Maschinenkinder
Grauen.
Schweigend trug Paul den Hund zu seinem Bett; strich über das blutige Fell, bevor er die Decke drüber zog. Ludwig durfte einfach nicht sterben! Eine Träne tröpfelte von seinem Kinn.
»Kinder, was ist mit euch passiert? So redet! Erzählt mir, was los war.«
»Wir waren am Bahnhof«, begann Paul, »wo ein Monster kam und alles gebebt hat, und wir sind abgehauen. Trotzdem hat es den Kanal verschluckt, und die Sporen, die flossen aus seinem Maul, und Geistervögel haben uns angegriffen, bis Lisa uns im Boot retten konnte.«
»Junge, du faselst ja.« Der Alte verschloss die Tür. »Was für ein Monster denn? Nur die Phase wird etwas stärker, kein Grund zur Sorge.«
Matt hob Lisa den Kopf; auch sie weinte, ihr Mund bibberte. »Es kommt näher, das Biest, schwarz und ganz riesig, und es macht Blitze und poltert wie ein Gewitter. Hör hin …«
Im Schatten, nur ein paar Kerzen brannten, horchten sie auf das ferne Grollen; schwach konnten sie das Raunen der Geistervögel ausmachen. Noch bebte der Flakturm nur leicht, obwohl sich das Monstrum schon hinter der Altstadt aufgetürmt hatte, als sie mit den letzten Tropfen Benzin den Kai erreichten.
»Ich habe eine schreckliche Ahnung«, brummte Rhombus und hinkte zum Fenster, um die Holzblende zu öffnen und rauszuschauen: Es war finster wie immer, bis auf das spukhafte Flackern, als würde ein Sturm heraufziehen. »Nein, das muss ich von oben sehen.« Er machte kehrt, ging zur Kommode, zog die Schublade auf, nahm sein Fernglas heraus – dann weiter zur Hintertür, wo er stehen blieb, zögerte. »Ihr bleibt hier unten. Lisa, wasch seine Schrammen und nimm das Jod; nachher schön alles verbinden. Da sind auch Pflaster übrig. Verstanden?«
Sie nickte.
»Bin gleich zurück und versorge den Hund.« Er humpelte hindurch, und die Tür fiel hinter ihm zu.
Im Luftzug knisterte ein Kerzendocht, sonst kein Laut außer dem Grollen draußen. Näher inzwischen. Viel näher.
»Hab keine Angst, es wird alles wieder gut.« Lisa holte den Sanitätsranzen vom Regal runter. »Rhombus weiß sicher, was zu tun ist.«
Hinter ihr warf Paul das zerfetzte Hemd weg. »Dieser Krüppel, was weiß der schon!«
»Nimm das sofort zurück«, schrie Lisa, den Ranzen zitternd in der Hand. »Du rotziger Bengel, ohne ihn hätten wir gar nichts. Gar nichts, hörst du? Gar nichts!«
Das saß; wie geohrfeigt stieß Paul gegen das Bettgestell. »Tut mir leid, ich –«
»Und jetzt pflanz deinen Hintern auf den Stuhl, damit ich dich verarzten kann. Wird’s bald?«
Unter Tränen, beide weinten, kam Paul zum Tisch – wollte sich hinsetzen, als von oben laut und schrill eine Sirene ertönte.
Alarm!
»Es geht los«, sagte Lisa und stellte den Ranzen beiseite. »Zieh deinen Pulli an und komm.«
***
Hand in Hand nahmen sie die letzten Stufen. Paul wurde von Lisa hochgezogen, die auf ihn einredete, schnell und pausenlos, obwohl er draußen nichts mehr verstehen konnte – Blitze durchstachen die Luft, und Donner, so laut wie Kanonenfeuer.
Als beide die Plattform erreichten, sich keuchend zur Brüstung hinschleppten, an den Beeten vorbei, warf sie ein Erdstoß von den Füßen: Sie fielen der Länge nach hin, blieben liegen, zu erschöpft, um wieder aufzustehen, bis Rhombus kam, um ihnen zu helfen.
Mittlerweile schien das Ungetüm die halbe Kuppel zu füllen, ganze Viertel waren verschwunden, dafür ein Himmel mit fremder Sonne, darunter die Pilze, Würmer, und Schwärme von Geistervögeln, die zwischen den Welten frei hin und her segelten.
»Das ganze Gefüge kollabiert«, brummte der Alte, wobei sein Maschinenauge die Häuser fixierte: verrutschte Dächer; und Schornsteine brachen – Berge von Schutt in den Straßen. »Mein Gott, ich hab befürchtet, dass das passiert. Wir müssen das Lichtwerk starten.«
»Kein Strom«, stöhnte Paul, dessen Knie bluteten, dunkle Flecken im Stoff.
»Ein Benzingenerator geht noch, auch die Autobatterien, und eine galvanische Säule habe ich vorhin aufgefüllt; das wird schon passen so weit.«
Doch sein Maschinenauge zuckte hin und her. »Keine Wahl, Junge. Keine Wahl!«, schrie er und packte Paul bei den Schultern. »Holt euch Hammer und Nägel und schlagt Löcher in die Propeller, unten, damit ihr das Benzin mit Eimern auffangen könnt. Das bringt ihr her. Verstanden?«
Paul rührte sich nicht.
Rhombus schüttelte ihn. »Hast du das begriffen, Rekrut!«
»J… ja« Paul löste sich, stolperte einen Schritt rückwärts, blieb danach stehen und
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