratet habe. Doch das stimmt einfach nicht! Ich glaube, ich wäre nie seine Frau geworden, wenn ich ihn nicht von ganzem Herzen lieben würde - und wenn ich nicht geglaubt hätte, dass er irgendwann auch mich würde lie- ben können."
„Meinst du nicht, dass er das schon tut?"
„Ich weiß es nicht. Wenn er mich ansieht ... wenn ich seine wundervollen Augen auf mir ruhen fühle ..." Sie legte ihre Hand aufs Herz. „Mir ist dann immer, als würde mir das Herz übergehen, und ich denke, dass er mich vielleicht liebt. Auf je- den Fall bin ich entschlossen, dafür zu kämpfen."
Tory ließ sich dies durch den Kopf gehen. Auf einmal funkel- ten ihre Augen genauso schelmisch, wie Grace es aus ihrer Zeit an Mrs. Thornhills Privatschule in Erinnerung hatte.
„Steh auf."
„Wie bitte?"
„Du sollst aufstehen!"
„Warum?"
„Tu es einfach."
Langsam erhob Grace sich vom Sofa und sah ihre Freundin fragend an.
„Wenn eine Frau ein Kind erwartet, sind es oft die ersten paar Monate, in denen ihre Schönheit förmlich aufblüht. Wenn du Kleider mit hochangesetzter Taille trägst, wird es ein paar weitere Wochen dauern, bis man sieht, dass du in anderen Um- ständen bist. Diese Zeit solltest du nutzen."
„Wie meinst du das?"
„Ich will damit sagen, dass jetzt die beste Zeit ist, um Ethan endlich die Augen dafür zu öffnen, wie wunderschön du bist - und ich weiß auch schon, womit wir anfangen. Cord und ich werden zu Ehren eurer Hochzeit einen Ball geben."
„Nein, Tory, bitte nicht. Das würde Ethan n ur verärgern. Meine Mutter plante aus demselben Anlass eine Abendgesell-
schaft, aber ich habe ihr bereits davon abgeraten. Und ein Ball erst ..."
„Vertrau mir. Cord hat mir erzählt, dass Ethan seit eurem Kennenlernen keine anderen Frauen mehr hatte. Vielleicht ist er wirklich in dich verliebt und weiß es nur selber nicht." Tory lächelte. „Wir werden ihn schon dazu bringen, dass er merkt, wie viel du ihm bedeutest."
„Aber ..."
„Du wirst ein herrliches Abendkleid tragen, die Frauen werden gelb vor Neid sein, und die Männer werden dich um- schwärmen wie Bienen den Honig. Ethan wird kochen vor Ei- fersucht."
„Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Ich kann mich erinnern, dass du mit dieser Strategie bei Cord eher schlechte Erfahrungen gemacht hast."
Tory winkte ab. „Das war etwas ganz anderes. Und letzten Endes hat es ja funktioniert. Es tut einem Mann immer gut zu wissen, wie begehrenswert seine Frau auch für andere Männer ist."
Nachdenklich biss Grace sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht ..."
„Vertrau mir, liebste Grace. Ich weiß, was ich tue."
Das wollte Grace auch hoffen, denn bislang waren ihre eige- nen Pläne noch nicht besonders erfolgreich gewesen.
Drei Tage und drei lange Nächte vergingen. Ethan konnte nicht schlafen und musste sich zwingen, überhaupt etwas zu essen.
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