Martin, Kat - Perlen Serie
Schneiderin war eine hagere Frau mit silber- grauem Haar und einer winzigen Brille, die auf ihrer langen, schmalen Nase klemmte.
„Und Sie müssen Seine Lordschaft sein. Ach, was für ein wunderschönes Paar! Beide so groß und gut aussehend." Sie betrachtete Ethan durch ihre Augengläser. „Und Sie sollten sehen, wenn Ihre Frau erst einmal meine herrlichen Kleider trägt..."
„Ich brauche nur eines", wandte Grace schnell ein. „Ein Abendkleid für den Ball, den Lord und Lady Brant zu Ehren unserer Hochzeit geben."
Unwillig runzelte Madame Osgood die Stirn. „Aber das ist doch lächerlich. Sie sind nun die Marchioness of Belford und sollten immer nach der neuesten Mode gekleidet sein." Sie warf Ethan einen kurzen Blick zu. „Da sind Sie sicher meiner Meinung, Mylord."
Was sollte er dazu sagen? Dass Grace ohnehin die meiste Zeit auf dem Land verbringen und derlei Kleider kaum brau- chen würde? „Sie haben natürlich Recht. Meine Frau soll all die Kleider haben, die sie möchte. Schicken Sie mir einfach die Rechnung."
„Ich merke schon, dass Sie nicht nur gut aussehen, sondern auch sehr klug sind." Die Schneiderin lächelte zufrieden. „Wa- rum fangen wir dann nicht gleich an?" Madame Osgood ver- schwand hinter einem Vorhang und kam nach kurzer Zeit in Begleitung zweier junger Näherinnen zurück, die jede ein hal- bes Dutzend Stoffballen trugen.
„Hier entlang." Madame Osgood hielt einen weiteren Vor- hang zurück, der in einen eleganten Salon führte. Nachdem sie Ethan bedeutet hatte, auf dem Sofa vor einem kleinen Po- dium Platz zu nehmen, und ihn gefragt hatte, was er zu trinken wünsche, zog sie sich mit Grace und den beiden Näherinnen zurück.
Während der nächsten paar Stunden führte ihm Madame Osgood seine Frau in diversen Stoffen vor, die in langen Bah- nen um ihren Körper wallten. Ethan sah Grace in Seide und Satin, in Musselin und in Spitze, und er brauchte nicht lange, um ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Farben am besten zu ihrer Alabasterhaut und den goldenen Strähnen in ihrem rötlich flammenden Haar passten.
„Wie wäre es mit diesem?", fragte Grace nun zum bestimmt zehnten Male, drehte sich nun vor ihm und bot ihm einen Blick auf ihre bloßen Schultern, ihren bloßen Rücken, ihre blo- ßen Arme ...
Ethan setzte sich auf dem Sofa zurecht. „Das Blau ist ein we- nig zu blass. Leuchtende Farben stehen dir besser."
Sie lächelte und schien seiner Meinung zu sein. Während sie vom Podium stieg, verrutschte der Stoff ein wenig und gab den Blick frei auf ihre bestrumpften Füße, ihre schlanken Waden und einen Strumpfhalter aus blauer Spitze.
Seit Stunden schon versuchte Ethan, seine immer wieder auflodernde Erregung in Grenzen zu halten. Jetzt schoss ihm erneut das Blut durch den Leib, und er spürte, wie seine Männ- lichkeit sich regte und heftig zu pulsieren begann. Resigniert schüttelte er den Kopf. Wenn er nicht wüsste, dass Anproben nun einmal so abliefen, hätte er schwören können, dass Grace ihn absichtlich auf die Folter spannte.
Immerhin hatte sie ihn ja auch auf dem Schiff verführt - wo- ran er lieber nicht hätte denken sollen, denn die bloße Erinne- rung reichte schon, um ihn in einen noch erregteren Zustand zu versetzen.
„Madame gefällt dies hier sehr gut", unterbrach Grace nun seine unziemlichen Gedanken. Der Stoff war lose um ihre Schultern drapiert und fiel in langen, weichen Bahnen schmei- chelnd über ihre Hüften bis auf den Boden. Ethan konnte den Ansatz ihrer üppigen Brüste sehen ... er konnte in der Tat so tief blicken, dass er bereits die dunklen Schatten der Brustspit- zen sah.
„Der Stoff ist schön, aber der Ton passt nicht zur Farbe dei- nes Haars."
Grace runzelte die Stirn. „Genau das dachte ich mir auch." Er sah ihr nach, wie sie zu einer weiteren Anprobe ging, bei jedem Schritt leicht ihre Hüften wiegte und ihm fast unmerk- lich einen kurzen Blick auf ihre langen Beine gewährte. Hof- fentlich fanden sie bald das richtige Kleid! Er wusste nicht, wie lange er diese Qual noch ertragen konnte.
„Wie findest du das?" Nun war sie ganz in smaragdgrüne Seide gehüllt. Der dunkle Ton des Stoffes ließ ihre strahlen- den Augen heller als sonst erscheinen. Madame Osgood eilte mit einem Stoffballen prächtigen Goldbrokats herbei und ließ eine Bahn locker über Grace' Schulter fallen.
„Ich glaube, wir haben es gefunden", sagte Ethan und stieß innerlich einen Seufzer der Erleichterung aus.
„Ja, ist das nicht einfach
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