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Mary Poppins

Mary Poppins

Titel: Mary Poppins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela L. Travers
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und daß eine mehr oder weniger mir nicht viel bedeutet. Bin ich nicht…?« Sie machte eine Pause und blickte sich um.
    »… die Herrin des Dschungels«, zischelten alle Schlangen im Chor, als seien Frage und Antwort Teil einer wohlbekannten Zeremonie.
    Die Schlange nickte. »Nun«, fuhr sie fort, »was für mich paßt, paßt auch für dich! Die Gabe ist nicht groß, liebe Mary, aber sie mag dir für einen Gürtel oder ein Paar Schuhe dienen, sogar für ein Hutband – solche Sachen sind immer zu gebrauchen, wie du weißt!«
    Bei diesen Worten begann sie sich sacht hin und her zu wiegen, und Jane und Michael, die ihr zusahen, schien es, als liefen kleine Wellen über ihren Körper vom Schwanz bis zum Kopf. Plötzlich machte sie eine lange, drehende, ruckartige Bewegung – da lag ihre goldene Haut auf dem Boden, und sie trug statt dessen eine neue aus glitzerndem Silber.
    »Warte!« sagte die Schlange, als Mary Poppins sich bückte, um die Haut aufzuheben. »Ich will eine Widmung daraufschreiben.«
    Und sie strich mit ihrem Schwanz über die abgeworfene Haut, wand die goldene Hülle geschickt zu einem Ring, steckte den Kopf hindurch, daß sie wie eine Krone aussah, und überreichte sie anmutig Mary Poppins. Diese nahm sie mit einer Verbeugung entgegen.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll…«, begann sie und stockte. Sie war sichtlich hocherfreut, denn sie drehte die Haut in der Hand hin und her und betrachtete sie bewundernd.
    »Laß nur!« wehrte die Schlange ab. »Hsssst!« machte sie und spreizte ihre Haube, als lausche sie mit ihr. »Hör ich da nicht das Signal für die große Kette?«
    Alle horchten auf. Eine Glocke läutete, und es ertönte eine tiefe, rauhe Stimme, die immer näher kam und rief:
    »Zur großen Kette! Herbei! Herbei! Aufstellen zur großen Kette!«
    »Das dachte ich mir!« sagte die Schlange lächelnd. »Du mußt gehen, meine Liebe. Sicher warten sie schon darauf, daß du deinen Platz auf der Wiese einnimmst. Leb wohl bis zu deinem nächsten Geburtstag!« Und wie zuvor richtete sie sich auf und küßte Mary Poppins leicht auf beide Wangen.
    »Laß dich bitte nicht aufhalten!« sagte sie. »Auf deine jungen Freunde werde ich aufpassen.«
    Jane und Michael spürten, daß sich der Braunbär unter ihnen rührte, und standen auf. An ihren Füßen fühlten sie die Schlangen entlanggleiten, die jetzt, sich drehend und windend, aus dem Schlangenhaus fortstrebten.
    Auch Mary Poppins stand auf, verneigte sich feierlich vor der Brillenschlange und lief, ohne den Kindern auch nur einen Blick zu schenken, auf das große Viereck mitten im Zoo zu.
    »Du kannst auch gehen«, sagte die Brillenschlange zum Braunbären, der, die Mütze in der Hand, eine demütige Verbeugung machte und lostrabte, dorthin, wo alle anderen Tiere sich um Mary Poppins scharten.
    »Wollt ihr mit mir kommen?« fragte die Brillenschlange Jane und Michael freundlich. Und ohne eine Antwort abzuwarten, glitt
     

sie zwischen die beiden und wies sie mit einem Blähen ihrer Haube an, neben ihr zu gehen.
    »Es hat angefangen!« sagte sie und zischelte vergnügt.
    Das laute Geschrei, das jetzt vom Rasenplatz herüberklang, verriet den Kindern, daß sie die große Kette meinte. Im Näherkommen hörten sie die Tiere singen und rufen, und dann sahen sie, wie sich Leoparden und Löwen, Biber, Kamele, Bären, Kraniche, Antilopen und viele andere um Mary Poppins im Kreis aufstellten. Dann setzte der Kreis sich langsam in Bewegung. Die Tiere sangen laut ihre Urwaldlieder, hüpften im Reigen hin und her und reichten einander, wie bei der großen Kette im Lancier, im Vorbeitanzen abwechselnd Hände und Flügel.
    Eine kleine, piepende Stimme hob sich hell aus den übrigen:
     
    »Oh, Mary, Mary,
    Was Bess’res gab’s nie,
    Gab’s nie und nie und nimmermehr!«
     
    Und sie sahen den Pinguin herantanzen, der mit seinen kurzen Flügeln wedelte und begeistert aus vollem Halse sang. Auch er sah die Kinder, verbeugte sich vor der Schlange und rief:
    »Es ist mir gelungen – habt ihr mein Lied gehört? Natürlich ist es noch nicht vollkommen, >gab’s nie< reimt sich nicht genau auf Mary. Aber es geht, es geht!« und er hüpfte davon, um einem Leoparden seinen Flügel anzubieten.
    Jane und Michael sahen dem Reigen zu, die Schlange blieb schweigend und unbeweglich zwischen ihnen. Als ihr Freund, der Löwe, beim Vorübertanzen sich bückte, um den Flügel eines brasilianischen Fasans in seine Pranke zu nehmen, versuchte Jane scheu, ihrer

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