Marzipaneier (Junge Liebe)
du dir ’nen Typen, bei dem du Chancen hast, wenn es nicht anders geht und du unbedingt einen Mann brauchst. Immer die süßesten Jungs sind schwul. Das wird sich wohl nie ändern. Warum eigentlich? Das kannst du doch der Frauenwelt da draußen nicht antun“, neckt sie mich. „Im Übrigen glaube ich nicht an homosexuelle Neigungen bei Ben. Nicht bei ihm. Da bin ich mir sicher. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Dann gibt es obendrein noch Bianka, die Zwillinge von ihm erwartet. Vergiss es. Vergiss ihn!“
„Bianka! Diesen Namen solltest du in meiner Gegenwart bitte nicht mehr so oft erwähnen. Ich krieg die Krise, wenn ich bloß an sie denke. Mit der konnte ich noch nie so richtig. Die war mir auf Anhieb unsympathisch. Um ehrlich zu sein bin ich auf die dumme Pute richtig eifersüchtig. Ich hoffte, dass mir Bens Umzug darüber hinweghilft. Aber es sieht nicht so aus. Aber das muss doch möglich sein, ihn zu vergessen, zum Kuckuck!“
„Oh Bruderherz, dich scheint es ja gewaltig erwischt zu haben. Es wird wohl das Beste sein, wenn du dich vorerst auf Lena konzentrierst. Du brauchst Ablenkung. Und denk daran. Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du es nicht mehr aushältst. Lass uns bezahlen. Ich lade dich ein. Find ich klasse, dass du so großes Vertrauen zu mir hast. Ich habe übrigens gerade selbst was in Aussicht. Knapp 1,80 Meter, himmlisch blaue Augen und halblanges schwarzes Haar. Er ist zur Hälfe Franzose, zur Hälfte Italiener und heißt Felipe. Näheres, sprich ein Foto, kann ich dir bei Gelegenheit mal rüber mailen. Muskelbepackt und braun gebrannt. Ein leckeres Filet.“
„Is klar. Danke. Sich nach deinen Ratschlägen zu halten ist meistens richtig.“
„Muss aber nicht. Jeder kann sich mal irren. Außerdem bezweifle ich, dass ich dir heute behilflich sein konnte. Aber du konntest wenigstens mal mit jemandem darüber reden. Das ist ja auch schon was wert.“
„Stimmt. Ich hätte Julian fragen können, ob er nicht auch einmal in einer ähnlichen Lage war. Aber ich glaube, das lasse ich besser sein. Gehen wir nach Hause!“
Amüsiert schlagen wir unseren Heimweg ein. Ich glaube, ich habe meinen Helden endlich gefunden. Oje, ich hab es schon wieder getan …
Die 11. Klasse
Sonntagnacht, kurz vor zwölf. Ich liege in meinem Bett und sollte schlafen. Das ist gar nicht so einfach, wenn die Gedanken frei im Raum kreisen. Ich lasse die gesamten Ferien vor meinem geistigen Auge Revue passieren, denke an morgen, die Schule, und mir fällt ein, dass ich nun ein Schüler der elften Klasse bin. Ich glaube, dass diese Ferien zu einen der schönsten meines Lebens zählen. Ich habe einiges erlebt und kann wohl von mir behaupten, reifer geworden zu sein. Nicht zuletzt weil ich gepoppt habe. Ich habe die Zeit bevor Ben wegzog mit ihm verbracht. Das war mir enorm wichtig. Ich weiß endlich wie sich Liebe anfühlt und irgendwie habe ich das Gefühl, dass mit meinem Herzen etwas Schönes passiert ist.
Cora ist heute Mittag wieder abgereist. Ich bin gespannt, was sich mit ihr und diesem Felipe noch alles entwickeln wird. Cora ist davon überzeugt, dass er das Beste sei, was ihr passieren könne. Wie dem auch sei, morgen werde ich all meine Freunde und Lena wieder sehen. Hoffentlich hat sie die Tage auf Rügen bei ihrer Tante gut überstanden.
Man wird wieder viel zu schnell zum Alltag übergehen. Leider. Wie für gewöhnlich werde ich morgens zu Mark gehen, um ihn zur Schule abzuholen. Wenn er einmal pro Woche bereits unten an der Kreuzung auf mich warten wird, wird das häufig sein. Ansonsten werde ich die alte Schlafhaube meistens wach klingeln müssen. Wir werden zu Fuß zur guten alten Schule gehen. In der Hoffnung, das bevorstehende Schuljahr zumindest so unbeschadet zu überstehen, wie das Vorangegangene. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, aufs Neue von Wochenende zu Wochenende zu leben. Die nächsten Ferien als ständiges Ziel vor Augen.
Ehrlich gesagt habe ich vor dem nächsten Schuljahr Angst. Die elfte Klasse zählt zu einen der härtesten Brocken und ich habe die zehnte Klasse gerade so mit Biegen und Brechen überlebt. Meine Französischkenntnisse haben sich trotz unseres Urlaubs nur bedingt verbessert. Wenn überhaupt. Was Mathematik angeht, habe ich auch so meine Bedenken. Obendrein kommt erschwerend hinzu, dass Cora weit weg ist und Ben in den kommenden Monaten mit den Zwillingen genug um die Ohren haben wird. Hilfe von ihm kann ich also weniger erwarten. Vielleicht mache
Weitere Kostenlose Bücher