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Marx, my Love

Marx, my Love

Titel: Marx, my Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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umhin, mitzuhören. So, Sie sind frei.«
    Lenz massierte seine Knöchel, als er neben dem Stuhl auf dem Boden saß. Dann tastete er nach der Beule am Hinterkopf und sah Anna giftig an. »Geht Sie überhaupt nichts an. Aber bitte: Es war eine Probeaufnahme, in der Benno erbärmlich schlecht agierte. Er wollte die Kassette haben.«
    »Genau so ist es«, murmelte der Schauspieler, während er Lenz auf die Beine half.
    »Und deshalb wollten Sie ihn foltern? Sehe ich so aus, als ob ich das glaube?«
    Jacob Lenz war wieder auf der Höhe seines arroganten Selbst. »Mir egal, was Sie glauben. Ich nenne das Hausfriedensbruch…«
    »…unbefugtes Eintreten. Die Tür war offen.« Anna sah ihr Handy auf dem Schreibtisch liegen und griff danach: »Ich habe auf Ihren Anrufbeantworter gesprochen, und weil ich nicht wusste, wann Sie das Gerät abhören, bin ich vorbei gekommen. Weil ich das Handy dringend brauche.«
    »Jetzt haben Sie es ja, und nun darf ich Sie bitten, zu gehen… bevor ich die Polizei rufe.«
    Anna sah Benno Mackeroth an, der jetzt einen Schuljungen spielte, der seinen Streich zutiefst bereute. »Ich werde mich der Dame anschließen, Jacob. Du musst ja noch die Beerdigung regeln und so. Wir reden ein andermal darüber…«
    Flucht: Genauso sah es aus, und Anna fand seltsam, dass Lenz ihn so ohne weiteres ziehen ließ. Doch die Hände des Witwers zitterten, und sie verstand, dass er allein sein wollte mit dem weißen Schnee oder der Flasche… was immer er am späten Morgen brauchte, um ein Mensch zu werden.
    Sie folgte Mackeroth aus der Bibliothek. Die Frage, ob er Lenz tatsächlich gequält hätte, stand im Raum. Sie hätte ihn später betreten sollen, um eine Antwort zu finden. Sie ärgerte sich, über sich selbst und den undankbaren Witwer, und so drehte sie sich an der Tür noch einmal um: »Ihre Frau hat mich übrigens beauftragt, Sie zu beschatten.«
    Sprach’s und hatte das letzte Wort, so wie es ihr gefiel. Sie folgte Mackeroth über die Treppen hinunter ins Freie. Er rannte beinahe. Am Gartentor sah sie aus der Ferne eine junge Frau im Laufschritt neben einem Hund, der wie Oscar aussah. Jacob Lenz stand am Fenster der Bibliothek und blickte nach unten. Als er Annas Blick auffing, drehte er sich weg. Rosamundes Hund hatte seine Begleiterin abgehängt und wartete vor dem Gartentor. Es war einer dieser Maitage, die von Sommer kündeten, und Anna blinzelte in den Himmel, der ohne Wolken war.
    Benno Mackeroth stand neben einem silbernen Porsche, der in der Sonne glitzerte. Das Erste, dachte Anna, das er sich von einem fetten Honorar gekauft hat. Dafür hatte sie Verständnis, und ihr alter Jaguar war eine viel schlimmere Sünde. Im Lauf der Jahre hat er sie ein Vermögen gekostet und schließlich dazu gebracht, zu Fuß zu gehen.
    »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«, sagte Mackeroth, als sie an ihm vorbeiging. Er sah erleichtert aus, vielleicht, weil sie ihn daran gehindert hatte, eine Grenze zu überschreiten, von der er nicht genau wusste, wo sie verlief? Er hatte eine schöne Stimme, und er rollte das R ein wenig, was nach österreichischen Ursprüngen klang. Er hielt die Beifahrertür auf, und sie ließ sich in den Ledersitz fallen. Das Geräusch des Motors beim Starten war Musik in Annas Ohren.
    »Wohin soll ich Sie bringen? Und was wollte Rosi Jacob anhängen? Sie wusste doch schon alles über ihn.«
    Anna, während sie ihre Mailbox abhörte: »Weshalb wollen Sie ihn um jeden Preis haben, diesen Film?«
    Benno lachte. Es klang künstlich. »Ach was, ich wollte ihm nur ein bisschen Angst einjagen. Ich kann keiner Fliege was zuleide tun.«
    »Das sagen viele Mörder.« Einer jener Anna-Sätze, die jeder empirischen Grundlage entbehren.
    Sie verschränkte die Hände im Schoß und lehnte sich im Sitz zurück. Es roch nach Leder, und sie vermisste ihr Auto. »Sie wollte ihn vollkommen unter Kontrolle haben. Und dazu gehörte, dass sie alles wusste. Zum Beispiel, dass er einen Film bei der Konkurrenz drehen wollte.« Das war frei erfunden. Lügen haben schöne Beine. »Ach ja, ich muss in ein Lokal Nähe Gendarmenmarkt. Eat the Rich, Sie kennen es. Ich sag nur noch schnell meiner Freundin Bescheid.«
    Er fuhr seinem und des Wagens Image entsprechend, und Anna schloss die Augen, während sie telefonierte. Sibylle klang merkwürdig, und zum ersten Mal zog Anna in Betracht, dass sie tatsächlich krank war. Mackeroth zündete sich eine Zigarette an und übersah beinahe eine rote Ampel. Er bremste so scharf,

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