Marzipaneier (Junge Liebe)
starrköpfig und zurückgeblieben?
Mittwoch. Fußballtraining. Ich bin am Ball. Schuss. Und Tor! Mark hat wieder nicht gehalten. Schon das vierte Mal heute. Es macht Laune, ihm wenigstens im Sport Paroli bieten zu können, ohne sich zurückhalten zu müssen. Mich treibt der Gedanke an Ben an, das Training schnell hinter mich zu bringen. Meine Tasche ist gepackt und die Surfbretter mit der Bahn vorausschickt worden. In ’ner knappen Stunde werden wir auf dem Highway sein. Ich sage dem Coach am Sonntag nicht spielen zu können. Er ist nicht sonderlich begeistert. Auf meine momentan gute Form will er nicht verzichten. Ich flunkere ihm was von wegen wichtiger Familienangelegenheit vor. In gewissem Sinne stimmt das ja. Als letzter verlasse ich die Halle. Erotisch sind die Jungs meiner Mannschaft nun wirklich nicht – zumindest sieht mein kleiner Freund da unten es zum Glück nicht so, obwohl manche in Textil ganz nett aussehen. Dennoch ist es mir unangenehm mit ihnen zu duschen, sodass ich meist als letzter in die Kabine gehe. Erstaunt muss ich feststellen, dass Mark vor der Tür auf mich wartet.
„Was willst du? Mir Vorhaltungen machen?“
„Nein. Lass uns reden.“
„Ich denke es ist alles gesagt.“
„Sei kein Sturkopf. Wir sollten unsere Freundschaft nicht leichtfertig wegwerfen.“
Ich bin misstrauisch, aber ich möchte es ihm so gerne glauben.
„Und?“
„Entschuldige meine Ungerechtigkeit. Es war gemein. Lass mich doch nicht so zappeln.“
„Das soll ich dir jetzt glauben?“
„Vergiss es. Mehr als mich entschuldigen kann ich nicht. Ich wollte es auf einen Versuch ankommen lassen. Ciao.“
„Nein, warte! Mir liegt noch viel an unserer Freundschaft. Klar.“
Wie in alten Zeiten begleitet Mark mich nach Hause.
„Woher der plötzliche Sinneswandel?“
„Mir ist im Training aufgefallen, dass die Harmonie zwischen uns fehlt.“
„Was du nicht sagst!“
„Verstehe mich nicht falsch. Natürlich geht es mir nicht nur um die Mannschaft. Meinst du unser Streit belastet mich nicht?“
Wir kommen auf Ben zu sprechen. Ich erzähle ihm wie sich alles entwickelt hat. Er wirkt interessiert, auch, wenn er noch skeptisch dreinschaut, wenn ich ihm sage, wie sehr ich Ben liebe und wie gut seine Küsse schmecken. Ich bin froh, Ansätze des Verständnisses in seinem Ausdruck erkennen zu können. Ich bin fast daheim, als er noch mal auf das Fußballspiel am Sonntag zu sprechen kommt.
„Willst du es dir nicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen? Ohne dich sind wir aufgeschmissen.“
„Selbst wenn ich wollte, ist es zu spät.“
„Hast wohl was Besseres vor?“
„Das kann man wohl sagen.“
„Spann mich nicht so auf die Folter.“
„Freitag komme ich nicht zur Schule. Ben hat mir zum Geburtstag ’nen Kurztrip nach Dänemark zum Surfen geschenkt. Wir kommen erst Sonntagabend zurück.“
„Dann müssen wir ohne deine Mithilfe gewinnen. Schwer genug. Habt ihr es schon getan? Ich meine richtig. Kannst es mir ruhig sagen. Ich kann schweigen wie ein Grab.“
Mark ist wieder der Alte. Ich denke wir werden wieder zusammenfinden. Was Ben und unsere Bettgeschichten angeht, will ich mich lieber bedeckt halten. Von wegen schweigsam! Mark wäre das geschwätzigste Grab, das die Welt je gesehen hat. Insbesondere was sein Lieblings-Thema angeht.
„Also ja! Dann wünsch ich dir viel Spaß!“
Unser Hotel ist klein und gemütlich. Wir haben ein Zimmer im Erdgeschoss, das geradezu einlädt, abends raus zum Strand zu gehen. Meerblick auf dem Zimmer ist was imposantes, besonders bei Sonnenuntergang. Donnerstag Früh kommen wir an. Uns zieht es sofort ans Wasser. Die Wellen sind klasse und die Temperaturen von Luft und Wasser angenehm.
Wir geben uns als Brüder aus, obwohl es spätestens den Putzfrauen an den eindeutigen Flecken in unserem gemeinsamen Bett auffallen wird, dass uns eine spezielle Beziehung miteinander verbinden muss. Es ist traumhaft. Ich würde am liebsten für immer mit Ben hier bleiben.
Für Freitag ist Sturmwarnung angesagt. Meterhohe Wellen lassen uns jedoch nicht untätig auf unserem Zimmer sitzen. Trotz dem Mahnen einiger Einheimischer wagen wir den Sprung auf die Bretter. Es ist ein unglaubliches Gefühl auf den Wellen zu reiten. Eine Herausforderung für jeden Surfer. Wir werden raus- und reingetragen. Wind kommt auf und es beginnt zu nieseln. Das ist zwar keine Begebenheit, die man sich herbeisehnt, aber ich denke der Lerneffekt erhöht sich dabei. Ständig befinde ich
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